Ich habe das Spiel nur einmal gespielt, glaube aber trotzdem die Beobachtung von
@BoyScout bestätigen zu können.
Das Spiel heißt zwar Korsaren der Karibik, ist aber eher eine eine Art Wirtschaftssimulation, bei der man vor allem auf der Jagd nach begehrten Handelswaren ist.
Ich glaube sogar darüber hinaus die folgende Angabe weiter präzisieren zu können.
man KANN als Pirat agieren
Ja, man KANN bei dem Spiel als Pirat agieren.
Genauso wie man sich im echten Leben jederzeit den rechten Fuß mit der Kettensäge abtrennen, oder das linke Auge mit einem Löffel ausstechen KANN.
Eine wirklich sinnvolle Handlungsoption ist das, ähnlich wie die genannten Realwelt Beispiele aber eher nicht.
Im Vergleich zu anderen, zum Teil wirklich riskanten Aktionen, wie dem Angriff auf andere Schiffe, zahlt sich die Handelssegler Option nämlich gleich doppelt aus:
- Die Hälfte der nötigen Ruhmespunkte kann man allein durch die Einzahlung von Gold in die eigene Schatztruhe machen.
- Die Belieferung eines Hafens mit einer entsprechend hohen Stückzahl der gerade nachgefragten Handelsware bringt einen weiteren Ruhmespunkt.
Wohingegen beim Entern von Schiffen nicht nur immer die Gefahr besteht versenkt zu werden oder im Anschluss Zeit- und Kostenintensive Reparaturen durchführen zu müssen.
Es wird auch ein Kopfgeld ausgesetzt, das nicht nur dafür sorgt, dass man beinahe permanent die Kriegsmarine am Hals hat, sondern auch das Einlaufen in die Häfen der betroffenen Nation unmöglich ist.
In Summe jede Menge Klötze am Bein für ein äußerst riskantes Unternehmen mit recht geringen Erfolgsaussichten.
Die Mitspieler, mit denen ich das Spiel gespielt habe, kannten das Spiel bereits alle und hatten mich vorab vor diesem Umstand gewarnt.
Es mir nehmen lassen, mich bei einem Spiel mit diesem Titel als Schrecken der Meere zu betätigen, habe ich natürlich trotzdem nicht und glaube die oben genannte Beobachtung durch mein klägliches Scheitern bestätigen zu können.
Spaß gemacht hat es trotzdem jede Menge. Die Aufmachung des Spiels ist sehr Detailverliebt. Alleine die Schiffsmodelle, die als Spielsteine zum Einsatz kommen, lassen den Spieler beinahe augenblicklich in eine Welt von Seeräubern und Piraten abtauchen und es ist schon ein erhebendes Gefühl die kümmerliche Schaluppe endlich gegen eine Fregatte oder Galeone eintauschen zu können.
Selbst als zum x-ten Mal gestrandeter Piratenkapitän konnte ich zumindest in so fern bis zum Ende mitten im Spiel bleiben, als ich zumindest gefürchtetes Zünglein an der Waage bei den anderen Kapitänen war, die den Sieg dann als Handelssegler unter sich ausmachten.
Gegen Ende des Spiels hätte ich sogar beinahe ein besonders fies ausgerüstets Schiff der Kriegsmarine versenkt, der ich mich freiwillig zur Seeschlacht gestellt hatte.
Als "echter" Pirat wollte ich mir auch dieses Abenteuer nicht nehmen lassen. Auch wenn es im Rahmen der Spielregeln wohl eine der dümmsten Ideen ist.
Besonders schade an dem Umstand, das vor allem das recht eintönige hin und her schippern von Handelswaren das in Sachen Ruhmespunkte einträglichste Geschäft ist, ist die Tatsache, dass das Spiel für Seegefechte über ein sehr detailliertes Kampfsystem verfügt, das jede Menge taktische Entscheidungen, wie schieße ich auf den Rumpf, die Segel, etc. und welche Munition verwende ich, kennt, die wichtigen Einfluss auf den Verlauf von Kämpfen haben und somit auch strategisch genutzt werden können.
Wegen des deutlichen Vorteils von Handel bei auf Sieg optimiertem Spiel, kam in unserer Runde das Element Kampf mit Ausnahme meiner Wenigkeit est in der Schlußphase des Spiels wirklich zum tragen, als es unter den erfolgreichen und massivst hochgerüsteten Händlern dann darum ging, wer als erstes die letzen nötigen Ruhmespunkte einfährt.
Wenn Du mit diesem kleinen Manko in Sachen Balance leben kannst, glaube ich das Spiel trotzdem empfehlen zu können.
"Harr!" - Mir selbst hat es auf jeden Fall sehr viel Spaß gemacht. Bei anderen Spielen, bei denen recht früh klar ist, dass ich komplett aus dem Rennen bin, ist das nicht immer so.