[September 1942] Bombenhagel und Kunstschätze

Kalanni

Drachentochter
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Die Nacht hatte mal wieder nicht gut angefangen, das was mich schon durch mehrere Städte gejagt hatte, hatte mich vor etwas mehr als 4 Wochen eingeholt. Dabei war es hier fast 18 Monate ruhig gewesen. 18 Monate in denen ist in Ruhe und Sicherheit unter den Freudenmädchen der Stadt verbracht hatte.
Keiner von den Mädchen wußte bescheid, sie wußten nur, daß die Freier mich liebten und Schorch sorgte dafür, daß mir keiner zu nahe kam. Der Typ war zwar irgendwie dumm wie Stroh, doch das war auch ein Vorteil. Er fragte nie, was geschah und vorallem nicht was mit ihm geschah, immerhin bekam er von mir immer genug Kohle oder andere Sachen, die er in Alkohol, Tabak und Drogen umsetzen konnte.

Ich schüttelte den Gedanken ab. Schorch war tot, er war wie soviele andere in dem Feuer gestern Abend um gekommen. Wie ich selber herausgekommen war, wußte sie nicht, nur daß da diese unbändige Angst gewesen war und ich hinterher nur wußte, daß ich in diesem Zustand einen Mann getötet hatte. Verdammt es war die zweite Leiche innerhalb von 3 Tagen durch meine Hand gewesen, doch während mir dieser Mann unendlich leid tat und ich manches gegeben hätte, seinen Zustand zu ändern (vielleicht war es ein Glück, daß mir noch niemand erklärt hatte, wie man in meinen Zustand kam), hatte ich es bei dem ersten Mord mit voller Absicht getan, da dieser gerade meine beste Freundin bestialisch ermordet hatte. Hieß es nicht in der Bibel: Auge um Auge, Zahn um Zahn?
Wenn das so weiterging würde ich noch zum Rächer der Witwen und Waisen werden? Hatte ich nicht nur einen ruhigen Ort zum Leben gesucht?

Dann ging es wieder los, die Sirenen. Warum kamen die Angriffe immer nur nachts? 'Sei froh, daß die meisten nachts kommen', flüsterte eine kleine Stimme in meinem Inneren. 'Wenn dem nämlich nicht so wäre, würdest du vermutlich nicht mehr da sein.'
Ich lief los, einen sicheren Keller oder etwas ähnliches zu suchen. Ich konzentrierte sich, dann konnte ich die Bomber auch schon hören. Wie immer war viel zu wenig Zeit, bis die Bomben fielen. Wieder würden es nicht alle schaffen und ich würde nichts tun können. Verdammte Hacke, ich spürte schon wieder dieses Ding in meinem Innern, das mich schon bei dem Gedanken an Feuer vor Angst schlottern ließ und Angstwellen über mein Bewußtsein ausschüttete.
Von irgendwo drang das Weinen eines Kindes an mein Ohr und ich konnte die Angst zurückdrängen, während ich in das Haus hineinrannte, das Kind aus seinem Bettchen riss und mit ihm zusammen wieder nach draußen und weiter lief.
Hier in der Gegend war ich noch nie, hier kannte ich keine sicheren Keller oder Tunnel oder was auch immer. Das Kind auf meinem Arm weinte noch immer und ich sprach leise auf es ein, damit es sich beruhigte, denn eines war wichtig, nicht auffallen. Dann waren die Flugzeuge da, donnerten über meinen Kopf hinweg, aber dieses Mal wurde das Viertel in dem ich mich befand nicht getroffen, die Bomben fielen erst weiter in der Stadt drinnen, da wo sich der Dom und das Zentrum befand.

Ich wollte schon aufatmen, als ich die Stimmen hörte und es mir irgendwie eiskalt den Rücken runterlief. Noch einmal redete ich auf das Kind ein und dieses Mal klappte es auch mit dem Beruhigen und ich konnte mich näher schleichen um zu sehen, was sich da tat.

Da waren zwei Männer, die unterhielten sich über Retten und Schützen und das zog mich natürlich an, deswegen schlich ich noch näher. Natürlich dachte ich, daß es bei dem war geschützt werden sollte um Menschen ging, auf andere Ideen kam ich garnicht. Noch bevor ich mir im Klaren darüber war, um was es sich bei den Männern handelte, mußte die Kleine auf meinem Arm niesen. Natürlich war dieses Geräusch laut genug, daß es die Beiden hörten und nun wurde mir eines klar, die beiden Männer atmeten nicht, waren vermutlich älter, stärker und mächtiger als ich. Denn da stand ich nun, eine ausgesprochen unglückliche Gestalt, vorallem eine Vampirin mit einem kleinen Kind auf dem Arm, hoffentlich waren das nicht Sheriff oder Geißel oder beides.

Also blieb nur die Flucht nach vorne.

"Ich ... ich", stotterte ich etwas unsicher und ärgerte mich darüber. "Ich wollte sie nicht belauschen ... ich habe es einfach gehört und vielleicht kenne ich einen sicheren Ort ..."

Wenn ich Pech hatte, würde das der letzte Satz in meinem Leben sein, aber vielleicht war das in dieser Zeit auf dieser Welt nicht einmal die schlechteste Alternative ...
 
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Die Bomber kamen noch selten, aber jeder der noch halbwegs bei Verstand war, und das waren in diesen Zeiten erschreckend wenige Menschen, konnte nicht übersehen das Hitlers tausend jähriges Reich bereits in wenigen Monaten in einem Ball aus Feuer und Vernichtung untergehen musste. Anfangs hatte Oliver Buchet die braun gekleideten Schreihälse mit einem Anflug von Belustigung bertrachtet, dann aber hatten sie angefangen hochbegabte Künstler zu verfolgen, Gemälde zu zerstören und Bücher zu verbrennen.
Einige Mitglieder der GeStaPo kamen vor wenigen Wochen sogar so dreist wie frech in seine aufstrebende Kunsthochschule und verlangten von ihm, dass er etwas ein Zehntel seiner Kunstwerke der Vernichtung preisgab. Sie faselten etwas von arischem Kunstgut und jüdsichen Schmiererein.
Der alte Toreador war noch in der selben Nacht mit ihnen in die Innenstadt gefahren und hatte sie gezwungen sich einer nach dem anderen die Pistole in den Hals zu stecken. Buchet selbst las derweil einige Auszüge aus den Werken des Verbotenen Heinrich Heine.
Man fand ihre Leichen bei Morgengrauen.
Der alte Toreador war kein Narr, er wusste das bald mehr von ihnen kommen würden. Diese Nazis hatten ganze Horden treuer Kettenhunde die ohne Verstand und Vernunft selbst den widersinnigsten Befehl befolgen wurden. Aber was verlangte man, sie folgten einem talentlosen Postkartenmaler in den Tod, sie hatten es nicht besser verdient.
Und sollte er es doch schaffen sie irgendwie abzuhalten würden die Bomber ihren Teil erledigen und gegen die war selbst ein Prinz machtlos.

Als Helena so unbedarft in das Gespräch platzte, verhandelte Buchet grade mit einem angeblichen so wichtigen Gauleiter. Der Toreador forderte hörbar erzürnt die Räumung eines recht großflächigen Bunkers zu zwecken der Kunsterhaltung. Der fette Nazi hingegen, argumentierte mit dem Schutz diverser Menschenleben. Irgendjemand musste ihn nachhaltig bestochen haben, sie waren doch sonst nicht so stur. Sicher dieser elende Black Cloud aus Finsterburg. Der Brujahprinz ließ doch keine Gelegenheit aus dem Toreador zu schaden.

"Verstehen Sie doch Herr Buchet! Ich habe den Auftrag vierzigtausend sichere Plätze für die Finstertaler Bevölkerung zu schaffen und diese Anlage zählt zu den größten und sichersten die wir haben. Wie soll ich erklären das ich ausgerechnet diesen Bunker schließe? Das kann doch wohl nicht ihr ernst sein?"

Der Kainit lachte kurz auf, hatte den die ganze Welt den Verstand verloren? Leider kam er hier nicht mit Disziplinen weiter, die Nazis waren bekannt dafür auch in den eigenen Reihen reguros durchzugreifen. Wer nicht mehr in der Spur lief wurde ausgesondert und ersetzt.
Sie waren wie Ameisen.

"Was kümmert mich die Bevölkerung? Ich habe Werke in meinem Haus die bedeutender sind als alles andere."

Am liebsten hätte Buchet den Idioten an den Schultern gepackt und geschüttelt. Der Krieg würde vor Finstertal nicht halt machen und spätestens dann würde der Tod so oder so seine blutige Ernte halten. Die Menschheit würde sich schon irgendwann von diesem Wahnsinn erholen, nicht aber so die Kunst. Dieser Krieg hatte bereits so viele Werke gefordert, das musste endlich ein Enden haben.
Jetzt!

"Und nun räumen Sie diesen Schutzraum und lassen Sie mich meine Werke in Sicherheit bringen."

Der Nazi schüttelte energisch den Kopf. "Niemals!"

Endlich bemerkten sie die schüchterne Caitiff. Der fette Gauleiter bellte etwas von Ausgangsgenehmigung und fummelte ungeschickt an seinem Pistolenhalfter rum. Buchet jedoch legte den Kopf schief. Diese Dame war ein Kainit, allerdings eine die er nicht kannte.

"Schweigen Sie!" Der Befehl war kurz aber folgenschwer. Als endlich Ruhe eingetreten war wandte sich der Toreador an Helena
"Komm näher Kind!"
 
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Helena hatte noch immer das Kleinkind auf dem Arm das aber nicht mehr schrie, sondern den Kopf auf deren Schulter gelegt hatte und vor Erschöpfung eingeschlafen war, daß sie selbst dazu beigetragen hatte, daß dem so war, wußte die noch sehr junge Kaintin nicht.

Sie hatte kam nun langsam näher und senkte den Kopf mehr ging mit der Last auf den Armen nicht, denn von dem älteren Mann ging etwas aus, das dies einfach forderte ohne es zu verlangen.

Etwa auf etwas mehr als Armlänge blieb sie stehen. Der fremde Vampir den sie noch nie gesehen hatte sah sie zwar nicht an, aber diesem konnte nicht entgehen, daß sie im Gesicht leicht rot angelaufen war.

"Bitte tun sie mir nichts", flüsterte sie. "Ich wollte sie nicht belauschen."

Daß es der Prinz war, konnte sie nicht ahnen, in der Zeit, die sie hier war, hatte sie nur einmal einen anderen ihrer Art gesehen und das auch nur aus der Entfernung.
 
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"Ich werde Euch nichts zu leide tun und sorgt Euch auch nicht wegen dieses lächerlichen Kretins! Er ist in diesem Augenblick etwa so gefährlich wie das Ding auf eurem Arm."

Buchet sah zu dem Gauleiter hinüber der mit trübem Blick in die Ferne starrte. Augenscheinlich hatte der Prinz ihn in irgendeiner Form ...abgestellt.

"Mein Name ist Oliver Buchet vom Clan der Rose. Euch habe ich noch nie zuvor gesehen, was recht ungewöhnlich ist denn ich bin der Herr dieser Domäne! Aber schreckt nicht zurück, die Zeiten sind auch für unsereins nicht leicht. Viele Kainiten sind auf der Flucht, noch mehr haben den endgültigen Tod gefunden. Aber ich denke das es die Etikette gebieten das Ihr, jetzt wo Ihr wisst wer euch gegenüber steht, diesen kleinen FauxPax ausgleicht."

Bevor Helena antworten konnte hob der Monarch kurz die Hand und gebot Ruhe. Sichtlich verärgert wandte er sich an den hellbraun gekleideten Fettsack.

"Wir sind hier fertig Herr Albrecht! Denken Sie aber nicht, das sie vielleicht gewonnen hätten! Sie hören noch von mir. Auf Wiedersehen!"

Der Nazi kam zu sich, hob die Hand und schlug klackend die Hacken aneinander. Aufgrund seiner Körperfülle eine eher belustigende als beeindruckende Szene.

"Sieg heil!"

Genervt wedelte der Prinz mit der rechten Hand, na die hatten Sorgen! Albrecht schlich sich, sichtlich erfreut über seinen kleinen Erfolg davon. Als sich Oliver Bucher daraufhin wieder mit Helena beschäftigte, sprach er mehr zu sich selbst.

"Ich bin seit gut vierhundert Jahren Kainit, aber ein Pack wie dieses ist mir nie zuvor begegnet. So vernebelt der Geist dieser Ketzer auch immer sein mag, sie sind gefährlicher als alles was die Welt je zuvor gesehen hat!"
 
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Es war bestimmt wieder ein Fehler, aber als er etwas von 400 Jahren sagte, mußte Helena Buchet einfach nur staunend und mit offenem Mund anstarren und es dauerte ein wenig, bis sie diesen Effekt mit einem leichten Kopfschütteln überwandt.

"Verzeiht mir", erwiderte Helena und spätestens jetzt würde Buchet der schwere nordirische Dialekt in ihrer Stimme auffallen und es dauerte einen Augenblick bis sie den passenden Begriff für die Anrede in ihrem wenigen Wissen fand. "Eure Exzellenz" Ja, das war es. "Ich heiße Helena O'Niell und ich komme aus Edinburgh.
Meine Mentorin hat mich auf die Flucht geschickt, als die Werwölfe angegriffen haben und sie und alle die ich kannte getötet haben. Hier habe ich keinen getroffen, den ich hätte fragen können, wer hier Prinz ist."
Das war nicht gelogen und das würde der Prinz auch bemerken, genauso wie er merken würde, daß sie wohl nicht viel gelernt haben konnte, in dieser turbulenten Zeit.
"Ich muß mich bei euch für meine Unwissenheit entschuldigen, aber bis auf wenige Tage mußte ich alleine zurechtkommen."

Helena war hübsch, sehr hübsch sogar, das konnte man selbst unter dem ganzen Staub und Dreck sehen, mit dem sie bedeckt war, aber auch schrecklich ungebildet, was den Umgang innerhalb der kainitischen Gesellschaft anging. Man brauchte kein Hellseher oder besonders einfühlsam zu sein, um zu bemerken, daß sie wohl nicht viel Umgang mit anderen ihrer Art gehabt hatte.
 
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Zu hübsch sogar für eine Caitiff. Es war eine Schande eine derartige Blume derart verkommen zu lassen. Wahrscheinlich hatte sie ein Toreador erwählt und war ums Leben gekommen bevor er Gelegenheit hatte sich ihr zu präsentieren. Es waren gefährliche Zeiten, besonders für kainiten. Das Grauen mehrerer Jahrhunderte Inquisition verblasste gegen einen einzigen Bombenangriff.

"Ich mache Euch keinen Vorwurf! Derzeit geht alles drunter und drüber, ich selbst muss mich mit verstockten Sterblichen herumschlagen. Dieser Albrecht zum Beispielt ist derart verstockt das es mir schwerr fällt seinen Geist zu manipulieren. Aber was rede ich, meine Sorgen dürften Euch kaum tangieren!"

Buchet deutete auf das Bündel in ihrem Arm.

"Eure Mahlzeit? Ihr solltet Euch nicht von derart jungen Sterblichen kosten meine Liebe. Sie sättigen kaum und sind zudem äußerst wichtig für einen gesunden Fortbestand." Nachdenklich sah Buchet in die Richtung in die der Gauleiter verschwunden war. "Ganz besonders auch wenn man bedenkt, das dieses verwirrte Volk sich grade aller größte Mühe gibt, ausgrechnet die guten Männer in den Tod zu schicken."
 
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"Oh, nein", sagte Helena und hielt die Kleine schützend fest. "Ich würde nie von einem Kind ... ich habe sie aus einem Haus geholt, das getroffen worden war und bin auf der Suche nach jemandem, der für sie sorgen kann."

Ein scheues Lächeln.

"Meine Nahrung hole ich mir von Leuten wie ihm." Sie deutete in die Richtung in der Albrecht verschwunden war. "Sie geben ihr Blut nahezu freiwillig und eine Schwächung wird ihnen nicht schaden. Aber ich hatte euch unabsichtlich belauscht, doch es fielen Worte bei denen ich dachte, ich könnte eventuell eine Hilfe sein ..."

Durfte sie so etwas überhaupt sagen, bei einem Prinzen?

"Ihr spracht von Retten und Schützen und ich kenne einige Orte, die vielleicht geeignet sind."
 
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Der alte Monarch wurde hellhörig.
Manchmal konnte es eben doch nicht schaden sich unter das einfache Volk zu mischen. Als die Sonne diese Nacht untergegangen war, hatte er sich noch maßlos darüber geärgert, dass dieser selbsternannte Übermensch von Gauleiter ihn zu einem persönlichen Gespräch zu sich zitiert hatte. Nun aber schien sich das Blatt doch noch zu wenden. So etwas ähnliches wie Hoffnung keimte auf.

"In der Tat! Allerdings benötige ich viel Platz! Sehr viel sogar! Und die Örtlichkeit muss nicht nur gegen die Angriffe dieser unsäglichen Bomber geschützt sein, sondern sich auch gegen jede andere Form von Eindringlingen als würdig erweisen. Ich bin seit Wochen auf der Suche, konnte aber nichts geeignetes finden!"

Buchet lächelte freundlich als hätte er so eben beim Bäcker eine Tüte Brötchen geordert.
Er war ein alter Schauspieler ein absoluter Meister seines Fachs. Jeder Gesichtsmuskel unterlag der vollkommenen Kontrolle des Monarchen und so entsprach seine Mimik allein der Aussage die er zu erreichen gedachte und nicht etwa einer unbedachten Emotion.
In diesem Falle sehr praktisch, denn Oliver Buchet war fest entschlossen seine Kunstwerke durch diesen Krieg hindurch zu retten. Hierzu war er bereit jegliches Opfer in Kauf zu nehmen, ausnahmslos jedes.
 
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Helena nickte eifrig. "Ja, ich denke, wenn es sich um nichts Lebendes handelt, kann ich mit etwas in der Art dienen und auf mit sehr, sehr viel Platz", sagte sie. "Unter der Stadt, gewachsener Fels, das einzige was dort was anrichten kann, sind vermutlich Erdbeben oder ein Vulkanausbruch. Es gibt da unten jedenfalls keinen Sauerstoff und der Zugang ist leicht zu verteidigen."

Es war ein Zufall gewesen, daß sie das vor einigen Tagen entdeckt hatte. Weiter oben hatte es durchaus noch Hinweise auf Menschen oder Kainiten gefunden, die aber schon einige Zeit weg gewesen waren, doch weiter unten, gab es nicht einmal mehr Ratten oder andere Tiere und wenn hier jemand gewesen war - irgendwann, dann war das schon so lange her, daß sich keiner mehr erinnerte. Wie sie es aus ihrer Heimat kannte, hatte sie einen Kanarienvogel und eine Grubenlampe mit nach unten genommen, die ihr zeigten, daß hier nichts mehr atmen konnte.

"Ihr müßt mir nur sagen, wann ich es euch zeigen soll, allerdings muß ich erst das kleine Mädchen zu einigem Menschen bringen, die sich um sie kümmern können."

Immerhin würde sich die Kleine später nicht daran erinnern, daß sie ihr Leben einem Monster der Nacht verdankte.
 
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"Jetzt!"

Buchets Stimme ließ keinen Einwand zu. Die Beschreibung der Örtlichkeit hatte ihn sofort mitgerissen und nun konnte er es nicht mehr abwarten sich selbst von dem Vertseck zu überzeugen. Wenn es stimmte was die Fremde sagte, dann waren mit einem Mal all seine Probleme gelöst.
Neben der unverholenen Begeisterung ließ sich allerdings auch erkennen, dass der Prinz keinerlei Interesse an dem Kind zu haben schien. Sein Schicksal war ihm vollkommen gleichgültig und er hätte nichteinmal hingesehen, wenn Helena es spontan weggeworfen hätte. Die Caitiff war also in Schwierigkeiten, Buchet würde eine Verzögerung in keinster Weise akzeptieren.

"Zeigt mir den Weg Madame, ich bin sehr interessiert!"
 
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Okay, die Ausstrahlung des Prinzen ließ kaum eine Widerrede zu, aber das Kind würde einen Ausflug in die Unterwelt nicht überleben und so mußte sie es unterwegs irgend jemandem in den Arm drücken, sie mußten durch einen der Bezirke in der sich viele Menschen aufhielten, die Helena als eine der ihren kannten.

"Kommt mit, es ist nicht so sehr weit", sagte sie mit einem Nicken und schon machte sie auf dem Absatz kehrt und ging in eine schmale Gasse hinein, die es hier überall gab und die sie auch gegen Entdeckung schützen konnten, allerdings gab es hier auch immer wieder Schutt, den man umrunden mußte.

Nach vielleicht 15 Minuten Fußweg erreichten sie eine Art kleinen Garten in der Nähe der Finster, einige Männer und Frauen gruben gerade in einem der Häuser in der Nähe des Gartens nach den Überresten ihres Eigentums und so drückte sie das Kind einfach einer der Frauen in den Arm.

In dem Garten konnte man im fahlen Licht ein Gebäude erkennen.

"Da drüben bei dem Haus ist der Eingang", sagte sie, bevor sie weiterging.
 
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"Sie sind zu weich meine Liebe! Wahrscheinlich hätten Sei dem Kind einen Gefallen wenn sie es mit einem schnellen Ende beschert hätten. Deutschland wird diesen Krieg verlieren und die Rache der gegnerischen Länder wird furchtbar sein. Wenn sie nicht durch die Hand eines fremden Soldaten stirbt wird sie verhungern oder an der Ruhr zu Grunde gehen."

Buchet hob die Achseln, es war einerlei.

"Ich bin immer einen Schritt hinter Ihnen. Da fällt mir ein, ich habe ihren Namen nicht mehr in Erinnerung. Wie war er noch gleich?"
 
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Out of Character
Gab es 42 eigentlich schon Taschenlampen? Sonst wird es gleich dunkel.


Auch wenn Deutschland den Krieg verlor, hoffte die Caitiff mal, daß keine Kinder nicht einfach getötet wurden, sie würde sowas auf jeden Fall versuchen zu verhindern, wenn sie es konnte, doch im Moment konnte man nicht anders als von einem Tag auf den nächsten zu überleben. Die Menschheit würde sich erholen, so war es immer gewesen, das hielt sie eigentlich aufrecht, auch wenn sie oft mehr als nur Angst verspürte.

"Helena O'Niell ist mein Name, eure Exzellenz", erwiderte sie auf die Frage nach ihrem Namen. "Auch wenn Deutschland den Krieg verliert, so hoffe ich doch, daß nicht alle Menschen ausgelöscht werden, das kann nicht im Sinne der Sieger sein." Von Religion hatte sie allerdings keine große Ahnung, das war auch klar.

Sie ging zügig um das Gebäude herum zu einem von außen zugänglichen Keller. Die Treppe war nicht mehr die beste und die Metalltür verzogen, doch wenn man unten mit dem Fuß dagegen drückte, während man die Klinge herunterdrückte, war sie leicht zu öffnen und gab den Blick in einen alten Keller frei, von dem eine Tür mit einer steilen Treppe ab ging.

Offenbar war Helena wirklich nicht das erste mal hier, denn sie hatte unter einigem Unrat eine elektrische Taschenlampe und eine Öl betriebenen Grubenlampe versteckt. Diese Grubenlampe entzündete sie nun und sah zu dem Prinzen.

"Leider habe ich nur diese beiden Lampen. Nehmt die Taschenlampe, die werden wir brauchen, wenn der Sauerstoff nicht mehr gibt."

Sie wartete auf eine Antwort und dann würde sie nach unten steigen, in einen Tiefkeller, in dem es sogar noch Vorräte gab und zu einer kaum auffallenden weiteren Tür kommen, die man nur fand, wenn man ein altes Kellerregal zur Seite schob.
 
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Out of Character
Sicher gab es!


Natürlich würden die Menschen es letztlich überstehen, dass taten sie immer. Aber sie würden ihren Preis zu zahlen haben. Einen sehr hohen in diesem Fall sogar, denn die Sünden dieses selbstgefälligen Volkes waren zahlreich.
Buchet nahm die Lampe schweigend entgegen und betrachtete sie neugierig. Interessante Erfindung, nur schade das es immer die Kriege sind, die das Denken und Handeln der Menschheit am nachdrücklichsten herausfordern.

"Geht voraus Miss O'Niell! Ich bin sehr neugierig wohin ihr mich führen werdet."
 
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Helena ließ sich das nicht zweimal sagen, das Regal hatte die Tür freigegeben und dahinter führte eine alte, etwas rostige Metallstiege erst einmal gut 40 Meter nach unten. Auf dem Weg konnte der Prinz erkennen, daß sie nun in festem Gestein waren, vermutlich war es gewachsener Fels und die Wände und auch der Boden auf dem sie waren, schien nur grob bearbeitet worden zu sein.

Mit der Einschätzung, daß hier Bomben oder ähnliches nicht viel schaden würden, hatte die junge Frau wohl durchaus Recht. Es ging in beide Richtungen weiter, doch Helena deutete in eine einzige Richtung, die deutlich abschüssig war.

"In die andere Richtung geht es nur zu einer Art größeren Kammer, die wohl früher noch 2 andere Zugänge hatte, die allerdings verschüttet sind, die könnte man vielleicht als Bunker für Menschen oder Tiere oder was in der Art nutzen", sagte sie. "Aber das ist für uns uninteressant, die andere Richtung ist besser."

Es würde dem Prinzen schnell klar werden, daß der Weg in Richtung Finster führte und beständig bergab führte. Schon hier waren rechts und links immer mal wieder einige kleine Kavernen und Kammern und die Caitiff erzählte, daß sie hier auch Überreste von Menschen gefunden hatte, doch sie ging noch ein ganzes Stück weiter, bis zu einer Art Kamin, der mit gut 2,5 Metern Durchmesser in die Tiefe führte und unten konnte man auch mit geschärften Sinnen nicht viel erkennen. Sie würden sich nun nur noch wenige Meter vom Ufer der Finster entfernt befinden und jemand (Helena) hatte hier eine ziemlich neue Strickleiter angebracht. Mit ein wenig Mühe würde man hier auch grössere Gegenstände abseilen können, das war zu erkennen.

"Es geht hier noch mal rund 30 bis 40 Meter runter, nach etwa 10 Metern geht das Licht der Grubenlampe aus, dann gibt es keinen Sauerstoff mehr und nur Wesen wie wir können dort weitergehen. Die Räume die ich meine befinden sich unter der Finster und sind 3 große natürliche Kammern, die trocken sind.
Der Weg auf der anderen Seite ist versperrt, so daß man von dort nicht mehr hinein kann, das habe ich untersucht."

Nein, Scheu runterzusteigen hatte sie nicht und es war klar, sie machte das nicht zum ersten Mal. Es war nur erstaunlich, daß wohl auch die Nosferatu hier noch nicht oder sehr sehr lange nicht gewesen waren.
 
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Menschen würden hier ganz sicher keinen Schutz mehr finden, dafür würde Buchet sorgen. Sterbliche waren alle gleich, sie würden das Prvivileg ihrer Rettung mit dem Diebstahl seiner Kunstwerke vergelten. Auch wenn sie nicht bis ganz dort hinuter gelangen konnten, so würden sie niemals vergessen was dort eventuell zu finden war. Nein, der Prinz dachte gar nicht daran sich eine ganze Generation Diebesvolk an die Fersen zu heften. Sollten sie ihren Krieg führen und den gerechten Lohn dafür empfangen, er würde sich damit begnügen die Werke der wenigen Genies unter ihnen bewahren.
Ja die Nosferatu. Es war naiv zu denken das die verbogenen sich nicht irgendwann bis hierher gewagt hatten. Natürlich ging auch dem alten Toreador der Gedanke an sie durch den Kopf. Selbst wenn die Nosferatu bis heute nicht wussten was es hier zu finden gab, sie würden spätestens nach dem dritten schweren LKW aufmerksam werden. Oliver Buchet beschloss das Risiko einzugehen und den Clan der Zerfallenen großzügig zu bestechen. Sollten sie von einer latenten Gefahr ruhig zu bezahlten Wächtern mutieren. Bessere Werkzeuge würden sich eh nicht finden.

Er nickte.
"Ausgezeichnet meine Liebe! Haben Sie eine Idee für was dieses beeindruckende Gebäude einst genutzt wurde? Auch wenn die Tiefen dort unten natürlich erscheinen, so muss ja irgendwer, irgendwann eine Verbindung hergestellt haben?"
 
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Helena dachte nicht so über die Menschen wie der Prinz, allerdings kannte sie diese auch anders als dieser und hatte bisher immer unter diesen gelebt. Als Prostitierte wunderte sich keiner darüber, daß sie erst des Abends oder Nachts erschien und keiner hinterfragte es wirklich.

Aber es gab hier eine ganze Menge Tunnel unter der Stadt, die sie auf der Suche nach einem der Verborgenen betreten hatte, aber keiner war zu finden gewesen, es schien fast, als hätten die meisten die Stadt verlassen und nur einige Verwegene waren noch da.

"Eine alte Frau hat mir erzählt, es würde hier spuken, denn hier habe ein Mann gelebt, der Leute auf nimmer wiedersehen verschwinden ließ", erzählte sie, was sie davon wußte. "Als er dann zum Tode verurteilt worden war, hätte das mit den verlorenen Seelen begonnen. Spuk habe ich hier keinen gefunden, wohl aber einige menschliche Überreste von Leuten, die in den Schacht gestossen worden und dort erstickt waren.

Als ich das erste Mal hier war, lag eine hölzerne Abdeckung über diesem Schacht und ich hielt es zuerst für einen Brunnen bis ich es mir näher ansah und dann diese unterirdischen Gewölbe und Kammern entdeckte. Das Haus ist unbewohnt und ich denke auch nicht, daß es nochmal jemand bewohnen wird, da es schon sehr zerfallen ist."
 
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"Ich werde es kaufen! Eventualitäten kann ich mir nicht leisten."

Buchet sah zu Helena hinüber und seine Augen bekamen einen seltsam gefährlichen Glanz.

"Lebt diese alte Frau noch? Weiß sonst jemand von diesem Versteck? Erinnert Euch und wagt es nicht mir etwas zu verschweigen. Es ist von elemantarer Bedeutung das alle möglichen Erinnerungen an dieses Versteck ausgelöscht werden. Ich habe Kunstwerke von unermeßlichen Wert zu retten, und kann es mir nicht leisten hinter einer alten Vettel herzuwischen. Denkt also in Ruhe nach und lasst auch den unwahrscheinlichsten Fall nicht unerwähnt."

Es war dem Prinzen hörbar ernst mit dem was er sagte. Helena befand sich urplötzlich mit dem Rücken zur Wand. Buchet ließ ihr keine Alternativen.
 
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Helena schüttelte den Kopf.

"Nein, sie ist in meinen Armen gestorben, es war ihr wohl wichtig, dies weiterzugeben, eine Bombe hatte ihr die Beine abgerissen und am Ende habe ich ihr das Leben genommen", erwiderte sie dann, es war ihr etwas unangenehm, daß sie das zugeben mußte. "Ob und wer sonst noch davon weiß, kann ich nicht sagen, sie hat es mir jedenfalls gesagt, weil sie mich am Tag zuvor auf dem Gelände gesehen hatte und mich vor diesem Geist warnen wollte. Sie hat einen Sohn, den habe ich einmal gesehen, aber ob der etwas weiß, kann ich nicht sagen."

Nein, sie konnte in dem Moment nicht lügen, die Präsenz des Prinzen ließ es einfach nicht zu.

"Er sollte in einem der Verstecke im Rotlichtbezirk sein. Da könnte ich euch hinbringen, wenn ihr denkt, er könnte es wissen."
 
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"Wir werden sehen! Schlimmstenfalls muss ich etwas über Gebühr vorgehen und im größeren Umkreis mögliche Zeugen beseitigen..."

Der Prinz sah zu Helena hinüber und grinste gespielt überrascht. Nein es war ihm nicht sonderlich wichtig den folgenden Satz mit einer glaubhaften Miene zu untermalen.

"Ich werde natürlich erst einen Ghul hierher schicken damit er sich ein wenig umhört. Wir wollen ja keine Unschuldigen opfern, nicht wahr?"

Er nickte nachdenklich.

"Ihr habt mir einen großen Dienst erwiesen meine Liebe! Was sagtet ihr von welchem Clan ihr kommt? Ich würde gerne Euren Primogen über diese großartige Hilfe in Kenntnis setzen, solch Engagement schreit ja förmlich nach einer entsprechenden Entlohznung!"
 
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