[KW21] workin` nine till five

Malkav

Jacks vergeudetes Leben
Registriert
4. April 2004
Beiträge
13.723
Ernest sass auf den Zinnen der Burg und starrte auf die mondbeschienene Wasserfläche hinab, die sich zu seinen Füßen bauschte und bäumte.
Churchill hechelte zufrieden auf seinem Schoß und liess sich die Kinnfalte kraulen, während sein Herrchen mit konsternierter Miene auf sein Mobiltelefon starrte. Warum fiel es ihm so schwer? Was war los in letzter Zeit? Ernest erkannte sich selbst kaum wieder... Wie kam es, dass er in letzter Zeit so gereizt war?
...mochte es sein, dass ihm Faust schwer im Magen lag?!?

Eigentlich war bis vor kurzer Zeit alles glänzend in Ordnung gewesen... gut, es war von der ersten Sekunde an immer viel drumherum passiert, aber...
Ernest stockte.
"Oh boy Churchill... ich bin quite arrogant geworden, oder?", rang er mühsam mit der Erkenntniss, dass sich nicht nur die Dinge um ihn herum, sondern auch er selbst sich mit ihnen verändert hatte.
Ernest stiess einen tiefen Seufzer aus. Da war er auf seine alten Tage doch noch zum Streber geworden...
"Weisst du was, Kleiner?", Churchill muckerte wohlig:"Ich war... ich ...I am...I mean, at least I hope so... mit der tollsten Frau der Welt zusammen...Cat, y´know?!" Churchill wedelte freudig mit dem Schwanz:"Right, I like her too, und what do I do? I totally ignore her, weil ich Professor Johardo beeindrucken will... I mean...", er sah auf und drehte sich zur Burg um, die er die letzten vier geschlagenen Stunden vermessen hatte:"...was mach ich hier eigentlich?"
 
AW: [KW21] workin` nine till five

"Die Augen, die Ohren und das Gewissen des Schöpfers des Universums sein, nehm ich an...", antwortete der Engel mit einem Schulterzucken:"...oder in den Trümmern meiner Existenz Maß nehmen für ihre neuen Möbel... das kommt auf den Standpunkt an..."
Sie wirkte nicht böse, ganz im Gegenteil... eine stille Würde und eine ernstgemeinte tiefgreifende Trauer lagen gleich einer Korona um ihre Erscheinung.

Ariel war nicht ohne Grund hier. Ihr Ziel war die Kapelle, denn dort lagerten unter dem Altar einige Erinnerungsstücke von denen sie zwar hoffte, dass sie sie nicht gebrauchen würde, aber dennoch gerne in ihrer Nähe gewusst hätte.
Und gewiss war hier kein guter Ort mehr um das wenige, das ihres war, aufzubewahren.
Ernest hatte sie vom Weg abgebracht wie eine Motte das Licht.
 
AW: [KW21] workin` nine till five

Zu Tode erschrocken fuhr Ernests Hand zu seinem Holster und ehe der Engländer überhaupt verstand was er da tat, war der erste Blick den er auf einen leibhaftigen Engel warf der über Kimme und Korn.
Ernest erschrak bis ins Mark... (und später einmal würde er Cat in einem sehr betrunkenen Zustand Stein und Bein schwören, dass sein Herz in diesem Moment einmal geschlagen hätte.)

"I..."

Ernest lies die Waffe in einem hilflosen Reflex einfach fallen.
"Ahem... Lady Ariel, nehm ich an?" Ernest sprang in einem hilflosen Versuch die Situation zu retten mit dem Hund auf dem Arm auf die Füße und verbeugte sich tief, was Churchill mit einem unzufriedenen aber herzhaften Gähnen missblilligte.
Er war alleine mit dem Engel... er war so gut wie tot.
 
AW: [KW21] workin` nine till five

Ariels Braue hob sich kaum merklich als die Waffe klappernd auf dem Boden aufschlug.
Sie erinnerte sich noch gut, wie Heinrich einst in genau derselben Weise reagiert hatte, doch er hatte damals den Abzug abgedrückt und ihr rotglühendes Blei direkt ins Herz geschossen als sie ihn fand.
Vielleicht bestand noch Hoffnung...

"Ihr könnt mich Ariel nennen...", antwortete sie in leisem Singsang: "Ich nehme keinen Rang mehr in eurer Welt ein, seitdem die meine in Trümmern liegt."
Der Engel wirkte nicht erzürnt, oder so als würde sie eine Gefahr in dem jungen Engländer sehen aber eine tiefe Bitterkeit klang in ihrer Stimme mit.
"Ihr seid der, der Heinrich genommen hat, nicht wahr? Ich sehe, dass ihr einst anders wart..."
Faust hatte das Unleben in vollen Zügen genossen und niemals Reue verspürt, Ernest hatte das Leben geliebt und Ariel konnte förmlich riechen, dass er im Grunde seines Seins zutiefst menschlich war - es passte nicht und Ariel sah nun das verdrehte Resultat dieses unheiligen Amalgams vor sich.
Ernests Seele schrie dem Engel voller Verzweiflung ihr Leid entgegen. Es war ein Kampf um die Seele des Tremere entfacht deren Parteien Ariel nur zu bekannt waren.
 
AW: [KW21] workin` nine till five

"Yes, I am...", hörte der Engländer zu seinem eigenen Entsetzen seine Stimme antworten.
Die mürben Wälle und Mauern des Selbstbetrugs brachen im Angesicht des Engels, der fleischgewordenen Verkörperung der Liebe und der Allgegenwärtigkeit des einzigen und wahren Gottes.
Ernest schwankte.
"Ich... Ich wollte es nicht, ich...", er brach ab als seine Stimme trocken wurde und sah betreten zu Boden.
"Alright...", Ernest setzte Churchill, der nichts gegen Ariel zu haben schien, auf dem Boden ab und sah den Engel mit müden, traurigen Augen an.
Er richtete ein letztes Mal sein Jackett.
Ihre Schönheit brannte in seinen Augen und er schloss sie um noch einmal durchzuatmen.
"Please... tu meinem Hund nichts an..."
Ernest war bereit, er hatte keine Entschuldigung.
 
AW: [KW21] workin` nine till five

"Oh..." Ariel wirkte betreten als Ernest ihr die Kehle anbot.
"Dies ist nicht meine Aufgabe, befürchte ich..."

Der Engel diese Worte mit Bedacht aus, denn es war in der Tat nicht ihre Aufgabe.
Diese Aufgabe wurde bereits erfüllt, doch das, nach dem der Engländer in ihr suchte war keine Person.
Es war ein Ort.
Es war ein Ort an dem die Menschen Frieden finden konnten.
Ein Ort, an dem sie so lange verweilen und leiden konnten, bis sie sich selber verzeihen mochten und dieser Ort trug einen anderen Namen...
 
AW: [KW21] workin` nine till five

"WARUM?", Ernest verlor die Fassung, schrie seine Verzweiflung hinaus in die Nacht und sah den Engel mit brennenden Augen an.
"Why, goddamnit?" Ohnmächtig vor Wut und ohne etwas in der Hand zu haben, dass er um sich Luft zu machen hätte zerstören können, stolperte der Engländer einige Schritte rückwärts und fand notdürftigen Halt an den Zinnen der Burg.
Er sehnte sich nach einer Strafe. Er sehnte sich danach gerichtet zu werden, aber... wohin er auch ging, traf er nur auf Vergebung und stille Enttäuschung.
"Ich habe ihn getötet! Ich habe ihn gefressen..." Ernest schlug mit aller Kraft gegen den Stein der Burg und es tat ihm gut zu spüren wie die Haut aufplatzte und brennender Schmerz seiner kalten Seele Linderung verschaffte.
 
Zurück
Oben Unten