[26.4.2008] Morgengrauen

AW: [26.4.2008] Morgengrauen

Eine gewisse Vorstellung, nunja, wer versucht nicht, sich die von einem Gesprächspartner zu machen. Meistens ist sie in den meisten Punkten falsch, aber das hindert die Phantasie ja nicht, sich trotzdem ihr Bild zurechtzuzimmern. Um die Eifersucht ein wenig einzudämmen ist Meyyes Unterbewußtsein so schlau, Erika eher klein und pummelig werden zu lassen. Noch pummeliger. Auch wenn Eifersucht nun wirklich eines der geringeren Probleme ist... jedenfalls derzeit.

Für ein paar Tage nur? Das bedeutet nichts. Wenn er danach nicht mehr auftaucht und nirgends zu erreichen ist, was wollen die Leute vom Kindergarten schon dagegen machen? Sich jemand anderen suchen, der mit den Kindern malt. Die nächste Bemerkung macht sie wieder stutzig. "Das.. dachte ich auch..." antwortet sie langsam. "Hat er denn irgendwas gesagt?" Den Rest kann sie damit getrost übergehen... Fortbildung klingt doch glaubhaft, und sie kann es ohnehin nicht überprüfen...
 
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Erika blickt verzweifelt in den Spiegel und schmollt sich selbst an. Sie würde der Freundin eines Freundes ja gerne helfen, aber sie kann nicht. Mal ganz abgesehen davon, dass sie nicht einmal weiß, was genau vor sich geht.
"Ne, er meinte nur, dass er sich wohl mit etwas schlimmen angesteckt hat und es lieber ausgenesen möchte, bevor er die Kinder damit ansteckt."
Sie zögerte, bevor sie fortfuhr und griff während dessen zur Zahnbürste und -Paste. Man konnte das mit dem multitasking ja doch noch mal versuchen.

"Aber er sah nicht gerade glücklich aus. Habt ihr Probleme? Ich meine, ich weiß nicht wirklich viel über euch, aber Julian hat den Eindruck gemacht, dass es eigentlich ziemlich gut läuft."
Aber so waren Männer eben. Sie sagten das eine und meinten etwas völlig anderes. Wenn sie denn überhaupt etwas sagten.
 
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Probleme? Das ist gar kein Ausdruck. Aber nicht in der Hinsicht, die Erika gerade meint. Eigentlich gut, dass sie dermaßen auf dem Holzweg ist. Und zumindest dessen ist sich Meyye tatsächlich sicher. Und sie kommt nun auch zu dem Schluss, dass Erika wohl tatsächlich nicht mehr weiß als das, was sie gesagt hat... oder eine noch weit bessere Schauspielerin ist, als Meyye ihr gerade zugesteht.

Und noch etwas Wichtigeres wird durch das Gesagte impliziert: Julian wusste, dass er nicht mehr da sein würde. Das heisst, er hat es vielleicht geplant. Das ist ein großer Schritt in Richtung mögliche Flucht. Warum er ihr nichts gesagt hat? Warum er sie nicht mitgenommen hat? Warum Prag, über das sie von ihm eigentlich zuvor nie was gehört hat, dass er da z.B. Freunde hätte? Es gibt noch viele Ungereimtheiten, aber das Fünkchen Hoffnung saugt gierig jede Möglichkeit auf, um zu wachsen.

"Hm. Ja, eigentlich schon. Vielleicht ne Familiensache. Seine Leute sind.. kompliziert, weisst du. Manche davon mögen mich nicht besonders." bleibt sie schon wieder vage bei der Wahrheit. Wenn Erika jetzt auch noch weiß, dass Meyye schwarz ist, kann sie sich ja einen Grund dazu ausdenken. "Ähm, ich halt dich nich länger auf. Danke und sorry wegen der Störung."
 
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Erika seufzte. Ja, sie hatte davon gehört. Auch Julian hatte mal erwähnt, dass es nicht einfach sei mit May zusammen zu sein. Es gab eben doch noch sehr bonierte Menschen.
"Ich hoffe ja, dass sich das wieder einrenkt."
Aber eigentlich war Erika ganz froh, dass sie sich damit gerade nicht weiter auseinander setzen musste, schließlich hatte sie auch noch einiges vor heute. Und Sorgen von anderen Leuten konnte sie gerade wirklich nicht brauchen.
"Alles klar, ich wünsch dir viel Glück!"
Erika würde auflegen und endlich Zahncreme aus der Tube pressen können.
 
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"Danke." sagt sie noch, dann legt auch Meyye auf. Glück, das kann sie ganz sicher brauchen. Jetzt aber nix wie weg! Ihre Gedanken sortieren kann sie auch nächsten Abend noch, jetzt gilt es, aus der Telefonzelle raus und auf schnellstem Wege nachhause zu kommen, bevor die Sonne sie doch noch überrascht, Nebel hin oder her... zum Glück ist es nicht allzu weit.
 
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