Lurker wurde angestoßen. Obwohl sein Bewußtsein noch in einer völlig anderen Welt war, reagierte sein Körper, krampfte sich zusammen und katapiltierte sich selbst einge Meter durch die Luft. Er hatte seine Hände zu Krallen geformt und seine Zähne fauchend gefletcht. Dann drangen seine Sinne nach und nach durch, während er sich noch hin und her wand auf der Suche nach seinem Feind.
Das Wesen in seinem Sichtfeld verwandelte sich nach und nach für ihn in Brenda. Schließlich holte sein Bewußtsein langsam seinen Überlebenstrieb ein.
Schon gut..entschuldige....alle gut...
Schließlich trat er zu ihr hinüber und streichelte entschuldigend ihren Rücken.
Eine neue Nacht hatte begonnen. Er spürte, wie die Nächte zuvor auch schon, eine seltsame Schwäche die in ihm lauerte. Irgendetwas saugte an seinem Mark, lutschte an seinem Untotem Dasein. Es kostete alles mehr Kraft, sich zu erheben, sich zu bewegen.
Er spürte das er bis zum Ende der Nacht schon wieder würde trinken müssen.
Das konnte doch nicht sein. Beim letzten mal als er sich einen Menschen gerissen hatte, beim erstenmal überhaupt, hatte ihn das Tagelang regelrecht beflügelt, so als wäre er durch das töten in ein Hochgefühl versetzt worden.
Ein kurzer Blick auf Brenda, die durchschimmernde Haut, die leicht hervorquellenden Adern die geröteten Augen, ja, auch sie mußte dringend trinken. Dringender noch als er selber. Er drückte beruhigend ihren Arm, scheinbar hatte sie sich von dem Schock des Aufwachens noch nicht ganz erholt und irgendwie schien es ihm als hätte sie sich vor seinem Verhalten am wenigsten Erschreckt gefühlt. Was hatte sie gesehen ? Was fraß an ihr ?
War das der Wurm des Wahnsinns der an ihr nagte ?
Über die Mitglieder des Clans des Mondes kursierten die seltsamsten Geschichten. Darüber das ihr Geist verzehrt wurde von ihrem Unleben. Darüber das sie Dinge sahen und wußten die außerhalb des Begreifbaren lagen. Manche taten sie als hirnlose Spinner ab. Solange bis sie in einem Schattenspiel an der Wand das sahen was die Mondkinder ihm lachend vorraus gesagt hatten.
Brenda schaute lieb drein, in ihren Augen spiegelte sich Lurkers eigens Gesicht. Er betrachtete sie, oder betrachtete er sich selber in diesem Brenda Spiegel ?
Als sich eine starke Hand auf seine Schulter legte zuckte er zusammen und fuhr herum. Dimitri. Er war auch wach.
Lurker lächelte verlegen und klopfte sich den Staub des Übertagens aus der Kleidung. Wie lange hatte er Brenda so seltsa, angestarrt ? Er wußte es nicht.