Crowdfunding Kostenlos und Abgezockt? (The Amanda Palmer Kickstarter Scandal)

Teylen

Kainit
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16. August 2007
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Es gab in letzter Zeit Diskussionen über das Für und Wider kostenloser RPG-PDFs.
So war nicht unbedingt jeder Rückhaltslos begeistert wenn große Verlage die Grundregelwerke ihrer Rollenspiele in PDF-Form kostenlos unter das Volk streuen.

Es gab in letzter Zeit auch Diskussionen über Verlage und in wie weit Beiträge von Mitwirkenden entgolten werden und ob sie überhaupt im normalen Ausmaß entgolten werden können. Ob man den Anspruch wagen für eine Übersetezung, ein Lektorat oder die Arbeit als Autor eine normale Vergütung zu erhalten.

Nun, vor kurzem bin ich dank der G+ Community Kicksnarker über die beiden - meiner Meinung nach - Interessanten Artikel zu dem Verhalten von Amanda Palmer nach ihrem erfolgreichen Kickstarter Projekt gestossen:
The New Yorker: Amanda Palmer’s Accidental Experiment with Real Communism
Elven PDX Magazine: Beer and Hugs: The Amanda Palmer Scandal, Revisited

Um kurz zu umreißen was geschehen ist.
Amanda Palmer hat nach der Kickstarter Finanzierung ein Album produziert und ist auf Tour gegangen. Bei der Tour hat sie normale Künstler dazu eingeladen auf ihrer Bühne als Vorgruppe aufzutreten.
Ohne die wohl sonst übliche Bezahlung.
Für Bier, Knuddeleinheiten und die Ehre / den Spaß auf der Bühne zu stehen.
Das hat dann doch ein negatives Feedback gegeben.


Ist es abwegig von mir da an Verlage zu denken die Fans dazu animieren mitzuarbeiten?
Für einen Dank, die Nennung im Impressum und vielleicht ein paar Minuten Ruhm?
Lädt man damit die Fans nicht im Grunde zur Selbstausbeutung ein und fordert noch das sie Spaß dran haben, lächeln und dankbar sind?
Gibt es dann überhaupt die Bezahlung in "Happyness" oder ist selbst das letztlich nur eine Karotten die den Leuten vorgehalten wird während Leistungen rausgepeitscht werden?
Wieviel Aufmerksamkeit kriegt man da so überhaupt (ich mein bei Amanda Palmer erinnert sich vermutlich zwei Wochen später kaum einer an die Vorbands)?
Senkt es den Willen für sowas zu bezahlen generell ab (Wenn PDF X vom großen Verlag kostenlos ist, sollte PDF Y vom anderen/ggf. kleineren Verlag auch kostenlos sein)?
Kann man daran überhaupt etwas ändern? Sollte man das?

Funktioniert die Assoziation die ich dort machte vielleicht doch nicht, alles nur falscher Alarm?
 
Amanda Palmer, by the way. Sagt der Dresden Dolls Fan. Und jede Seite, die du verlinkt hast.
Von der Kampagne habe ich gehört und fand es eher naja. Was die Bezahlung der Bands angeht: Bei großen Touren verdienen die kleineren bis mittleren Bands mehr durch Merchandise-Verkauf als durch den tatsächlichen Gig, da von letzterem auch noch Crew und Technik etc. bezahlt werden müssen. Dennoch nicht erfreulich, alles in allem.
 
Ich finde Deinen Bogen-/ Brückenschlag... ambitioniert.
Aber wir liegen selten auf einer Wellenlänge.

Und:

Ist es abwegig von mir da an Verlage zu denken die Fans dazu animieren mitzuarbeiten?
Für einen Dank, die Nennung im Impressum und vielleicht ein paar Minuten Ruhm?
Lädt man damit die Fans nicht im Grunde zur Selbstausbeutung ein und fordert noch das sie Spaß dran haben, lächeln und dankbar sind?
Gibt es dann überhaupt die Bezahlung in "Happyness" oder ist selbst das letztlich nur eine Karotten die den Leuten vorgehalten wird während Leistungen rausgepeitscht werden?
Wieviel Aufmerksamkeit kriegt man da so überhaupt (ich mein bei Amanda Peel erinnert sich vermutlich zwei Wochen später kaum einer an die Vorbands)?
Senkt es den Willen für sowas zu bezahlen generell ab (Wenn PDF X vom großen Verlag kostenlos ist, sollte PDF Y vom anderen/ggf. kleineren Verlag auch kostenlos sein)?
Kann man daran überhaupt etwas ändern? Sollte man das?

Funktioniert die Assoziation die ich dort machte vielleicht doch nicht, alles nur falscher Alarm?

Stellst Du Dir diese Fragen tatsächlich erst, seit seitdem Amanda P. Künstler für null ouvert ins Vorprogramm holte?
Sicher nicht.

Von meiner Seite ein halblautes Nein, die Assoziation funktioniert in meinen Augen nicht.
Was nicht heisst, dass ich die sonstigen Gedanken nicht nachvollziehbar finde.

:coffee:
 
Oha, keine Ahnung wie ich auf Peel statt Palmer kam. Zumindest im Text ist es geändert.

Ansonsten brachten die Berichte den Gedanken nur wieder hoch.
Ich hatte schon davor Überlegungen in der Richtung.
Gerade in Bezug auf PDFs die Herausforderung das ich PDF sehr wenig schätze.
Äußert man da noch das man der Ansicht ist das das kostenlose herausgeben der PDFs zu einem Wertverfall führt der andere negativ beeinflusst, wird man stell als jemand hingestellt der einerseits das Werk nicht schätzt, andererseits den Spielern das kostenlose Produkt nicht gönnt. Im übelsten Fall als potentieller Kapitalist.
 
(Der Wunsch, das auch Laienautoren für ihre Arbeit irgendwie entlohnt werden, ist eher nicht von Kapitalismus geprägt.
Oder?
Ich meine, man muss einfach mal alle Seiten betrachten.
In wie fern die von Dir geprägte Währung "Happiness" einen entlohnt, kann nur jedes Individuum für sich selbst entscheiden, und da sind die Leidensfähigkeiten mit Sicherheit denkbar weit auseinander.)

Das kostenlose PDF: Kommt leider auch wieder auf das PDF an.
Ist es ein Teaser?
Dann finde ich es okay.

Ist es das komplette Werk?
Dann muss man sich natürlich fragen, wie der Verlag dazu kommt. Im Grunde muss es doch immer darauf hinauslaufen, dass man durch kostenlose PDFs angefixt wird, denn Verlage bleiben doch irgendwie profitorientiert. Entweder der Spieler soll Folgeprodukte erwerben oder das PDF so super finden (Stichpunkt Artwork), dass er gar nicht kann, als die gedruckte Version zu bestellen ("Wo muss ich klicken?").
 
Verlage machen kostenlose Pdfs meistens nicht ohne Grund. Mit kostenlosen Pdfs schaltet man Raubkopierer jeglicher Art aus. Man spart sich die Investitionen in die Kopierschutz/Wasserzeichen/etc.-Technik, wenn man keine kostenpflichtigen Pdfs verkaufen möchte. Ein Verlag wird nie etwas an den Personen verdienen, die ein Produkt des Verlages zwar besitzen möchten, aber nicht den vom Verlag vorgesehenen Preis dafür zahlen möchten. Der Verlag verdient nur an den Personen, die vom Produkt überzeugt sind und dem Verlag gerne für seine Arbeit eine entsprechende Bezahlung geben. Dieses Käufer sind auch noch positive Meinungsmacher für den Verlag.

WotC macht das neue D&D kostenlos, weil es das Regelwerk vom großen Konkurrenten Pathfinder kostenlos im Netz gibt. Den ehemaligen D&D Spielern soll es möglichst einfach gemacht werden, wieder zurück zu D&D zu wechseln. Je mehr Leute das neue D&D einfach testen können, desto höher ist die Verbreitung und das spätere Interesse an kostenpflichtigen Produkten.
Das deutsche CoC gibt es, so die Hypothese eines Bekannten, als Pdf kostenlos, weil die Druckauflage verkauft ist und es sich für den Verlag nicht lohnt bis zur bald erscheinenden nächsten deutschen Edition nochmal eine Auflage der alten Edition drucken zu lassen. Da sammelt man mit kostenlosen Pdfs noch ein paar mehr potenzielle Spieler und Fans ein.

Das Modell kostenlose pdf-Version und kostenpflichtige Buchversion scheint derzeit noch zu funktionieren. Wenn der Kunde von der kostenlosen pdf-Version überzeugt ist, kauft er sich möglicherweise auch die kostenpflichtige Buchversion. Mit dem Kauf kann er den Verlag auch für seine gute Arbeit unterstützen. Ich weis nicht, ob dieses Modell in naher Zukunft noch so gut wie derzeit funktionieren wird, wenn viele Rollenspieler Endgeräte haben, auf denen Pdfs gut und überall zu lesen sind. Vielleicht funktioniert dann das Pay what you want Modell besser, wenn der Kunde nach dem kostenlosen Erwerb und Test des Pdfs, das elektronische Produkt später nochmals zu einem von ihm gewählten Preis kaufen kann.

Verlage leben von ihren Fans, denn diese kaufen die Verlagsprodukte und machen unentgeltliche Werbung für den Verlag. Ein Verlag kann es sich nicht leisten diese zu sehr auszubeuten, denn dann wenden sich diese gegen ihn selber.
Fan ist ist Abkürzung von Fanatic, was schon vieles aussagt. Die Fans würden fast alles für das Objekt der Begierde tun.

Die Namensnennung in einem Buch befriedigt den Wunsch des Menschen nach Unsterblichkeit. Er will der Nachwelt etwas überlassen, so dass sich diese an ihn (positiv) erinnert.
Klar machen Hobbyautoren einige Dinge gerne, weil diese Dinge sie happy machen. Es ist aber ein großer Unterscheid, ob ein Hobbyautor ein Abenteuer für seine Runde vorbereitet (da reichen schon Notizen), das Abenteuer so schreibt, dass er es online stellen kann, damit andere das Abenteuer auch spielen können oder ein Abenteuer nach den Vorgaben eines Verlages zu verfassen und später auch noch an weitere Bedingungen anzupassen oder zu ändern. Während die ersten beiden Punkte noch den Happyness-Faktor haben , ist beim dritten Punkt der Happyness Faktor der von Arbeit (je nach Menschen und Arbeit wird dieser unterschiedlich sein).

Eine Mitarbeit an einem Verlagsprodukt eröffnet dem Hobbyautoren Kontakte zu Verlagsmitarbeitern und anderen Autoren. Er kann ein Netzwerk knüpfen. Bei einer Mitarbeit kann der Autor sich in seiner Arbeit auch positiv weiterentwickeln. Wenn der Autor sich positiv einbringt, kann es sein, dass er später mal einen Auftrag bekommt, der mit Geld, Naturalien oder was auch immer entlohnt wird.

Käufer von Rollenspielen, also die Rollenspieler selber haben es z.T. selber in der Hand, ob Rollenspielautoren anständig bezahlt werden oder nicht. Würden sie das Produkt auch noch kaufen, wenn es so viel kosten würde, dass alle am Produkt Mitwirkenden entsprechend bezahlt würden? Wenn es keine Rollenspieler gäbe, die für die "Bezahlungen" der Verlage die Arbeit erledigen, gäbe es deutlich weniger Rollenspielprodukte. Klar kann der einzelne sagen: Für so eine "Bezahlung" mache ich die Arbeit nicht, aber es gibt bei der Menge der Rollenspieler sicherlich einen anderen der es für die "Bezahlung" macht.
 
Kostenlose .pdf`s des Grundregelwerks sind imho mehr dazu gedacht, die Anzahl der Leute, die es spielen, zu erhöhen. Und an den Folgeprodukten zu verdienen - oder auch Produkt selbst, viele (einige?) nutzen ein .pdf gern zum reinschnuppern, bevorzugen aber die Totholzvariante.

Kurzum, dass durch kostenlose .pdfs die Autoren / Übersetzer schlechter bezahlt werden, halt ich für abwegig.

Im übrigen sind es ja oft die "ausgebeuteten (übersetzenden) Fans", die sich für sowas einsetzen. Der Wunsch nach einer deutschen PRD wurde im PF-Redaxteam sehr deutlich gehegt und nach harter Überzeugungsarbeit war es dann beim Verlag auch soweit!
 
Man muss auch bedenken, dass man im RPG Bereich alles andere als im professionellen Umfeld agiert. Schlussendlich bezahle ich meist für das Hobbyprojekt einiger weniger. Ich bin grundsätzlich bereit, für die Materialkosten, Layout, Illus., ggf. Übersetzung und Lektorat aufzukommen, denn dahinter steckt häufig auch professionelle Arbeit, aber für den Heartbreaker dahinter Geld zu verlangen, ist unverschämt.

Ein RPG zu schreiben kann sehr viel Arbeit sein, das ist aber erstmal kein Gegenwert an sich. Man kann auch hunderte von Stunden in das Briefmarken sammeln versenken. Wenn man natürlich jemanden findet, dem das etwas wert, spricht ja nichts dagegen, den Obulus anzunehmen. Verlangen kann man das im aktuellen Zustand des Hobbys nicht.
 
Ich als Fanziner hab immer den Gedanken der schearzen Zahl gehegt: ich will nicht draufzahlen, aber keinen Gewinnmachen. das find ich für Fanprojekte auch heute noch als gutes Ziel. Pros dürfen sicherlich auch einen Gewinn erzielen, müssen letztendlich aber auch marktübliche Preise anbieten.
 
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