AW: Codex Urbanis - Eindrücke
Die Erklärungen zur Wasserversorgung fand ich auch vergleichsweise lang, aber nicht sonderlich störend um ehrlich zu sein.
Hum, den Aspekt hatte ich noch nicht bedacht Zornhau

Naja, aber so schlimm find ich das jetzt auch nicht.
Was ich hier BESONDERS störend finde, ist die so deutlich andere STIMMUNG, die solch eine "umweltbesorgte" Gesellschaft, die ihr ökologisches Gewissen pflegt, beim Lesen erweckt.
Die TRAURIGE Welt der Engel, bei der es an allen Ecken bröckelt und bröselt, bei der die harte Ordnung der Kirche von innen und von außen zerrüttet wird, bei der unersetzliche Technik verloren geht, bei der unersetzlicher Lebensraum durch die Fegefeuer verloren geht, bei der die letzten Bastionen freieren Denkens, die Diadochen-Städte und Britannien von der Kirche von innen und von außen, mit List und auch mit Gewalt zermahlen werden - in diese traurige Welt der Engel paßt mir ein "Tralala, wie sind wir doch harmonisch-utopisch-ökologisch ÜBERALL!" so garnicht rein.
Für mich ist das Quellenband-"Feuchtgebiet" ja nur EIN Punkt und vielen. - Was gerade im einleitenden Teil über ALLE Städt querbeet (oft wird ja in ein und demselben Absatz von Kirchenstädten zu Diadochenstädten und zurück gesprungen) an GESELLSCHAFTLICHEM IST-Zustand in der (städtischen) Welt der Engel präsentiert wird, das paßt nicht in die Welt der Engel all der anderen Bücher, die zu diesem Setting bislang erschienen sind.
Ganz subjektiver Eindruck: Mir scheint, daß sich der oder die Autoren ihre GANZ PERSÖNLICHE UTOPIE von der Seele schreiben wollten, ungeachtet, ob das in die Welt der Engel (die ja alles andere als utopisch ist) paßt. - Was da z.T. drin ist, wirkt zu sehr nach postmodernem Patchwork, denn nach etwas, was zum Engel-Setting passen kann. Das Engel-Setting ist - trotz unterschiedlicher Autoren (und mancher Ausrutscher - "-el" z.B.) - bislang immer noch erkennbar konsistent geblieben.
Was hier an "Stadtlandschaften" beschrieben wird, stellt für mich eine ANDERE Welt dar. Und nicht etwa, daß hier eine IN-GAME-Sichtweise eines Schrottbarons über SEINE Wahrnehmung der Welt das Buch durchzöge. Dann könnte ich bestimmte Darstellungsabweichungen ja schon verstehen.
Hier wird aber in einer NEUTRALEN Position berichtet. Auch wenn manche Brief-Ausschnitte etc. ein wenig IN-GAME-Charakter mitbringen, so ist es doch nicht so, daß hier der Text (wie z.B. der Traumsaatband) direkt aus der Sicht eines Bewohners der Spielwelt stammen würde.
Wenn mir also aus einer Neutralposition FAKTEN geschildert werden, zu deren plausibler Existenz man eine soziale, moralisch-ethische, geologische und technische Voraussetzung annehmen MUSS, die im Kontrast zu den bisherigen Schilderungen - gerade auch über die Städte in den Ordensbüchern - steht, dann fällt mir die Akzeptanz eben schwer.
Ökoidealistische Klärstufen, Eidechsen als Währung, "Nutten-Gewerkschaft", "Toll-Collect" usw. - das paßt hinten und vorne nicht in die Welt der Engel.
Würde sich die Kirche von irgendwelchen ungläubigen Händer-Ketzern ein Straßennetz mit Mautstationen, welches den Schilderungen in CU ja ziemlich weitumspannend ist, gefallen lassen? - Ein Straßennetz, welches einen enormen STRATEGISCHEN Wert hat in Händen von Krämerseelen und Ketzern? - NIE!
Wir haben in den bisherigen Bänden fast ausschließlich die Sicht der Kirche präsentiert bekommen. Diese Sicht hat zumindest den STARKEN Eindruck erweckt, daß die Kirche sich nicht von dahergelaufenen Leuten auf der Nase herumtanzen läßt, daß man schon SEHR früh aufstehen und GEFÄHRLICHE Technologie haben muß, um von der Kirche nicht die grobe Kelle, sondern die subtile Unterwanderung bekommen zu können.
Ich weiß ja nicht, wie gut die Autoren der einzelnen Passagen die alten Ordensbücher oder Mater Ecclesia kennen, aber für mich kommt das so rüber, als wären da eben deutliche Lücken in Bezug auf die Kontinuität und die Konsistenz des Settings vorhanden.
Nebenbei: Warum haben eigentlich die Britonen als druidisch gläubige "Erdmutter"-Kultisten NICHT solche Anlagen aus dem Öko-Aktivisten-Handbuch des Fähnleins Schwieselpfeif und keine solchen sozial-utopischen Gesellschaftszustände wie man sie in CU beschrieben findet? - Weil die Autoren von DBB keine "Harmoniesuchtler" waren?
Bin ungefähr in der Mitte des Buches bis jetzt und finde nur die Menge an Spielaufhängern etwas dünn für ein Engelbuch
Da stören mich die spärlich gesäten Spielaufhänger viel mehr (und die -el Sache...).
Dieses Buch hat angesichts der Seitenzahl, die mit Ordensbüchern vergleichbar ist, die zahlenmäßig WENIGSTEN und die am WENIGSTEN interessanten Spielaufhänger.
Das meinte ich mit "LANGWEILIG und uninspiriert". - Bei den Ordensbüchern konnte man aus kurzen Absätzen oder Personenvorstellungen schon ganze Kampagnen-Handlungsbögen im Werden sehen. - Hier wird zuviel einfache Faktenschilderung OHNE HINTERSINN, ohne das VERSPRECHEN, daß da MEHR dahinter ist, als man hier lesen kann, geboten.
Engel-Quellenbände strotzen normalerweise vor Andeutungen, vor "anerzählten Geschichten", die nie ausgeführt oder beendet werden, so daß man sich diese für seine EIGENEN Kampagnen nehmen kann.
Da bekommt man hier eine verdammt karge Kost geboten.
Übrigens, beim Bild von Walter von Essen hat's jemand gut gemeint und ein zusätzliches "s" spendiert.
Ja. Und in Ramielsland gibt es Mona
Rchen.
Die Rechtschreibfehler sind für mich noch das am wenigsten Störende, da man sich ja an solche grundsätzliche, schreibhandwerkliche Schludrigkeit inzwischen gewöhnt hat. - Nicht, daß sie nicht immer noch stört! Es ist nur so, daß man sie TOLERIERT.
Für mich ist De Bello Britannico in Schreibstil, in Verwendbarkeit für das Spiel und in der gesamten Ausführung das bisherige Glanzlicht der Engelbände. Und Codex Urbanis ist - LEIDER! - überflüssig.