Das erste von Historikern und Historikerinnen moderierte Geschichtsmagazin stellt die Frage: Was hat uns Geschichte heute zu sagen? In dieser Folge: Wie wurde aus einer harmlosen Kopfbedeckung, die von vielen verflucht und von manchen geliebt wird - dem Tropenhelm, das Symbol der kolonialen Unterdrückung?
„Wer die Welt kennt, beherrscht sie schon zur Hälfte“, schrieb der Philosoph Tommaso Campanella, der 1602 vom „Sonnenstaat“ träumte. Dieser Satz steht für die gesamte Kolonialgeschichte. Auf die Reise folgt die Eroberung, auf die Erkundung die Ausbeutung. Ein Kleidungsstück repräsentiert diese fatale Vorgehensweise ganz besonders anschaulich: der Tropenhelm.Zum Schutz vor der glühenden Sonne trugen die Europäer in der Kolonialzeit einen weißen Helm. Doch diese Kopfbedeckung, die sich in der Mitte des 19. Jahrhunderts durchsetzte, verstärkte die Unterscheidung zwischen barhäuptigen Kolonisierten und dominierenden Kolonialherren. Das Weiß der Helme steht in klarem Kontrast zu einem sich damals etablierten Bild von Afrika – dem des "schwarzen Kontinents".Wie wurde aus einer harmlosen Kopfbedeckung, die von vielen verflucht und von manchen geliebt wird, das Symbol der kolonialen Unterdrückung? Zu Gast bei Patrick Boucheron ist Historiker Sylvain Venayre, der sich auf die kulturelle Geschichte des 19. Jahrhunderts spezialisiert hat. Er berichtet über die Verbreitung des Tropenhelms und die spätere Auflehnung gegen dieses Symbol der Diskriminierung – das ungeachtet der Negativkonnotation auch die Mode und Alltagsgewohnheiten seiner Zeit widerspiegelt.Manon Bril verwischt schließlich die Grenze zwischen Geschichte und Popkultur. Sie erläutert, inwiefern der Kolonialstil nun als "vintage" und "retro" gilt, und wie ihn die Prominenz aufgreift, ohne dessen Symbolik zu hinterfragen.
Dokureihe, Regie: Jean-Dominique Ferrucci (F 2020, 18 Min)