Löwenclub "Bastler"

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Glgnfz

Herr der Labyrinthe
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16. August 2008
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Dieser Begriff ist mittlerweile im Parallelthread gang und gäbe und deutlich vom "Konsumenten" abgegrenzt worden.

Wie ist eure "Bastler"-Entwicklung verlaufen? Meinme war nämlich etwas merkwürdig. Ich habe zu in meiner ersten D&D-Zeit Kaufabenteuer geleitet und gespielt und eine Zeitl ang war ich mit dem zufrieden, was ich hatte.

Dann habe ich mich mit meinem Cousin hingesetzt und versucht ein eigenes Rollenspielsystem zu schreiben - wenn ich mich recht entsinne, hatten wir auch schon über 100 handgeschriebene Seiten verfasst, sind aber - logischerweise - nie fertig geworden. Was würde ich dafür geben die Schulhefte mit den Notizen noch zu finden.

Danach habe ich die klassische Entwicklung genommen:
- 1. Abenteuer selber schreiben
- 2. Hintergrundwelt ausbauen und selber schreiben
- 3. Veränderungen am System vornehmen (Hausregeln)
- 4. Ekklektische Systemverquickungen, um ein "hausgemachtes" System zu haben mit allen Komponenten, die einem persönlich gefallen

Müsste ich jetzt nicht konsequent sein, den Kreis schließen und ein eigenes System entwerfen?


Auf welchen Ebenen hat euer "Gebastel" stattgefunden und hat es sich im Laufe der Jahre verändert?
 
AW: "Bastler"

Ich bastele gerne, aber mit vorgefertigten Bauteilen.
Deswegen mag ich HERO System, das ist quasi das Lego der Rollenspiele (wo D20 Playmobil ist).
HERO macht Arbeit, aber eben vor allem für den SL, weil erstmal aus dem Baukasten all das genommen und zusammengebaut werden will, was man für die jeweilige Sache braucht. Und lässt sich eben sehr genau anpassen. Eben Lego.
Eigene Systeme basteln ist mir dann wieder zuviel Aufwand.
Ich nehme mir lieber etwas bestehendes, und pass es auf das was ich brauche an. Cthullhu + nWoD Regeln. Iron Kingdoms + HERO.

Funktionierende Regeln selbermachen ist eben nicht einfach. Dabei gibt es viel zu viele Dinge auf die man achten muss. Mathematik, Statistik, Balance, Praktikabilität, Geschwindigkeit und nicht zuletzt "Feeling".
Deswegen griff und greife ich da lieber zu Baukästen.
 
AW: "Bastler"

Mit Traveller und Gamma World MUSSTE man mit dem Erschaffen eigener Spielwelten anfangen, da man sonst nichts gehabt hätte, wo man sein Abenteuer plazieren hätte können.

Aber auch die selbsterstellten D&D-Dungeons in eigenen Landstrichen voller Monster und geheimnisvoller Städte sollte man ja selbst erstellen - so wurde man schließlich vom Regelwerk aufgefordert. Und das hatte man dann auch so gemacht.

An Regeln herumzuschrauben kam immer erst über Unklarheiten, wie eine bestimmte Situation zu handhaben ist, wie eine Regel auszulegen ist, usw. - Und dann spielten eigene Wünsche und Interessen mit rein: Wir hatten von Anfang an bei Traveller den Mangen an zivilen Karrieren beklagt und jede Menge eigener Zivilisten-Würfeltabellen zur Charaktererschaffung gebastelt.


Abenteuer hat man sowieso selbst geschrieben, weil es zum einen nicht so viel gab, man zum anderen nicht so viel Geld hatte, um sich die existierenden Produkte zuzulegen, und weil es einfach bei uns in der Gruppe auch ERWARTET wurde, daß ein Spielleiter den Spielern ein ORIGINAL an Abenteuer präsentiert.
 
AW: "Bastler"

Das Gebastel habe ich nie getrennt erlebt. Ich denke gerade die Anfangsmodule (Wirtshaus zum schwarzen Keiler, Notlandung auf Volturnus) wurden bis zum auswendiglernen durch gespielt, bei gewissen Modulen hat sich dies auch wiederholt (Burg Bernstein, Desert of Desolation). Parallel wurde von Anfang entwickelt, gebaut, getan - man hatte ja überhaupt keine andere Wahl. Das man unweigerlich daran gewachsen ist - ich erinnere mich da so an Top Secret, Gamma World, Elfquest und später Heroes unlimited, lag einfach daran das Ideen vermittlet wurden.
 
AW: "Bastler"

Müsste ich jetzt nicht konsequent sein, den Kreis schließen und ein eigenes System entwerfen?

Jeder Rollenspieler sollte im Verlauf seiner "Karriere" wenigstens ein Rollenspiel geschrieben haben.
...nein, das schliesst ein Publizieren nicht mit ein. Im Gegenteil, die wenigsten Homebrews taugen für eine Veröffentlichung. Aber die Erfahrungen beim Entwerfen eines solchen sind recht wertvoll.


Noch einen zum Basteln an sich:
Früher war es erheblich einfacher, zu basteln. Frühe Rollenspielsysteme hatten verhältnismäßg viele "Lücken" (die durchaus beabsichtigt waren, und nicht den faden Nachgeschmack von "Kommt im nächsten Supplement,versprochen" hinterlassen.), die förmlich danach schrien, von Spielern und SL ausgefüllt zu werden.

Neuere Systeme tendieren dazu, entweder mit Informationsoverkill daherzukommen (DSA, WOD, RIFTS), die notwendigen Informationen zum Basteln über zig Regelwerke zu verteilen (so ziemlich alles von Mongoose), oder so unglaublich unintuitiv zu sein, das man das "Basteln" lieber den Profis überlässt (D&D 3.5, man werfe nur einen Blick auf die Third-Party-Supplements).


Ich habe inzwischen die "Old-School"-Regelwerke wieder neu schätzen gelernt, einfach weil man dort mehr dem SL und den Spielern überlässt, und weniger dazu tendiert Dinge totzuregulieren. Manchmal will man einfach nur ein bißchen basteln, oder dabei in Gefahr zu laufen irgendeinen Kanon zu verletzen oder wenig später durch ein (womöglich noch schlecht gemachtes) Supplement revidiert zu werden.

-Silver
 
AW: "Bastler"

Ich glaube auch, das viel Bastelleidenschaft aus der Notwendigkeit entstanden ist. In den 80er und frühen 90ern hatte man meist gar keine Wahl. Einige der besten Beispiele stammen aus dem Hause GDW. Wenn man z.B. Space 1889 oder 2300 AD spielen wollte, musste man sich eigene Regeln bauen, denn wie die Originalregeln funktionieren sollen, habe ich bis heute noch nicht begriffen:D
Und nachdem man einmal damit angefangen hat, lässt es einen nicht mehr los. Es gibt einfach kein "perfektes" System. Jeder Meister, jeder Spieler und jede Gruppe hat eigene Ideen und Vorlieben...und das ist auch gut so, denn schließlich liegt ja genau darin der Reiz des Rollenspiels.
Trotzdem gebe ich gerne zu, dass ich inzwischen durchaus froh bin, wenn ich ein neues Buch kaufe, dass mit einem spielbaren System geliefert wird. Was mir nicht gefällt wird "on-the-fly" geändert, keine stundenlangen Regelorgien mehr, dafür fehlt mir schlicht die Zeit.
Außerdem gebe ich Silvermane recht, inzwischen bin ich in vielen Bereichen wieder zum "old-school" Spielen zurüchgekehrt. Weniger und einfachere Regeln, dafür mehr Improvisation und Spaß.
 
AW: "Bastler"

Ich denke damit "Basteln" nur - oder hauptsächlich - mit Notwendigkeit und/oder Einfachheit in Verbindung zu bringen, wie hier gerade zu letzt geschehen, wird zu kurz gegriffen.
"Basteln" ist in meinem Verständnis ein wesentlich weiterer Begriff, zum dem - mindestens! - als weiterer Grundstein neben Notwendigkeit ("Basteln, weil ich muss") und Einfachheit ("Basteln, weil ich kann") noch Herausforderung/Ehrgeiz ("Basteln, weil ich will") gezählt werden sollte.
Und da sind dann entsprechend auch auf einmal die umfangreichen, die schwierigen, die lückenlosen Regelwerke und Spielwelten als Grundlage gefragt, die mir erst durch diese Eigenschaften die Schwierigkeiten liefern, deren Überwindung meinen Ehrgeiz befriedigt.

Einfach ein bisschen mit der Hand Wedeln ist kein Basteln - keines mit Herausforderung.

mfG
mpu
 
AW: "Bastler"

Und da sind dann entsprechend auch auf einmal die umfangreichen, die schwierigen, die lückenlosen Regelwerke und Spielwelten als Grundlage gefragt, die mir erst durch diese Eigenschaften die Schwierigkeiten liefern, deren Überwindung meinen Ehrgeiz befriedigt.

Einfach ein bisschen mit der Hand Wedeln ist kein Basteln - keines mit Herausforderung.

Ich stimme dem nicht zu. Meiner Erfahrung nach ist die Komplexität egal - wir haben dies mit Rolemaster erlebt (gespielt wurde mit allen Companionen inklusive Zeitreise und Multi-Ebenen-Varianten), wo das Basteln sich insbesondere auf die Komplexität des Umfeldes erschloss. Andrerseits hatten wir WoD Runden wo das basteln sich auf das Erstellen von Hörspielen und anderen Medien erweiterte.
 
AW: "Bastler"

Wenn ich dich da richtig verstehe, erweiterst du damit den Begriff aber auch ("nur") wieder um eine zusätzliche Dimension. Denn Hörspiel, überhaupt Multimediales, ist zwar gewiss herausfordernde "Bastelarbeit", aber doch auf andere Art und Weise als - beispielsweise - das Erstellen einer Hausregel. Dementsprechend kommen natürlich hier die Schwierigkeiten auch aus ganz anderen Ecken (beispielsweise solche technischer Natur).

mfG
mpu
 
AW: "Bastler"

Unsere Bastelei ging immer über die Regelwerke hinaus, ob es das erstellen von interaktiven Tondokumenten war, das erstellen von Gemälden, eigene LARPs usw.
Dadurch das das Medium sich veränderte wurde das Spiel erweitert und brachte wiederum neue Impulse zurück zu den regeln.
 
AW: "Bastler"

Versteh mich nicht falsch! Ich finde medienübergreifende Bastelei großartig. Sie geht nur ein wenig an dem Punkt, den ich weiter vorne machen wollte, vorbei, der bezog sich nämlich auf Herausforderungen/Schwierigkeiten beim Basteln an Regeln (und Hintergrund).

mfG
mpu
 
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