[28.04.2008] Mit Mensch, mit Geist und mit Vampir

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A Jester-Prince
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Die Straßen waren ein fließender Rausch. Es waren die ganz normalen Straßen und er durchging sie zusammen mit einem Geist. In seinen Ohren lag eine leise Musik, zu der er den Kopf beim gehen einige Millimeter hinundher wog. Das einzige was ihn nach dem beklemmenden Gefühl beim Verlassen des Hotels hier erwartet hatte, war das beklemmende Gefühl, was mehr und mehr schwand.
Zu dem, was Johanna zuletzt gesagt hatte, hatte er nur genickt und bislang geschwiegen.
Er sah nocheinmal auf die Uhr - zehn vor Zwei. Damit hielt er diesmal sogar den Zeitplan ein. Und mit dem Handy verfiel dieser vielleicht sogar endlich.
Timo rüttelte sich aus seiner Depression los, sie war keinem zuträglich und ganz besonders ihm nicht.
Er sah Johanna an. Er würde noch ein paar Straßen durch die Altstadt laufen müssen, bis er endlich bei der üblichen Ecke war, also war vermutlich oder hoffentlich niemand in der Nähe, bei dem es ihn stören würde, wenn er ihn ins nichts reden hörte.
"Hey... Wie gehts eigentlich so?"
Die Frage hatte auf Grund ihrer enormen Überfälligkeit fast schon eine Art Witz.
 
AW: [28.04.2008] Mit Mensch, mit Geist und mit Vampir

"Mir geht es wie immer, es gibt keine Zeit für jemanden wie mich", meinte Johanna. "Du warst so beschäfitgt und da habe ich mir andere Spielkameraden gesucht, aber jetzt geht das alles nicht mehr, die Stadt ist zu einem Gefängnis geworden, zumindest für mich."

Allerdings sah sich auch nicht wirklich beunruhigt auch, was konnte schon mit ihr schon geschehen, sie war tot, konnte man sie noch toter töten?
 
AW: [28.04.2008] Mit Mensch, mit Geist und mit Vampir

Spielkameraden.. Timo sah Johanna kritisch an. Nicht, dass ihm nicht aufgefallen wäre, das sie irgendwie ein wenig anders wahr, als früher, dazu hätte er sehr langsam sein müssen. Nein. Aber es ging zunehmend manchmal in eine Richtung, die er nicht nachvollziehen konnte.
Timo packte sich an seinen Kopf. Das hier alles war schlimm, aber wer liegen bliebt sunk nur tiefer in den Schlamm.
Wenn er sich recht entsann, waren Johanna und seine Erzeugerin noch zu keiner Zeit beide gleichzeitig anwesend.
Würde es eine Situation geben, in der sie es waren und am besten noch interagierten.. Dann würde er vermutlich wenigstens sagen können, dass entweder beide oder keiner von beiden echt war.
Wenn seine Erzeugerin sie nicht wahrnahm, aber Johanna auf sie reagieren würde, wäre Johanna dann falsch, wenn seine Erzeugerin es war. Umgekehrt galt dies dann leider nicht mehr.
Und das ganze hatte auch nur Sinn, wenn sein Kopf dieser Logik nicht durch falsches Erleben durcheinander brachte.
Er sah noch einmal Johanna an.
"Tut mir leid." sagte er nachdem er noch ein wenig gegangen war.
Mehr hatte er grad nicht in petto. Immerhin war es halbwegs ehrlich dafür, dass er grade einmal mehr ihre Echtheit anzweifelte. Aber vielleicht war sein Wunsch nach ihr, trotz ihrer teilweise neuen merkwürdigen Art, zu groß, um sie 'wegzudenken'.

Schließlich war er angekommen. Es war eine größere Gasse oder Weg, durch die auch ein Auto durchpassen würde, wenn man sich nicht um Kratzer im Lack kümmerte. Sie war lang, hatte viele Kreuzungen und führte in einem kleinen Teil an Gärten vorbei. Darüber hinaus war sie nicht zuviel begangen, und erst recht nicht um diese Uhrzeit, außer von ein paar Vereinzelten Kneipen-Heimkehrern, die eine Abkürzung nahmen. Die Tatsache, dass sie prinzipiell auch einigermaßen licht war, machte sie auch nicht übermäßig unheimlich, trotz der Nacht.
Kurzum, der perfekte Ort um kleine Kinder zu entführen und dergleichen.
Oder um das wartende Kind auf immer wieder neue Art zu begrüßen.
Timo wartete beim Eingang, wie immer.
Kurz nach zwei fuhr der schwarze Passat vor. Gemütlich verfolgte Timo den ruhigen Ablauf des geschmeidigen Bremsens, des Verstummens des Motors, des Abblendens des Lichts und des Einrastens der Handbremse.
Alles in diesen wunderbar genau richtig langen Zeitintervallen.
Also wenigstens entweder hatte seine Erzeugerin oder sein Kopf gewissen Stil. Timo lächelte vorsichtig für sich.
Kurz bevor der Moment kam, in dem die Tür aufgehen würde, sah er noch einmal hastig nach Johanna, neben der er an die Hauswand gelehnt stand, die er jedoch beim Beobachten des Schauspiels aus den Augen gelassen hatte.
 
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Johanna war noch immer da und war sich sicher, er hatte nicht verstanden, was sie ihm gesagt hatte. Natürlich hatte sie sich entwickelt und seine veränderte Art hatte auch Einfluß auf ihn gehabt. Hatte sie doch am Anfang noch versucht, ihm seinen Wahnsinn vor Augen zu führen und ihn davon abzubringen, doch dann kam der Tag an dem sie eingesehen hatte, daß sie dies niemals schaffen würde und daß es höchsten schlimmer als besser wurde. Sollte sie ihm sagen, daß sie sich ihm deswegen nicht gezeigt hatte, das erst mal verdauen mußte. Gut, sie hatte sich entschlossen, es einfach zu akzeptieren und es war schwer gewesen, sehr schwer.
Sie merkte auch, daß sich in der Stadt etwas verändert hatte, doch das konnte sie Timo nicht sagen, vermutlich würde das seinen Irrsinn nur verstärken.

Nun wartete sie, was geschehen würde und was Timo ausgerechnet hier wollte.
 
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Es dauerte einen Moment in dem man hinter den leicht getönten Scheiben des Wagens, die durch den Kontrast zwischen dem Schein der Laterne und dem Schatten im inneren des Wagens ohnehin schon schlecht einsichtig waren, ein paar Bewegungen sah. Dann ging die abseits gelegene Fahrertür auf und eine Frau mit schwarzen Haaren, die im Licht einen leichten rötlichen Schein hatten, stieg aus. Sie warf mit zunächst abseits gelegenes Gesicht vorsichtig die Tür zu und atmete wohl einen langen Zug Nachtluft ein und wieder aus und ließ ein 'Ahh' ertönen.
Sie drehte sich um und in dem Moment, in dem sie Timo mit ihren brennenden Augen in die seinen sah wurde die Welt einmal mehr wie warme Butter: Weich, zerfließend und unheimlich schwer fest zu greifen.
Timo selbst versteinerte innerlich. Während sein Hirn gegen die in wechselnd zu langsam und zu schnell laufende Zeit ankämpfte, probierte es zeitgleich sich einen Reim aus diesem Geschehen zu machen.
Sie war eine Quelle des Irrsinns oder zumindest eine von seinem eigenen. Er probierte genauer zu beobachten, was geschah, während sie lächelnd um den Wagen herum auf ihn zu ging. Er probierte einzuatmen, doch es ging nicht, er spührte nur den Sog in seinen Lungen. Ein Teil in ihm schien von ganz weit weg zu schreien und der Schrei schien näher zu kommen und es klirrte und Glas bracht und der Schrei war angekommen.
Timos Blick wurde schärfer und es fingen an sich Muster in dem abstrusen Verlauf der Dinge aufzubauen.
Er fühlte wie aus dritter Person, wie sein Kopf vorn überkippte und er sich nach unten senkte und seine Augen, um die Sicht auf seine Sire aufrecht zu erhalten, in Richtung Stirn rollten.
Seine Sicht zoomte rein - in das Lächeln von ihr und er sah, wie ihr Blick in einer garzuschnell verlaufenen Sekunde kurz neben ihn fiel und Timos Sicht drehte vor den leuchtenden Augen um und zoomte von dort aus auf Johanna und wie mit einem zweiten Paar Augen sah Timo einen ebenso kurzen 'Oh' Ausdruck auf ihrem schönen Gesicht.

Den Rest dieser ewigen 2 Meter Weg, den die Rotäugige noch zu gehen hatte, beobachtete Timo nur das wieder erschienene Lächeln, das Durch-die-Gegend-schlagen ihres Mantelns und das wiegen der Falten ihres Rocks und seine Gedanken, die wieder anfingen aus ihm herauszulaufen wie Joghurt aus einem Becher mit Riss.
Er hatte absichtlich nicht zu Johanna gesehen um sie nicht im Fokus zu haben, aber bei dem Gedanken an sie, der sich mit seinen anderen und denen von ihr in dieser Szene vermischten, kam ihm der Gedanke, dass der Versuch Johanna zu verheimlichen damit vermutlich schon gegessen war.

Die rotäugige ging auf ihn zu und ihr Gesicht verlohr einen knappen Meter vor ihm ihr Lächeln an einen Hauch Melancholie. Sie legte den Kopf seitlich an die Brust des jungen Malkavianers, nahm ihn in den Arm und schloss die Augen. Timo stand starr da und sah sie nur an und beobachtete katatonisch die Muster, die sich um ihren Kopf herum in undeutbaren Linien zogen.
-"Bild dir ja nichts drauf ein." sagte sie nach einem kleinen Moment.
Dann ließ sie ihn los. Der Butter-Effekt war verflogen.
-"Ich sehe du hast das Mobile" und mit einem Augenzwinkern hielt sie das Handy hoch, das sie ihm unter seinen Augen kurz vorm loslassen aus der Tasche seines Parkers geholt hatte.
Sie holte ein Handy aus ihrer eigenen Jackentasche und fing an auf den beiden Geräten herumzutippen, wobei sie selbige mit einem 'über-die-Brille-Blick' ansah und ihr Mund unter der Konzentration eine schmollmundähnliche Form annahm.
-"Was ist mit deinem Mentor?"
"Der ist wohl mehr oder weniger selber grad 'zurückgekommen' und hat es also vermutlich nichtmal bemerkt, dass ich weg war."
Während Timo das sagte, äugte er kurz nach Johanna.
Vielleicht war sein Verdacht ja falsch gewesen und all diese Gedanken wurden von ihr nicht gelesen. Er hatte ja auch noch keinen von ihren so wirklich aufgeschnappt. Und vielleicht war der Blick zu Johanna in diesem fiebrigen Moment auch nichts weiter als Einbildung gewesen, wundern würde es ihn nicht.
 
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Johanna war etwas zurück geblieben und lehnte dort an der Wand, ob sie denn nun etwas von dem was sich da tat mitbekam, konnte Timo nicht wirklich erkennen, sie schien jedoch zu ihm zu schauen und so konnte er wenigstens annehmen, daß sie von der Sache etwas mitbekam.
 
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-"So? Gut."
Sie sah Timo musternd in die Augen. Dann drehte sie sich wortlos um und ging zur Hintertür des geparkten Passats, öffnete sie und holte..
Timo guckte entsetzt und brach seine Emotionslosigkeit.
Die Rotäugige trug eine Frau aus dem Wagen. Offensichtlich war sie bewusstlos, denn ihr Kopf hing aus der 'über die Schwelle getragen werd'-Haltung, die ihr oktroyiert wurde, heraus nach hinten und es war sicherlich nicht angenehm.
Timo ließ sich dieses Bild nocheinmal durch den Kopf gehen. Am Ende war das.. Mädchen.. sogar schon Geschichte.
Die kleine Kainitin trug den Körper der Frau, der etwas größer war als ihr eigener, mühelos zu Timo herüber. Der Mensch, wenn es einer war, war recht bleich. Sie legte die junge Frau sanft vor ihn und machte dabei das Gesicht, dass eine Mutter machte, wenn es etwas tat, was das Kind nicht wollte, aber genau wusste, dass es, für das Kind, getan werden musste.
Ein schönes Gesicht.
In Timo kämpfte Bewunderung mit dem Ringen nach der Gleichgültigkeit und dem dringenden Bedürfnis seiner Erzeugerin ins Gesicht zu springen und den verdammten Kopf, der glaubte, dass es eine gute Idee war, ihm eine Leiche vorzulegen, am Asphalt in blutige Suppe zu verwandeln.

-"Du solltest trinken. Dringend, bevor es dringend wird." sagte sie in resignierter Tonlage.
Timo starrte sie an und konnte sich immer noch nicht entscheiden, was er jetzt tun wollte. In seinem Gesicht vermischten sich die Gefühle zu einem merkwürdigen, nichtssagenden Brei.
-"Und bring sie nicht um, ok?"
Puuhhhhhhh.... Sie war also noch am leben.
Dann ließ sie den etwas erleichterten Timo stehen, ging zu ihrem Wagen, sah Timo noch einmal in die Augen, bevor sie einstieg, warf den Motor an und fuhr los; genauso gemütlich, wie sie gekommen war.

Timo sah ihr hinterher. Und dann sah er auf die junge Frau am Boden vor ihm.
Es war die etwas andere Variante des Rosenkohls.

Out of Character
ich mach noch weiter, muss grad nur erstmal was machen
 
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Timo beugte sich zu dem betäubten Körper herunter und richtete in auf. Er legte vorsichtig einen Finger an die Halsschlagader und starrte in das Gesicht der Frau. Es roch leicht nach Chlor. Das erklärte wahrscheinlich auch die Blässe des Menschen.
Da!
Der verhoffte Puls der Frau fand endlich den Weg von seinen Fingerspitzen in sein Gehirn, als er sich in der seiner Aufgebrachtheit mehr und mehr auf das leichte heben und senken des Blutes unter der Haut konzentrierte.
Das beständige Pochen hallte durch Timos Venen.
Es kam ihm auf einmal vor, als hätte er eine Ewigkeit nichts zu sich genommen und wenn er ehrlich mit sich wahr, konnte er sich an das letzte Mal nichteinmal erinnern, nicht jetzt, auch wenn das bei seinem Kopf nichts hieß.
Er sah zu Johanna und sah sie ein-zwei Sekunden an.
Er erwartete keine Reaktion, er wollte wahrscheinlich nur überprüfen, ob sie überhaupt noch da war und wenn, ihr mit teilen, dass er sich dessen durchaus gewahr war.
Timo blickte aus der Hocke fast wie ein Tier um sich, um sicherzugehen, dass auch ja niemand hier war, dann packte er die Frau von hinten unter die Achseln und zog sie ein paar Meter weiter weg von der Laterne, ins Dunkel.
Dort lehnte er sie gegen den Zaun eines angrenzenden Schrebergartens und sah sie kritisch an.
Noch nie hatte er von jemandem so wehrlosen getrunken. Bislang hatte er sich mit Hilfe seiner Maske an mehr oder weniger schlampigen Discobesucherinnen bedient. Dort waren es ein zwei intelligent gelegte Worte oder Blicke und er hatte einen freiwilligen Trottel.
Aber die hier sah nicht wie ein Trottel aus. Vielleicht sahen schlafende oder in diesem Fall bewusslose Menschen einfach nicht wie Trottel aus, sondern einfach friedlich.
Selbst wenn sie hier ein Trottel war, konnte er es also nicht sagen.
Viel wichtiger war, wenn sie kein Trottel war, dann konnte er es ebenfalls nicht sagen.
Und von Nicht-Trotteln, die mehr in ihrem Leben vor hatten, als im Aldi zu kassieren und sich am Wochenende in der Disco eine Füllung für die zweite Seite des Bettes zu organisieren, von denen hatte er bislang bewusst abstand gehalten.
Wenn das hier also kein Trottel war...
Timo machte große Augen, als er feststellte, was für einen irrelevanten Quatsch er grade zusammendachte.
Er schüttelte sich das Wort Trottel aus dem Kopf.
Fakt 1: Der wollte er nichts tun.
Fakt 2: Er brauchte höchstvermutlich Blut.

Wenn er Fakt 2 nicht beachtete, dann würde am Fakt 1 mit etwas Pech egal werden und er würde jemanden Töten.
Also trinken...
Timo sah ihr nocheinmal ins Gesicht, während er diese zwei Worte in seinem Kopf formte.

Out of Character
Willenskraft gegen 8:
[dice0]
 
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Out of Character
Na wenn das mal kein schöner (im ästhetischen Sinne) Wurf ist


Timo legte vorsichtig ihren Kopf zur Seite und hielt ihn, damit er nicht plumb zur Seite hing. Er suchte in seinem Augenwinkel nocheinmal kurz nach Johanna, fuhr seine Fänge aus und ließ sie sanft durch das bleiche Fleisch gleiten.
Ahhh
Der Puls des Lebens, der von ihr auf ihn überging.
Timo riss die Augen auf, als er merkte, dass er sie fast geschlossen hatte, und riss sich los. Er wusste, er wollte mehr, viel mehr. Wie eine frisch angebrochene Packung Schokolade an einem Tag an dem... naja, an dem man ganz dringend Schokolade brauchte.
Allerdings starben die Schokoladenpackungen nicht.
Timo sah die Frau mürrisch an und leckte ihr die Wunde zu und leckte jeden Tropfen Blut, den er noch finden konnte, von ihrer Haut und sog ein wenig aus dem Pullover, das sich von einem kleinen Rinnsahl ausgehen hinten in der Wolle gesammelt hatte.
Er kam sich nichteinmal mehr seltsam dabei vor. Gold kippte man schließlich auch nicht irgendwo in die Gegend, nur weil es etwas mühsahl bedurfte um es ganz aufzufangen und das hier war entschieden wertvoller.

Als er fertig war, sah er sie nocheinmal an. Sie hatte irgendwie besser geschmeckt, als die anderen. Nicht bedeutend, aber schon ein wenig süßer.
Timo legte sich eine Denkerfurche auf die Stirn. Am Ende gab es doch einen Trottel/kein-Trottel-Unterschied und er hatte grade gegen sein selbst gesetztes Gebot verstoßen. Der Gedanke wurmte ihn ein wenig, aber noch war das nicht raus.
Er sah wieder um sich.
Er sollte sie vermutlich nicht einfach hier liegen lassen.
Am Ende passierte sonstwas mit ihr. Verfrierung oder Vergewaltigung oder weiß Gott, was einen in einer dunklen Gasse erwartete.
Vielleicht spielte auch seine Neugier mit, ob er gerade einen intelligenteren Menschen seines Blutes beraubt hatte, oder nicht, das war Timo nun einerlei.
Er rüttelte sie ein wenig wach. Als ein wenig rütteln nicht half, klatschte er ihr an die Wange. Erst leicht und dann etwas stärker.
 
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Timos Bemühungen zum Trotz half die sanfte Gewalt nichts.
Er lehnte sich links neben sie an die Wand und wartete. Er war gut geworden im Warten.
Sein Kopf lehnte nach hinten, gegen den Zaun. Also drehten seine Augen drehten so, dass er flach nach unten über sein Gesicht sah, um Johanna anzusehen.
Er machte ein nüchternes, lebloses Gesicht und atmete ab und zu tief ein und aus.
Er genoss die Ruhe, die die Nachtluft in seinen toten Körper brachte.
Seine rechte Hand verkrampfte er. Seit er untot war, verfügte er nicht mehr über die natürliche Hemmschwelle, die es einem Menschen so schwer machte, sich direkt mit den eigenen Gliedmaßen ernsthaften Schaden zuzufügen. Er quetschte, bis er fühlte, wie sich seine Fingernägel kurz vor dem Punkt befanden, an dem sie sich vom Nagelbett lösten.
Blut sickerte aus feinen Rissen in seiner Handfläche. Er sah es an. Er trank es und leckte sich die Wunden.

Nach einer gefühlten halben Stunde stubste er seine Nebenan an. Ein 'mmmm' verkündete Anzeichen von Bewusstsein.
Timo stand leise ächzend auf und hockte sich vor sie. Ein wenig Rütteln später sahen ihn zwei große Augen an.
"Gehts dir gut?" Timo stellte seine Mimik auf übermäßig besorgt, als hätte er sie grade am Weg liegend gefunden.
 
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Johanna hatte sich das Ganze wohl angesehen, machte aber keine Anstalten sich zu äußern, auch das hatte sie manches Mal, es war unheimlich, wenn sie ihn einfach nur beobachete, abwartete was er tat und keinen Kommentar abgab. So würde er nie erfahren ob sie es einfach nur interessant fand und billigte oder einfach nur so widerlich und abartig fand, daß sie es nicht mehr kommentieren wollte, so wie man über manch unheimliche Szene, die man beobachtete nie sprechen würde.

Allerdings lag eine gewisser Unbill in ihrem Blick, den er vermutlich nicht deuten konnte.
 
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Die junge Frau sah Timo an und ihre Benommenheit verflog über die kleine Ewigkeit einer Sekunde, während ihr Verstand seinem benommenen selbst fieberhaft versuchte klar zu machen, dass sie in höchster Gefahr sein konnte.
Sie schreckte, sich an den Zaun hinter sich pressend zurück und hatte die Augen weit aufgerissen, brachte aber keinen Ton heraus.
"Geht es dir gut?" wiederholte Timo nach einem kleinen ironischem Gluckser.
Die Frau sah sich um um sich ihrer Umgebung gewahr zu werden. Die Antwort auf die Frage war überflüssig. Timo hielt ihr die Hand hin und lehnte sich nach hinten, um sie hoch zu hebeln, nachdem sie sie genommen hatte.

-"Nein... danke" beantwortete sie mit einem schiefen Lächeln seine Frage.
Timo lächelte auch schief. Ironie in so einer Situation sprach nicht für Dummbrot. Am liebsten hätte er sich jetzt an den Kopf gepackt, aber das hätte am Ende sonderbar gewirkt.
"Du solltest vielleicht deine Jacke zumachen, du hast wahrscheinlich ein Weilchen da gelegen und wenn der Schock vorbei ist, ist dir bestimmt arschkalt."
Die Augen, die grade noch unten den Boden -vermutlich nach Habseligkeiten- abgesucht hatten, während Timo noch ihre Hand hielt, sahen ihn jetzt an, als hätte er etwas sonderbares gesagt. Tja. Timo sah aus wie ein Typ zwischen 17 und 20. Sowas aus so einem Mund war vermutlich sonderbar.
Ihre Hände lösten sich voneinander und einem 'Danke' folgte ein 'zzzzzip'.
Timo machte während dessen einen Schritt zurück um unangenehme Nähe zu vermeiden.
Die junge Frau wirkte nicht, als würde sie am Rande eines Nervenzusammenbruchs stehen oder so. Theoretisch könnte er jetzt gehen, ohne ein schlechtes Gewissen wegen unterlassener Hilfe haben zu müssen.
"Kann ich noch irgendwas tun?"
Er wurde immernoch angeguckt, als währe er ein wenig sonderbar.
-"Wie heißt du?"
Shwaaaaaaaa
Nicht dass die Frage das erste Mal vorgekommen wäre, aber in diesem Fall würde ein 'tut nichts zur Sache' vermutlich nicht reichen.
"Hm?" Timo schüttelte den Kopf, als hätte er die Frage geistig verpennt und würde in seinen Erinnerungen nachforschen, was seine Ohren aufgezeichnet hatten "Ähhhhhhh.. Kurt."
Klasse, Kurt. Na wenigstens bist du kein Horst geworden.
Bei späterer, näherer Betrachtung würde Timo feststellen, dass ausnahmslos alle Namen scheiße klangen, wenn man es sich nicht schmackhaft machte, auch sein eigener.

-"Okayy... Kurt... Du kannst mir nicht zufällig sagen, weswegen ich hier bewusstlos am Zaun gehangen hab, oder?"
Ein scharfer Blick bohrte sich in Timos Augen. Timo hob seine rechte Braue.
"Nein.
Aber wenn es dich beruhigt, normalerweise vergeh ich mich nicht an bewusstlosen Frauen."
Timo antwortete erhaben, aber ehrlich-freundlich.
Out of Character
-1 WP

Zucken: Ringdrehen unterbinden
Damit verdiente er sich zwar keine Auflockerung der Situation, aber es reichte für...
Sie hielt ihm die Hand hin.
-"Sina"
Timo nahm sie.
-"Wenn du, was ich wegen der Uhrzeit nicht zwingend vermute, nicht bald dringend nach Hause musst... kannst du mich nach Hause bringen? Ist vielleicht nicht nötig, aber mein Kopf ist schwer und ich fühl' mich matt und ich würde ungern nochmal am Zaun landen..."
Timos Braue wanderte ganz weit nach oben. Na hoffentlich kein cleveres leichtes Mädchen. Nagut.
-"Ich hätte auch noch einen Kaffee oder nen Kurzen für meinen heldenhaften nicht-Vergewaltiger"
Das triefte von seinem ironischen Unterton.
Das 'Ok' brachte Timo garnicht erst raus. Sie ging los, er zuckte für sich selbst mit den Schultern und ging hinterher.
Um zu bemerken, das hier irgendwas seltsam war, brauchte man kein Detektiv zu sein.
Aber Erinnerungswerte Dinge entstanden unter anderem dadurch, dass man dumme Dinge tat, was in diesem Falle, vor den Augen Johannas, so etwas wie eine Gewissheit war.
 
AW: [28.04.2008] Mit Mensch, mit Geist und mit Vampir

Es dauerte eine Weile. Wortlos liefen die beiden durch die leere Stadt.
Timo kam sich vor wie in einem asiatischen Film, in dem die Hauptfiguren einen langen Weg gingen, nichts sagen und irgendwo Streichmusik herkam. Er ging hinter ihr und hinter ihm vielleicht irgendwo Johanna. Mit jedem Schritt wuchs Timos Schuldgefühl ein kleines bisschen mehr.
Schließlich standen sie beide vor einer Haustür.
"Wohnst du hier?" Timo sah sie an. Seine Augen fühlten sich matt an.
-"Ja, tue ich."
"Hast du etwas dagegen, wenn ich jetzt gehe?" Timo fragte, als hätte sie tatsächlich Einfluss darauf. Er war sich selber nicht mehr sicher, schließlich war er den ganzen Weg hinter ihr her gelaufen, ohne es zu hinterfragen.
Sina drehte sich um und sah ihn kurz musternd, fast vorwurfsvoll an.
-"Ja, habe ich."
Ein kleiner stechender Schmerz drang durch Timo. Sie hatte in einer schnellen Bewegung Zeige- und Mittelfinger in die Stelle auf der Brust gebohrt, unter der sein Herz lag und sah ihn mit sehnsuchtsvollen Augen an.
Timos Hirn wurde in ein neues Leben gekickt. Rasend suchte er die Sicht auf die Stelle, an der sie ihn berührte, dann starrte er ihr in die Augen.
Dieser Blick von ihr war falsch. Er nahm seinen Kopf ein Stück nach hinten und drehte ihn leicht zur Seite und sprach ruhig.
"Soetwas funktioniert bei mir nicht gut. Tut mir leid, was immer du auch willst."
Nun sah sie ertappt aus und zwar ehrlich. Timo ging davon aus, dass sie mit der Situation, in der jemand ihr Schauspiel durchschaute, nicht besonders vertraut war. Das und der Eindruck ihrer Aktion an sich ließ Timo mutmaßen, dass sie keine schlechte Lügnerin war.
Sie sah nach unten. Ob ehrlich oder nicht, konnte Timo nicht sagen.
Er sah ihr an, dass sie etwas bestimmtes wollte und ganz und garnicht damit einverstanden war, dass er vermutlich gleich gehen würde. Vielleicht würde sie ihn anspringen oder sowas. Aber nicht, weil er so unwiderstehlich war, nein.
Nach einer Weile, in der Timo nicht genügend Resolution aufbringen konnte, doch einfach zu gehen, entschied er sich für etwas anderes.
"Ich muss vielleicht mit dir reden, aber nicht heute. Ich komme morgen um 12 hier vorbei. 12 Uhr nachts. Wenn du hier bist, können wir reden."
Das reichte um sie in ihrer Haltung etwas entspannter zu machen. Timo drehte um und ging. Als er die Tür zugehen hörte, schüttelte er seinen Kopf. Was für eine ODDyssee. Als hätte er nichts besseres zu tun.
Ich habe nichts besseres zu tun.
Die Gedanken waren genugtuend. Wenn mitten in der Nacht die für ihn interessantesten Vertreter der Weiblichkeit vom Straßenrand auflesen seine einzige Sorge war, ging es ihm gut.
Er dachte kurz an seine Erzeugerin, aber er fand es für den Moment besser, sie wieder zu verdrängen.
 
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