Vorstellung: The End

G

Gelöschtes Mitglied 13738

Guest
Hier nun meine zweite Systemvorstellung (Vorstellung statt Kritik weil ich das System nie gespielt habe). Eigentlich hatte ich mir vorgenommen über "Human Occupied Landfill" zu berichten aber äh... da fehlen mir einfach die Worte zu und streng genommen ist das auch kein RPG das wohl jemals jemand spielen wird. Vielleicht nächstes Mal...

The End
by Joseph E, Donka (1995, Scapegoat Games)

Worum geht es ? Wie man es anhand der Titels schon vermuten kann handelt es sich um ein Endzeit RPG. Aber gibt da einen recht fetten Twist: Es spielt nicht nach der atomaren Apokalypse sondern nach der Biblischen. Die Plagen sind über die Erde gefegt und Gott hat die Menschen entweder in der Hölle geschickt oder zu sich ins Paradies geholt. Ende. Oder nicht ?

The Meek shall inherit the earth
In "The End" ist wird dieser Spruch als Fluch verstanden. Diejenigen die nicht böse genug waren um sich für die Hölle zu qualifizieren aber auch nicht gläubig genug um ins Paradies zu kommen bleiben zurück. Auf einer von Naturkatastrophen verwüsteten Erde. Abgesehen von den üblichen Problemen mit denen man sich in Endzeitspielen konfrontiert sieht (Nahrung, Witterung, andere Überlebende) kommt hiermit noch eine psychische Komponente hinzu. Man weiß das die Tore von Himmel und Hölle nun definitiv dicht sind. Garantiert kein Leben nach dem Tod mehr, kein Gott mehr der sich noch um einen kümmert und auch garantiert keine Hölle wenn man nicht brav ist. Der Unterschied ist vor allem das einem nun klar ist das Gott tatsächlich real ist aber sich jetzt von einem abgewandt hat. Wer damit leben kann hat meist nur noch eine Devise: YOLO.

Das Buch
Das Buch liegt mir als Softcover vor. Während das Titelbild ("Ork" mit zwei Schwertern) Meinung nach denkbar unpassend ist besticht es im Inneren durch seine schwarzweiß Optik die zwar nicht immer höchste Qualität bietet, dabei aber stets zur Atmosphäre beiträgt. Das Layout ist nichts besonderes, funktioniert jedoch.

Das Buch läßt sich grob in vier ca. gleich große Teile splitten:
Das erste Viertel stellt den Ablauf der Apokalypse und die Welt als Ganzes vor. Im nächsten Viertel geht es dann auf spezielle Gruppierungen ein die sich in Amerika gebildet haben (das Buch geht davon aus das man in den USA spielt). Die meisten Menschen haben sich zu kleinen Siedlungen zusammengerafft um ihre Überlebenschancen zu erhöhen. Das ist übrigens meiner Meinung nach einer der Höhepunkte des Buches. Jedes Camp hat seinen Charakter, seine eigenen Probleme und seine eigenen Abenteuerideen. Das Kapitel kann man für so gut wie jede Endzeitkampagne als Inspirationsquelle mißbrauchen.

Das Spielsystem (das 3. Viertel des Buches) weist seltsamerweise zwei Schritte zur Erfolgsermittlung auf.
Zunächst würfelt man W10 in Höhe des Attributes und jeder Würfel der gleich oder unter der benutzten Fertigkeit liegt ist ein Erfolg. Danach gibt es dann noch einen Schritt zur Erfolgsermittlung. Für jeden Erfolg wird erneut 1W10 geworfen der diesmal gleich oder unter der vom SL festgelegten Schwierigkeit liegen muß. Alle Würfel die das schaffen werden addiert und alle Würfel die drüber liegen addieren immerhin noch +1 zum Ergebnis. Dieses Gesamtergebnis gibt dann den wirklichen Erfolg an. Zumindest beim trockenen Lesen kommt mir der 2. Schritt recht unnötig vor, er ist allerdings die einzige Möglichkeit die der SL hat um die Schwierigkeit der Probe zu variieren. Ich selbst würde es bevorzugen wenn man stattdessen einfach den ersten Wurf modifizieren würde. Dennoch ist das System vermutlich durchaus brauchbar.

Zuletzt findet man noch Spielleiter-Tipps, ein paar durchaus interessante beispiel NPC's und ein kleines Abenteuer. Abgerundet wird das Werk durch einen Index was leider immer noch nicht für jedes RPG Standard ist.

Mein Fazit
Ein tolles und ungewöhnliches Setting. Das Spielsystem kann mich (jedenfalls beim Lesen) nicht begeistern wirkt aber auch nicht unspielbar. Für mich selbst ist "The End" vor allem durch seinen Hintergrund und die Informationen / Ideen wertvoll.

PS: Bei Drive Thru RPG gibt es eine neuere Edition (Lost Souls Edition, 2002) von Tyranny Games zum Download. Sie scheint mit über 300 Seiten fast doppelt so dick zu sein, hat ein passenderes Cover und soll sich wohl eher am D20 System orientieren.
 
Man weiß das die Tore von Himmel und Hölle nun definitiv dicht sind. Garantiert kein Leben nach dem Tod mehr, kein Gott mehr der sich noch um einen kümmert und auch garantiert keine Hölle wenn man nicht brav ist.
Heißt das auch das man nicht mehr sterben kann? Reinkarnieren die Seelen der auf der Erde Gestorbenen immer wieder oder wo gehen diese hin?

Auf der einen Seite finde ich das Setting interessant, auf der anderen Seite habe ich meine Probleme zu verstehen, dass sich sowohl Gott und Satan von einer wie auch immer großen Menge abgewandt haben und deren Seelen nicht wollen. Es müsste schon ein Zufall sein, dass Gott und Teufel zeitgleich sagen: Ich will Deine Seele nicht, denn zu bist mir entweder nicht rein oder unrein genug.
 
@yennico : Oh, man kann noch sterben. Man weiß allerdings das es vorher ein Leben nach dem Tode gab. Jetzt jedoch nicht mehr. Gott hat sich abgewandt.

Was den Zufall angeht: Die Anzahl derer die dem jüngsten Gericht entgangen sind ist sehr klein. Das Regelwerk "schätzt" die Zahl auf Einer aus 5000 (in Nordamerika).
 
Hab es mal vor Jahren kurz angespielt und war eigentlich ganz nett soweit ich mich erinnern kann. Fand den Hintergrund vor allem sehr gut.
 
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