Ugurcan Yüce 1947-2015

Wieder ein großer Künstler verstorben, der mich in meiner Jugend begleitet hat. Mein Lieblingsillustration unter den zahlreichen Werken von Uğurcan Yüce ist wohl das Cover der ›Götter, Magier und Geweihte‹-Box. :love:



Ruhen Sie in Frieden, Herr Yüce! :cry:
 
Das ist wirklich schade, aber wir werden sowas jetzt immer häufiger lesen. :*(

Meine Initiation hatte ich mit dem Cover von Drachenhort
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und später im RPG mit Mantel, Schwert & Zauberstab (gleichzeitig wohl der coolste Titel, den ich für ein RPG kenne).
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wer weiß, ob ich ohne diese Augenöffner überhaupt so sehr ins Fantasy eingestiegen wäre (war damals eher der Sci-Fi Fan), insofern hat mich das schon beeinflusst.
 
Alrik Immerdar ist für mich DIE DSA-Figur schlechthin:
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Er hat auch das vielleicht lustigste Soloabenteuer überhaupt illustriert:
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Auch an das Titelbild von Liebliche Prinzessin Yasmina kann ich mich seit mehr als 20 Jahren sehr gut erinnern, seitdem ich das Abenteuer einmal in einem Spielzeuggeschäft gesehen habe.
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Ganz allgemein würde es mir gefallen, wenn Ulisses einen der nächsten DSA-Bände Ugurcan Yüce widmen und vielleicht einige seiner Illustrationen einbauen würde.
 
Auch wenn ich seine Bilder nicht mehr zeitgemäß finde, vor allem die Anfangszeit hat er schon stark geprägt und mit seinen Bildern die Phantasie angeregt. Bei mir war es jedenfalls so.
Ach ja, Alrik Immerdar heisst übrigens eigentlich Adler. Der war wirklich sowas wie sein Aushängeschild. ;)

Auch wenn der Meister gegangen ist, Adler reitet weiter!
 
Nach einem Blogeintrag von Guido Henkel hat er wohl die Originalbilder meistens dem Auftraggeber überlassen. Spontan würde ich also vermuten, daß ein paar Originale bei Britta Neigel, Ina Kramer oder Werner Fuchs an der Wand hängen.
 
Diese Bilder widersprechen wohl dem Verständnis der Post DSA4 Kids. Die sind halt nicht "historisch-aventurisch akkurat". Ich vermute, nicht umsonst werden viele Alt-DSA Spieler später ihre, durch Yüce angefeuerte, Phantasie in anderen Rollenspielen ausgelebt haben. Und was in DSA übrig geblieben ist, können wir ja heute sehen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe mal ein Interview von der Herokonseite aus dem Jahre 2012 über die Waybackmachine ausgegraben:

Der Künstler Ugurcan Yüce bebilderte unter anderem die bekannten Horror-Serien des Bastei-Verlages und gestaltete ab 1986 über zehn Jahre lang die Einbände von mehr als 100 DSA-Publikationen. Mit seinen vortrefflichen Bildkompositionen hauchte Yüce bärbeißigen Helden Leben ein, gab schwarzmagischen Mantikoren ein Gesicht oder verhalf bedrohlichen Riesenschlangen zu ihrem gefährlichen Äußeren. Wenn Yüces Signet auf dem Einband zu sehen war, dann war die optische Brücke zur Fantasiewelt Aventurien schon gebaut.

Erinnern Sie sich noch an ihr allererstes Gemälde für Das Schwarze Auge? Was stellte es dar? Wurde es veröffentlicht?

Mein erstes Bild für DSA war "Seuche an Bord". Damals habe ich von der Firma Schmidt Spiele & Droemer Knaur einen Auftrag über 10 - 12 Bilder erhalten. Warum ich "Seuche an Bord" als erstes angegangen bin, weiß ich gar nicht mehr genau. Es hat mich thematisch wahrscheinlich am meisten angesprochen. Das Bild habe ich 1986 gemalt und im Jahre 1987 wurde es veröffentlicht. Ich weiß noch, dass von mir verlangt wurde, einen Mann, der wie Rasputin aussieht, zu zeichnen. *lacht*

Besitzen Sie noch alle Originale der Bilder, die Sie für Das Schwarze Auge entworfen haben?

Ich habe leider nur ungefähr 90 originale DSA Bilder. Der Rest ist bei den Auftraggebern und dort teilweise auch verschwunden.

Der Bilderroman AYBIKE zeigt, dass Sie sich schon vor Das Schwarze Auge mit fantastischen Welten und Charakteren beschäftigt haben. Wie sind Sie zum Thema Fantasy gekommen?

Als ich AYBIKE zeichnete (1973 - 1975) habe ich mehrere amerikanische und spanische Comic- Zeichner studiert. Auf diesem Wege habe ich mich dem Fantasy-Thema genähert. Ab dem Jahr 1978 haben mich die Werke von Frank Frazetta und Boris Vallejo am meisten fasziniert. Ich habe ab da kontinuierlich innerhalb der Szene recherchiert. Im Herbst 1985 ist mit dem Angebot für DSA zu zeichnen ein Traum wahr geworden.

Wie genau entstehen Ihre Bilder? Arbeiten Sie nach Vorgaben des Auftraggebers? Wie viel kreative Freiheit haben Sie?

Ich habe bis heute für alle DSA Bilder, die ich angefertigt habe, immer Entwürfe vorbereitet. Ich habe im Voraus vom Auftraggeber mal kurze, mal längere Vorgaben erhalten, nach denen ich gearbeitet habe. Dies ist auch heute bei Silver Style der Fall. Wenn die Entwürfe fertig sind, werden sie vorgelegt, besprochen und gegebenenfalls werden Änderungen vorgenommen. Bei der eigentlichen Gestaltung hatte und habe ich völlige Freiheit. Charaktere, Kleidung, Gegenstände, Hintergrund… der kreative Freiraum ist für mich unbegrenzt.

Welche Elemente sind Ihnen bei ihren Arbeiten besonders wichtig, um der Vorstellung eines stimmigen Aventuriens nahezukommen?

Für mich ist das Wichtigste, dass die Charaktere und die Umgebung lebendig wirken. Jeder Künstler wird die Schwierigkeit dieses Unterfangens bestätigen, es geht mehr um Instinkt als um Technik. Unwichtig erscheinende Einzelheiten haben in diesem Zusammenhang ihren besonderen künstlerischen Wert. Aber es geht auch um Anatomie, Licht, Perspektive und vieles mehr. Dies alles zu einem Bild zusammen wachsen zu sehen, das Aventurien widerspiegelt, ist für mich eine äußerst genussvolle Beschäftigung.

Wie haben Sie die Zusammenarbeit mit dem DSA-Erfinder Ulrich Kiesow in Erinnerung? Wie war das Verhältnis zueinander und was war er für ein Mensch?

Das erste Mal habe ich Ulrich Kiesow bei einer Fernsehsendung rund um Das Schwarze Auge gesehen, in der auch meine Bilder gezeigt wurden. Getroffen habe ich ihn dann in Essen, im Jahre 1992. Ich war schwer beeindruckt von seiner Größe, stattliche 1,98 m. *lacht* Ich bin nach Essen gefahren, um einen Preis für meine DSA-Bilder entgegenzunehmen, Ulrich Kiesow und Werner Fuchs haben ihn mir gemeinsam überreicht. Natürlich habe ich mich sehr über diese Würdigung gefreut. Mit Ulrich ergaben sich dann interessante Gespräche. Er behielt wohl am ehesten im Gedächtnis, dass ich für „Das Schiff in der Flasche“ ein Selbstporträt verwendet habe, was er witzig fand. *schmunzelt* Wir wurden gute Freunde, er war ein unglaublich freundlicher und einfach herzensguter Mensch. Außerdem war Ulrich äußerst gastfreundlich, wir haben uns gelegentlich bei ihm zu Hause getroffen. Er mochte meine Bilder sehr, die einzige Änderung, die er einmal anregte, war: „Du, Can (Anmerkung: Abkürzung des Namens Ugurcan), kannst du die Schiffe der Thorwaler etwas tiefer ins Wasser senken?“ Seine Zigarette, die so gut wie nie ausging, hat wohl dazu geführt, dass er erkrankte und am 30. Januar 1997 verstorben ist, was mich bis heute betroffen macht.

Haben Sie ein Lieblingsgemälde? Und welches Ihrer Werke für Das Schwarze Auge liegt Ihnen besonders am Herzen?

Zweifellos ist das Bild, das ich "Adler" nenne, mein Lieblingsbild. Ich habe es nicht für DSA sondern für meine private Kollektion angefertigt. Damals habe ich für den Bastei-Verlag gearbeitet und wurde jedes Jahr nach Frankfurt zur Buchmesse eingeladen. Dort habe ich in einer reservierten Ecke für die Besucher Bilder nach Wunsch gezeichnet. Die meisten Leute haben aber gar nicht so richtig verstanden, um was es ging und sind weiter gegangen, bevor die Bilder überhaupt fertig waren. *schmunzelt* So ging das vier Jahre lang. Als ich im Jahr 1985 wieder eingeladen wurde, habe ich vorher sehr intensiv am „Adler“ gearbeitet und es dann an der Wand neben meinem Tisch aufgehängt. Das hat für eine Menge Interesse gesorgt und ab da warteten die Leute geduldig, bis ich ihre Bilder zu Ende gezeichnet hatte. An diesem einen Samstag ist dann noch Folgendes passiert: Der Chefredakteur von DSA hat seine Visitenkarte auf den Tisch gelegt und meinte, ich solle mich melden, die größte Comic-Firma der USA hat mich nach New York eingeladen, damit ich für sie arbeite und eine recht bekannte deutsche Zeitung erstellte eine Reportage über mich. Das war schon verrückt. Später habe ich den „Adler“ dann für DSA-Professional benutzt. Heute hängt er in meiner Wohnung an der Wand und ist für mich so wertvoll wie die Mona Lisa.

Wird es irgendwann ein Das Schwarze Auge-Artbook von Ugurcan Yüce geben?

Ich habe schon daran gedacht, meine Werke – auch die für Das Schwarze Auge – in einem Bildband zusammenzufassen. Ich werde voraussichtlich auch mehrere Werke auf meiner Website anbieten. Außerdem habe ich Ideen für ein Buch, das ich schreiben möchte. Allerdings wird dies natürlich etwas Zeit benötigen.

Möchten Sie den Fans von Das Schwarze Auge noch etwas mitteilen?

Ja. Ihr dürft vieles verlieren, aber niemals eure Fantasie.

Die meisten Bilder waren demnach also noch in seinem Besitz. Es wäre mal interessant zu wissen, wer jetzt Erbe ist.

Und hier noch der Eintrag auf mobygames: http://www.mobygames.com/developer/sheet/view/developerId,35550/
 
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Sehr schade. Ich war nie ein Fan von DSA, aber die Bilder von Yüce hatten was - auch (oder vielelicht weil) sie eigentlich gar nicht den Ton von DSA trafen. Sie waren phantastischer, abenteuerlicher, irgendwie Sword & Sorcery (und nicht Hartwurst & Stimmungsspiel).
Und so waren sie ikonisch: Yüce-Titelbild = DSA. In etwa wie Easley und Elmore (oder auch der mM.n. minderbegabte Erol Otus) lange Jahre ein klares Zeichen für D&D waren.

Und künstlerisch spielte Yüce klar in deren Liga (außer Otus, dessen Kindergartenzeichnungen in meiner Liga spielen - wenn ich sturzbesoffen versuche mit Wachsmalstiften die Mona Lisa auf mein Knie zu malen).
 
Ganz allgemein würde es mir gefallen, wenn Ulisses einen der nächsten DSA-Bände Ugurcan Yüce widmen und vielleicht einige seiner Illustrationen einbauen würde.
Komm' auf den Teppich. Schon zu FanPro-Zeiten hat man Yüce nach dem Tod seines Freundes Ulrich Kiesow fallen gelassen wie eine heiße Kartoffel. Und Ulisses war Yüces Tod noch nicht mal eine Randnotiz auf Facebook wert. Da kommt nichts.
 
Da wirst du wohl leider recht behalten... Ich finde es nur irgendwie sehr makaber, daß die ingame angestrebte Altlastenentsorgung von NSCs und Strukturen sich auch offgame niederschlägt, indem man die Vergangenheit verschweigt. Sehr schade.
 
AFAIK war Yüce deshalb fallen gelassen worden, weil er Fanpro nach dem Verlagswechsel zu teuer war - nicht aus künstlerischen Gründen.

IIRC stand das im Geschichtsabriss auf Alveran.org von Markus Wachholz, aber die Seite ist nur noch archiviert verfügbar und die relevante Sektion zur Schmidtpleite ist eine der Seiten, die nicht archiviert wurde. Wenn jemand selbst nachstöbern will: http://web.archive.org/web/20071024220306/http://www.alveran.org/index.php?id=194
 
Ja, ich wollte auch nicht über die Gründe geurteilt haben, obwohl das in dem besagten Artikel auch nicht kategorisch gesagt wurde. Ich habe diesen Bereich von Alveran.org - die Geschichte des Schwarzen Auges - damals vor der angekündigten Abschaltung der Seite privat archiviert. Zitat:

"Rauhes Land im hohen Norden stellt auch im Artwork eine Neuerung dar. Nach dem Zusammenbruch von Schmidt Spiele und der Übernahme von DSA konnte sich FanPro den langjährigen Stilpräger Ugurcan Yüce schlicht nicht mehr leisten. Vielleicht wurde auch die Zeichnungsart von der für das äußere Layout zuständige Marketingabteilung nicht mehr für zeitgemäß befunden, obwohl die Titelbilder zu Über den Greifenpaß oder Rohals Versprechen einen großen Fortschritt zu den Bildern von vor zehn Jahren aufweisen, ohne den Stil, der DSA so entscheidend mitgeprägt hatte, aufzugeben."


Aber von den Gründen abgesehen: Dass, was DSA-Publikationen zu Schmidt/Kiesow/Yüce-Zeiten hatten, nämlich einen eigenen Stil mit Wiedererkennungswert, hat man irgendwie nie ganz wiedergefunden.

Die jetzige Besetzung bei Ulisses ist zum allergrößten Teil von diesen Zeiten, die sich bis in die späten 90er erstreckten, nicht eine, sondern mehrere Personalgenerationen entfernt - nach den Kahlschlägen der letzten Jahre kaum ein Wunder. Das letzte Aufflackern dieses "alten" schwarzen Auges war in Herokon Online (für das Ugurcan Yüce ja noch einige meiner Meinung nach ganz wundervolle Artworks gefertigt hat und bei dem mehrere "alte Hasen" mitgearbeitet haben), das mittlerweile aber auch gescheitert ist.
 
Mit den weggefallenen Absatzkanälen von Schmidt Spiele - und dem dadurch reduzierten Absatz, durch den die umgelegten Fixkosten pro verkauftem Buch höher werden - halte ich die Theorie, dass Yüce für FP schlichtweg zu teuer war, für sehr glaubwürdig, auch ohne zusätzliche Verifizierung durch Aussage von Römer, Fuchs o.ä. damals verantwortlichen.
 
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