Sonne unter Wasser - Elementarzyklus Part 1

Yanthara

Halbgott
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14. Juli 2011
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So hier eine Kurzgeschichte von mir:

Der Regen peitschte um Yanthara, der auf einem Stein saß. Einen einsamen Stein
auf einem kleinen Berg. Um ihn herum war alles trüb, doch er versuchte etwas in
seiner Umgebung zu erkennen. Doch er konnte nichts sehen. Es war als würde er
hier sitzen und auf jemanden warten.

Er war oft hier gewesen mit Rain, bei schönem Wetter. Denn wen die
Sonnenstrahlen durch die Baumkronen in der Umgebung schienen und ein leises
Rauschen der Blätter im Wind zu hören war, war es hier oben einfach klasse.
Sie liebten die Ruhe hier auf den kleinen Berg. Doch das gehörte der
Vergangenheit an. Weil Rain ihn verlassen hatte, aber nicht weil er es wollte.
Sondern einzig und allein aus dem Grund, dass Rain nicht mehr weiter konnte.
Seine Freunde hatten ihn ignoriert und der Schmerz in Rains Herz wurde immer
größer und Yanthara konnte ihn nicht helfen, trotz allem was er versucht
hatte. Für Rain wäre er bis zum Ende der Welt gelaufen, er hätte versucht das
unmögliche möglich zu machen. Nur damit Rain wieder lächeln konnte, damit er
wieder glücklich war. Doch die Probleme fraßen Rain auf. Immer mehr und immer
heftiger. Aber auch Yanthara stieß an seine Grenzen, den er wollte Rain auf
keinen Fall aufgeben, den dafür liebte er ihn zu sehr.

*Flashback*
Es war Winter und der weiße, glitzernde Schnee bedeckte den kleinen Berg, den
Lieblingsplatz von Rain und Yanthara. Und Flocken tanzten wild umher als Rain
auf den Berg ging. Sein Blick streifte die winterliche Landschaft. Selbst der
wundervolle Anblick des Waldes im Winter konnte ihn nicht zum lächeln bringen.
Seinen Mantel legte er auf den Stein, auf den sie immer zusammen saßen. Dann
kramte er aus seiner Tasche eine Klinge. Der blanke Stahl der Klinge glänzte
unter der winterlichen Sonne. Er setzte sich in den bitterkalten Schnee, schob
seinen Pullover nach oben, sodass seine Arme frei waren. Doch bevor er die
Klinge ansetzte, suchte er aus seiner Hosentasche noch einen Brief heraus und
nahm ihn in die linke Hand. Er zögerte noch etwas und hatte schon Tränen in
den Augen, er nah allem Mut zusammen und setzte den kalten Stahl auf seiner Haut
ab und drückte ihn immer tiefer in seine Haut, so dass es erst langsam anfing
zu bluten. Kurze Zeit später floss das Blut immer heftiger. Und mit jedem
Atemzug wurde er schwächer.

Als sein Körper leblos in den karminroten Schnee sackte, kam Yanthara gerade
an. Er hatte die Augen weit aufgerissen vor Schock, er lief zu Rain und nahm ihn
in den Arm. Tränen liefen über seine Wange und tropften sanft auf Rain.
„Warum?“, flüsterte Yanthara, doch der Wind trug seine Worte davon. Er
umarmte ihn fester, auch wenn er wusste das es nichts bringen würde, weil Rain
es nicht mehr spürte. Er sah den Brief in Rains Hand. Er faltete ihn auf und
begann zu lesen, ohne jedoch die Umarmung zu lösen.

An den Finder dieses Briefes, wobei ich eigentlich hoffe das du ihn findest
Yanthara.

Meine Freunde, nennen wir sie mal so, sie hatten sich um 180° gewendet. Sie
ignorieren mich. Sie behandeln mich als wäre ich Luft. Und das schmerzt
bitterlich. Und das zehrt an meinen Kräfte, macht mich fertig, lässt mich an
mir zweifeln. Sie reden nicht mit mir, ignorieren mich.
Ich weiß, das du alles versucht hast, das es mir besser geht und dafür bin ich
dir mehr als dankbar. Von Anfang an wusste ich, das ich dich nicht verdient
habe, denn so eine wundervolle Person wie dich habe ich in meinem ganzen Leben
nicht verdient. Einzig und allein aus dem Grund, das ich ich bin und kein
anderer.

Auch wenn ich nicht bei dir sein kann. Dann möchte ich wenigstens deinen
Schutzengel ablösen und über dich wachen. Ich möchte dir wenigstens etwas
zurück geben, für alles das was du für mich getan hast.

Yanthara, ich liebe dich.

Yanthara riss seinen Kopf in den Nacken, schaute gen Himmel und verfluchte
lauthals die Menschen, die Rain so weit getrieben hatten. Ein paar schwarze
Krähen krächzten, ganz so als würden sie auch mit um Rain trauern.

Sonnenstrahlen fielen durch die kahlen Baumkronen. Die Sonne schien weiter, die
Erde drehte sich weiter. Es war, als wäre es allen egal, das Rain nicht mehr da
war...

Er hatte die Nacht um ihn geweint und wünschte sich nichts sehnlicher, als dass
die Sonne doch irgendwann mal nur für Rain allein scheinen sollte. Nur für ihn
allein, damit es ihn besser ging, damit er sehen könnte das die Welt doch nicht
nur schlecht sein kann, immerhin war er ja da. Jemand der ihn liebte.

*Flashback Ende*

Die Erinnerungen trieben ihn Tränen in die Augen, ließen sein Herz
verkrampfen. Der kalte Wind und der Regen tat seinen Rest und zehrte noch mehr
an seinen Kräften. Immer und immer wieder musste er an den 24. Dezember denken,
er drehte und wendete dabei ein kleines zerknittertes Foto von Rain in den
Händen. Das letzte Foto auf den Rain lächelte. Wäre er doch eher da gewesen,
hätte er ihn doch eher von seinen Plänen erzählt, hätte er ihn doch eher aus
allem rausgeholt. Er war wütend auf sich selbst, weil er das Gefühl hatte
einen Teil an Rains Tod beigetragen zu haben.

Yanthara wusste das Rain es schmerzte, wenn er sich selber verletzte, doch Rain
war nicht mehr da. Und er konnte die Einsamkeit nicht mehr aus halten. Darum hat
es Yanthara doch, auch wenn es ihn innerlich schmerzte Rain zu enttäuschen.

„Hast du je gelebt? Hast du je geliebt?
Hast du je gelebt? Hast du je geliebt?
Hast du je gelebt? Hast du je geliebt?
Hast du je gelebt? Hast du je geliebt?
Hast du je gelebt? Hast du je geliebt?“

Yanthara verfiel in eine Art Singsang und wiederholte die beiden Sätze immer
und immer wieder. Sein inneres antwortete leise: „Ich habe gelebt in dem ich
ihn geliebt habe.“

*Flashback*

Yanthara und Rain standen am Bahnhof. Yanthara musste nach Hause fahren. Es war
noch in der Zeit in dem sie nicht im gleichen Ort wohnten. Sie umarmten sich und
hatten beide Tränen in den Augen. Yanthara zog von seiner linken Hand einen
Ring, löste die Umarmung etwas und gab Rain den Ring. Auch wenn er Tränen in
den Augen hatte, sah man sie kurz leuchten. Dann umarmte er ihn wieder, diesmal
heftiger. Er wollte Yanthara auf keinen Fall verlieren. Sie küssten sich und
der Zug fuhr an beiden vorbei, ohne das Yanthara eingestiegen war.

*Flashback Ende*

Seine Sachen waren schon längst durchgeweicht und er zitterte. Nun war es also
Zeit zu gehen. Zu gehen. Für immer? Für immer. Es fing auch schon langsam an
zu dämmern, obwohl man das bei dem Unwetter kaum sehen konnte. Als er auf der
Brücke über dem Fluss angekommen war, schaute Yanthara in die Tiefe um
festzustellen, das der Regen den Fluss noch weiter gefüllt hatte. Er schaute
sich um. Keiner war hier, keiner scherte sich um ihn. Er war schon immer allein
gewesen, bis auf die glücklichen Monate mit Rain. Auch wenn es hin und wieder
kleinere Probleme zwischen ihnen gegeben hat, liebte er ihn von ganzen Herzen.
Es gab keinen anderen, den er mehr vertraut hatte. Es gab keinen anderen, der es
je geschaffte hatte, sein Herz so zu berühren wie Rain.

So kam es, dass er Anlauf nahm und in den Fluss sprang. Und als sich seine
Lungen langsam mit Wasser füllten, schrie ein Schutzengel vor Schmerz ganz laut
auf.

Denn der Engel hatte zum zweiten Mal seine Liebe verloren.
 
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