[27.04.08] Neue Augen sehen altes Land

Er war nass bis auf die Haut und er fühlte den Wind, der ihm wieder neuen Regen in sein Gesicht bließ. Obwohl er trocken aufgewacht war, hatte die neue Nacht nur einen kurzen Regenguß gebraucht um ihn völlig einzuweichen. Gerade hockte Salem unter dem Vordach eines Spülhäuschens des Finsterburger Campingplatzes. Nachdenklich saugte er ab und an das Wasser das sich im Gespinst seiner behaarten Arme gesammelt hatte. Dann und wann spieh er es aus und sah zu wie es dann Teil einer großen, braunen Pfütze vor seinen Füßen wurde.
Der Himmel war trostlos in dieser Nacht. Hochauftürmende Wolkenberge verhingen die Sicht hinaus in die Weiten außerhalb dieser Welt. Der Mond war nicht mehr als eine blasse Ahnung.
Es hatte auch sein gutes, all der Dreck und Schlamm war von ihm abgewaschen. Seine grobe Kleidung würde sicher viel zivilisierter aussehen, wenn sie erstmal wieder trocken war. Salem war geschwommen. Nachdem er den Wald verlassen hatte, und den großen Parkplatz des Hotels überquert hatte, war er dem Flußlauf gefolgt. Ein großes Schwimmbad hatte er gesehen und Schilder die etwas von einem Bergwerk sagten. Das würde er sich noch aus der Nähe ansehen wollen. Der Golfplatz war ihm langweilig erschienen und der Yachthafen den er gesehen hatte war ihm zu gut bewacht gewesen um dort herum zu schleichen. Aber die Burg. Die hatte ihm gefallen.
Fast eine halbe Stunde hatte er am Rande des Sees gesessen und das alt ehrwürdige Gemäuer angesehen. Es war schön angestrahlt und hatte etwas magisches an sich, ohne das Salem mit dem Finger darauf zeigen konnte warum. Nachdenklich fasste die einsame Gestalt die Salem war mit Daumen und Zeigefinger seine Unterlippe und zog ein wenig daran. Schließlich war er in den See geglitten und war im Regen hinübergeschwommen zu einem Ufer an dem er die nächsten Lichter gesehen hatte. Das hatte ihn zu diesem Campingplatz geführt. Er war gerne alleine, aber er wusste das er bald mit jemandem Kontakt aufnehmen musste. Er konnte ewig weiter alleine durch das Land streifen, ohne etwas zu bewirken, ohne ein Stück weit vorran zu kommen. Salem schüttelte das Wasser aus seinen Haaren.

AW: [27.04.08] Neue Augen sehen altes Land

Es vergingen ungezählte Minuten. Der durchaus große Mann hatte die Beine angezogen und die Arme um die Knie gelegt. Sein Kopf ruhte auf seiner Schulter und in seinen Gedanken summte er stumm ein Lied, dessen Melodie von einer Querflöte getragen wurde. Salem wusste nicht recht warum er den Regen abwartete. Er war wieder einsam und hörte nur der Stimme seiner eigenen Gedanken zu. Vielleicht wäre es doch besser direkt weiter zu ziehen ? Aber nein. Es waren welche seiner Art hier. Er wollte Kontakt aufnehmen. Er war lange genug alleine gewesen. Wenn man sich zu sehr von allen abwandte, dann wurde man seltsam. Kurz runzelte er nachdenklich die Stirn. Er überlegte sich kurz einen Satz vor sich her. Er sprach nicht, wenn er alleine war. Jetzt merkte er, daß er nachdenken musste um Worte zu formen. Ja, es war an der Zeit. So groß auch die Sehnsucht war sich in einen freien und stolzen Wolf mit schwarzem Fell zu verwandeln und einfach hinaus in die Wälder zu ziehen. Ein letztes mal saugte er schlürfend Wasser von seinen Armen und spuckte einen hohen Bogen. Dann schob er sich mit dem Rücken an das Haus gelehnt in den Stand. Er würde nicht wieder zu diesem Hotel gehen. Das hatte gestern schon nichts rechtes gebracht und er würde nur wieder eine Ausrede finden mit niemandem Kontakt aufzunehmen. Er würde auch nicht wieder zurück schwimmen. Dann hätte er nur wieder einen Grund warum er niemandem begegnen durfte. Salem machte sich in gemäßgtem Tempo auf den Weg in Richtung Finstertal. Auf dem Weg würde seine Kleidung hoffentlich trocknen. An dem nächstbestem dem er begegnete würde er vielleicht ein wenig üben. Irgendetwas sagen. Man sagte guten Abend. Er wusste das.