[17.5.2008] And my soul from out the Shadow

Kalliope

Kainit
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27. Februar 2012
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Die Brünette brachte den Wagen zum Stillstand. Es war kein weiter bemerkenswertes Automobil. Nicht sonderlich schön, nicht nagelneu, aber auch nicht veraltet.
Van war wohl die adäquate Bezeichnung für diese Art Gefährt, bei der die Fahrerkabine unmittelbar mit einem durchaus beachtlichen Laderaum verbunden war. Vollkommen blick- und damit auch lichtdicht barg der sitzlose Bereich neben einigen persönlichen Gegenständen und Gepäck auch eine durchaus annehmbare Reiseunterkunft für die Beifahrerin.
Deren regelrecht kränklich blasse Haut suggerierte einem potentiellen Betrachter alles andere als eine Sonnenanbeterin vor sich zu haben.
Dennoch sah sie modest aus in ihrem kurzen schwarzen Rock und dem tief ausgeschnittenen, sehr figurbetonten schwarzen Seidenblazer. Das lange, dunkel braune Haar hatte sie in einen Zopf gebunden.

Mit einem Klaken öffnete sie die Tür und setzte die in schwarze Overkneestiefel gehüllten Füße auf den Asphalt. Um sie herum Grün. Kühle Nachtluft empfing die Kainitin vor allen anderen hier in dieser fremden und doch so unleugbar bekannten Stadt.
Finstertal also.

Dr. Raven ließ den Blick stechend grüner Augen über die Umgebung schweifen. Ihre schneeweiße Stirn legte sich in Falten. Etwas an diesem Ort...

Sie schlug die Lider nieder. Ein seichtes, jedoch fraglos zufriedenes Schmunzeln kräuselte die vollen, rot geschminkten Lippen.
Sie konnte ihn spüren. Es war nicht lange her, dass der Mond über diesen Gefilden geschienen hatte. Höchstens 24 Stunden.
Sie war nicht allein. Wie könnte sie auch? Hier in der Hämisphere jener längst erkalteten Glut?

Und die Nacht war noch so jung! Ob es ratsam wäre der dringlichen Sehnsucht umgehend nachzugeben? So nah... Doch waren organisatorische Fragen zumeist unabdingbare Notwendigkeiten der ersten Nacht in einer neuen Domäne - obgleich es sich hierbei für die Untote stets um eine unliebe Bürde handelte. Die Aufwartung machen, den Hof kehren, die entscheidenden Formalien und Bräuche der Stadt erfragen. Und Unmengen an neuen Bekanntschaften machen.
Ein Gedanke, welcher der schönen Bleichen nach wie vor ein Gräuel war.

//Wir sollten gehen... Ich glaube sie kreuzen unseren Weg ja doch und das steht ja auch in unserem Interesse. Nicht, dass sie nicht stets bei uns wären... doch Gesichter sind dem Geiste zuweilen fremd.//

Eine Tatsache, welche die Psychiaterin nicht zu leugnen vermochte.
"Nicht zu vergessen, dass für eine behaglichere Unterkunft gesorgt sein will..." entgegnete die Kainitin der schalllosen Stimme sinnend.
Dr. Raven sah nachdenklich auf und lehnte sich ein Stück weit an den Wagen hinter ihrem Rücken an.

Was war von diesem Ort zu erwarten? Montresor oder Morella? Oder sollten es gar Geieraugen sein, deren Bann sie sich nicht würde entziehen können?
Doch blieb ihr Anliegen in jedem Falle identisch. Und um dessen Erfolg zu gewährleisten würde sie zunächst den formalen Ansprüche Genüge tun müssen.
Ihre Geschwister würden sie finden, fraglos. Und wenn nicht diese sie, dann doch umgekehrt.

Formalien... Allein das Wort bereitete ihr Ungemach denn es beinhaltete auf der Sinnebene so viele kleine Widerlichkeiten der kainitischen Gesellschaft. Nicht, dass das Reglement als solches der Untoten nicht behagt hätte. Es war eher die Ausgestaltung der konkreten Instanzen, welche erfahrungsgemäß selten ihrem Gusto gerecht wurde.
Und doch kam sie nicht darum herum. Das Aas gehörte nuneinmal zum Alltag des Raben - und bereitete diesem nicht selten auch einen schlichten Genuss.
Aas...Verwesung, Vergangenes.
Nein, es half ja doch nichts. Ihre Gedanken, getragen von lieblichem Flüstern kehrten stetig wieder zu jener einen Stelle zurück. Es war nicht bloß die schiere Neugierde auf das, was man hier und da als den "Engelsmacher der Kainskinder" oder "ein Himmelfahrtskomando im Gewande einer Stadt" bezeichnete, die sie hier her getrieben hatte.
Manche Geschichte nahm nuneinmal unangenehme Wendungen. Aber deren mangelnder Komfort entließ den im Strom der Finsternis vom Mond geführten Wanderer nicht des ihm vorbestimmten Weges.
Und als renomierte Psychiaterin musste Dr. Raven trotz allem gestehen, dass es auch in gewissem Maße einer Art Deformation Professional geschuldet sein musste, dass ausgerechnet Finstertal ihr Interesse geweckt hatte.
Wo sonst ließen sich wohl ganz außerordentliche Feldstudien die eigene Art betreffend durchführen wenn nicht hier? Aber dafür müsste sie zunächst der Gesellschaft als solcher vorstellig werden.
Die Untote gönnte sich die Illusion eines Seufzers.
 
Wie der Zufall so spielt!

Lautstark und Benzin verschwendend steuerte die junge Caitiff ihr massiges Motorrad durch die Schluchten der Stadt. Sie hatte sich für heute Nacht großes vorgenommen und war dementsprechend nervös. Jenny war für ein direktes Vorgehen geschaffen. Gradlinigkeit lag ihr mehr als komplizierte Planungen! Am liebsten ging sie mit dem Kopf durch die Wand oder sprang mit dem gleichen Körperteil voran, blindlings in irgendein bodenlos schwarzes Loch. Heute aber hatte sie sich auf Hinterlist, Taktik und ein eher strategisches Vorgehen verlegt. Fächer, die ihr weniger gut lagen, die sich in der Vergangenheit jedoch schon einige Male gut bewährt hatten.

Nun drehte sie ihre Runden, um irgendwie die Zeit bis zur Eröffnung der Verhandlung totzuschlagen.

Da sah sie ihn plötzlich. Einen verdunkelten Van, etwas herunter- und in die Jahre gekommen. Er glich exakt dem Gefährt mit dem sie, zusammen mit ihrem damaligen besten Freund Ingo durch Deutschland getingelt war. Die Farbe passte nicht ganz und auch das Baujahr schien ein anderes zu sein. Aber die Ähnlichkeiten reichten, um der Caitiff ein seltsames Gefühl in den Magen zu zaubern. Sie hatten die Karre damals gegen einen uralten Kastenwagen eingetauscht und waren mit diesem dann nach Finstertal gezogen.

Gut zwei Jahre war das nun her.
Es mochte an der Aufregung liegen, aber für einen Augenblick wurde Jenny sentimental. Ingo war nur wenige Nächte nach ihrer Ankunft verschwunden. Abgehauen, weil seine Liebe zu ihr nicht so stark ausgeprägt war, wie ihre Gefühle zu ihm. Ein Problem, dass sich in den folgenden Monaten noch einige Male wiederholen sollte. Irgendwie suchte sie sich immer die falschen Kerle aus. Lieblose Mistsäcke, die sich ihre Talente zu Nutze machten, sie ausnutzen und dann fallen ließen.

Schweine!
Alles Schweine...
Bis auf einen, den einen...!
Den Mann, der sie geheiratet hatte und den sie zum Dank dafür versehentlich getötet hatte. In der ersten Nacht ihres eigenen Todes...

Scheiße! Lass den Mist, Mädchen! Das alles ist ewig her und spielt keine Rolle mehr...

Trotzdem wendete sie ihr Motorrad und steuerte auf den verdunkelten Wagen zu. Genau genommen wusste die Caitiff nicht einmal, warum sie das tat. Es schien in diesem Moment einfach nur richtig zu sein. Und so gut wie ziellos durch die Straßen zu irren, war es allemal. Jenny stoppte ihr Motorrad, nahm den Helm ab und stieg mit einer durch und durch geschmeidigen Bewegung ab. Sie hatte diese Bewegung geübt und besaß außerdem großes Talent, daher wusste sie um dessen Wirkung.

Neugierig ging sie auf den Van zu und legte ihre Hand aufs Blech.
Ganz so, als könnte sie auf diese Weise ein wenig Vergangenheit einfangen...
 
Das laute, martialische Knattern eines Motorades riss die Malkavianerin aus ihren Gedanken. Sie hätte sich wohl noch eine ganze Weile mit dem gedanklichen Abwägen des Für und Wider gesellschaftlicher Integration befassen können -und das hätte sie fraglos auch getan-, doch dürfte die Psychiaterin feststellen, dass gewisse Instanzen ihr ein weiteres Mal die Entscheidung abnahmen.
Die Maschine wurde langsamer und auch ohne auf bloß eine einzige Fertigkeit des Blutes zurückzugreifen wäre Dr. Raven jede Wette eingegangen, dass es sich bei dem Fremden sicher nicht um einen Sterblichen handelte. Es gab keine Zufälle. Und nichts war ohne Sinn, alles nahm seinen Lauf.
Bestimmungen zu entfliehen, sie auch bloß aufzuschieben war unmöglich. Wie ernüchternd.

Andererseits jedoch durchaus beruhigend, erlösend wie die Gewissheit des Fürsten Präsenz niemals missen zu müssen.
Ebenso beruhigend war die Tatsache, dass Lederkluft und zweirädrige Luftverpester wie dieser Apperat hier wohl weder die Handschrift von Toreador, noch Ventrue oder gar Bluthexern trugen. So standen die Chancen einer einigermaßen verständigen Person ansichtig zu werden wohl durchaus nicht zum Schlechtesten.

Die Eleganz, mit der sich der Fahrer -allem Anschein nach eher eine Fahrerin- von seinem Sitz schwang war nicht zu übersehen, fraglos. Bewunderswert, zumindest anerkennungswürdig. Gedanklich schränkte Ligeia den Rahmen der potentiellen Clanszugehörigkeit der Unbekannten weiter ein. Nosferatu wurde soeben ebenfalls ausgeschlossen. Dafür war das Absteigen einfach zu inszeniert, zu vollendet in der Bewegung. Zu viel Körperlichkeit betonende Effekthascherei.
Modernisierte Gangrel hielt die Untote darüberhinaus für gleichermaßen unwahrscheinlich. Die Abgase des Gefährts waren einfach zu penetrant. Und ein Clansgeschwister würde sich hier wohl aller Gewissheit nach erst recht nicht vor ihr befinden, da waren sich alle Stimmen einig denn der Mond schwieg.
Handelte es sich also um einen Brujah? Dr. Raven würde gespannt die Auflösung dieses kleinen Rätsels erwarten.

//Du arbeitest zu viel, Schwester...//

Die Malkavianerin entschloss sich auf diesen unausgesprochenen Vorwurf nicht weiter einzugehen. Doch nicht in Anwesenheit Fremder. Scheinbare Selbstgespräche galten als Abnormalität, abnormes Verhalten wiederum wurde laienpsychologisch leider gerne wenn auch fälschlicher Weise als einzig relevanter Indikator für geistige Unzurechnungsfähigkeit gewertet. Welch unschickliche, törichte Urteile aus dergleichen erwachsen konnten. Und der erste Eindruck war doch schließlich von eklatanter Bedeutung. Warum ihn also unnütz ruinieren wo doch gerade die eigenem Ermessen nach geurteilt kompetentere, diskretere der beiden Schwestern die überaus willkommene Möglichkeit sah in einem Erstkontakt mit einem Anwohner dieser Stadt angemessen aufzutreten und damit zu beginnen sich gekonnt in das Bild der lokalen Population zu integrieren.

Der Motoradfahrer legte den Helm ab und offenbarte sich final als Frau.
Geradezu andächtig schritt die Unbekannte auf Ravens Wagen zu, legte die Hand vorsichtig und offensichtlich in Gedanken versunken und doch einfühlsam auf die Motorhaube. Die beiden Frauen -eine neben dem Van, die andere hinter dessen Steuer- schien Miss Anonymus garnicht zu registrieren.
Ein Umstand, wie er sich bei der Guhlin nicht wiederholte. Diese hatte zwar recht erfolgreich den Motoradlärm ignoriert, während sie so über einer Straßenkarte brütete doch als sie aufsah um ihre Herrin anzusprechen und statt dieser eine wildfremde Person gefühlt unmittelbar vor ihr stand stieß sie einen erstickten Schrei aus.
Verwirrt fragend glitten die braunen Augen hinüber zur Beifahrerseite. Dr. Raven, welche sich eines leichten Schmunzelns ob der Schreckhaftigkeit ihrer Assistentin nicht erwähren konnte, stand noch immer vor der geöffneten Tür, erwiderte den Blick der Bediensteten folglich nicht.
Statt dessen zupfe sie in beiläufiger Bewegung ihren Blazer noch ein Stück zurecht und gab das Blech als Rückenlehne auf um sich wieder vollendet gerade und in ganzer, durch Absätze enorm erhöhter, Größer aufzurichten. Die Brünette tat einen Schritt auf die Bikerin zu.

Mit einem irgendwie ein wenig künstlich wirkenden, aber nichts destotrotz freundlichen Lächeln auf den Lippen wandte sie sich gut hörbar aber doch mit sanftem Tonfall an die Fremde.
"Guten Abend, junge Frau. Verzeihen sie, ist etwas nicht in Ordnung?"

Eine schlichte, unauffällige, eigentlich nicht weiter gewichtige Frage.
Was die Dame hier tat, ließ sich im groben umrissen leicht erfassen. Sie hing irgendetwas nach. Worum konkret es sich dabei handelte erweckte zwar durchaus das Interesse der Psychiaterin, allerdings wusste sie ja doch, dass dies nicht der eigentliche Grund für ihre unerwartete, unverhoffte, offenkundig vorgesehenen Begegnung sein konnte.
Und der Ruf wollte nicht verstummen...
Die Distanz zwischen Raven und ihrem Ziel fühlte sich so quälend gering an. Es zog sie fort und doch musste sie bleiben. Bleiben um gehen zu dürfen, können, müssen!
Warum räumte die Wirklichkeit einer so wenigdimensionalen Welt sekundären Belangen stets den unumstößlichen Vorrang ein?
Ermüdend...entzückend wie gleichermaßen bedauerlich.
 
Hm?

"N'Abend! Schicke Karre hast du. Ich war selbst mal eine ganze Zeit in sowas unterwegs. Auch bei mir waren die Scheiben auf diese Weise abgedunkelt. Mein Van hatte einen anderen Farbton und war ein paar Jahre älter. Aber sonst..."

Die Caitiff machte sich nicht die Mühe die hinzugetretene Frau eines Blickes zu würdigen. Noch immer schien sie in ihren Erinnerungen gefangen zu sein. Man sah ihr an, spürte, dass die Realität für sie im Augenblick nichts weiter war, als eine unliebsam Ablenkung. Selbst der erschrockenen Aufschrei der Assistentin schien nicht bemerkt worden zu sein. Jenny beließ ihre Hand auf der Motorhaube und schritt um den Wagen herum. Zärtlich glitten ihre Finger über das Blech des Vans. Ob ihr die Fremde folgte oder abwartend stehen blieb, sie wurde erst mit einem Blick bedacht, nachdem die Umrundung vollendet war.

"Ist lange her! Ich erinnere mich an viel aus dieser Zeit. Dinge, über die ich seit einer halben Ewigkeit nicht nachgedacht habe. Schon seltsam..."

Nun endlich schenkte die Anarche der Malkavianerin ihre ungeteilte Aufmerksamkeit. Offensichlich waren die Erinnerungen verflogen und der sentimentale Augenblick nichts mehr als eine verblassende Erinnerung. Sprunghaftigkeit schien bei dieser Person bis zur Perfektion herangereift zu sein. Das vollkommene Desinteresse war wachen Augen gewichen. Jenny ließ ihre Blicke vollkommen ungeniert über den Körper der Doktorin gleiten. Kleidung, Körper und mögliche Bewaffnungen wurden einer genauen Prüfung unterzogen.

Erst als sich die Neue als realtiv harmlos herausgestellt hatte, reichte ihr die Caitiff die Hand.

"Hey, ich bin Jenny! Was stehst du mitten in der Nacht verlassen hier in der Gegend herum?" Offensichtlich war die schreckhafte Asisstentin noch immer nicht bemerkt worden. "Stress mit dem Mann zuhause? Oder wartest du auf ein heimliches Date?"
 
Eingehend studierte Dr. Raven ihr Gegenüber während dieses den Van akribisch inspizierte und letztlich umrundete. Ein kleines Stück weit folgte sie der Caitiff, allerdings bloß bis sie ihre Guhlin durch die Frontscheibe hindurch sehen konnte. Den fragenden, verwirrten Blick voller Besorgnis im Gesicht der optisch etwa 30jährigen quittierte die Untote lediglich mit einem seichten Wink, welcher signalisieren sollte dass alles soweit in Ordnung war.
Zwar widerstrebte der Assistentin die Präsenz jener Fremden, welche das Automobil umlief wie ein Löwe um seine Beute schleicht, doch ließ sie sich schließlich -wenn auch mit sichtbarem Unbehagen- wieder in ihren Sitz zurück sinken und atmete tief durch.
Die Malkavianerin hatte sich derweil wieder darauf fokussiert die Caitiff bloß nicht aus dem stechend grünen Blick zu verlieren. Jede noch so kleine Regung, jeder Schritt und die dazu gesprochenen Worte...all das sprach Bände. Es mussten tief rührende, prägende, verklärte Bilder sein, welche die Fremde hier vor ihrem inneren Auge Revue passieren ließ. Dinge, die mit einem wenig erfreulichen Ereignis oder Kontext verbunden waren, so ließ sich zumindest aus der letzten Äußerung schlussfolgern ehe sich die Bikerin endlich dazu durchrang das Augenmerk vom Wagen hinfort, hin zu dessen Besitzerin gleiten zu lassen.

Die Psychiaterin kommentierte die Schilderungen Jenny's nicht. Diese hätte es als unpassend und vermutlich gar eigenartig empfinden müssen, zumal sich die Malkavianerin nicht einmal sicher war, ob es ihr gelungen wäre sich mental ausreichend von ihrem Metier zu distanzieren. Die Unbekannte hatte in ihrem eigentümlichen Sinnen schlicht und ergreifend zu eingehend an den Arzt in der Vampirin appelliert. Also musste sie sich selbst wieder von selbigem entfernen, zumindest für's Erste. Nichts fiel ihr schwerer. Ein Verstoß gegen das eigene Naturell.

Engelszungen verwiesen auf die Möglichkeiten des Blutes, auf Einblicke, deuteten gerne an, was mondgegebenes Privileg wohl preisgeben mochte und tatsächlich brachte es Raven, welche den eingehend forschenden Blicken der Caitiff begegnete indem sie mit süffisantem Schmunzeln die Hände in der ihr ganz und gar eigenen, provokant lasziven Weise in die Hüften stemmte, eine kleine Weile ins Wanken.
Es wäre ja durchaus nicht im Übermaße ungehobelt erfahren zu wollen mit wem man es denn tatsächlich zu tun hatte. Auf offener Straße entfiel dabei auch die Frage nach Legitimation durch Tradition.
Dann jedoch sprach das Objekt ihres Interesses die Doktorin endlich direkt an - und das auf eine Weise, welche tiefen Eindruck hinterließ.
Sie verwendete beim ersten Zusammentreffen gleich das unförmliche "Du"! Raven, welche das für ihre Begriffe geradezu restriktive Beharren der Deutschen auf ihre Höflichkeitsform kaum leiden mochte, imponierte diese offene, man mochte sagen ehrlich prägnante Form der Artikulation ungemein.
Die Annahme, hier vor einem Mitglied des Clans der Gelehrten zu stehen, erhärtete sich für sie.
Amüsiertes Flüstern prophezeite eine unerwartete Wendung des Plots. Nicht gerade eine Peripetie und gewiss auch kein Deus ex Machina, aber zumindest ein gekonnter Kunstgriff, ein kleiner, gelungener Streich des Autors.
Die Malkavianerin fand ihre Neugierde dadurch bloß noch weiter entfacht.
Doch wie dem nun immer sei, die Schlüsse der Caitiff ließen fraglos zu wünschen übrig. Fehlannahmen, welche der Aufklärung bedürften.

Lächelnd nahm sie die ihr dargebotene Hand an. Dabei verzichtete sie bewusst darauf eine falsche Körperwärme zu simulieren. Man wollte sich ja doch zu erkennen geben.
"Dann also guten Abend, Jenny.
Es freut mich dich kennen zu lernen. Ich habe schon befürchtet meine erste Bekanntschaft hier vor Ort würde weniger angenehm ausfallen.
Stress..."
Die Kainitin zog das Wort ein wenig in die Länge, so als müsse sie über ihre nächsten Äußerungen nachdenken. In der Tat blieb sie jedoch eigentlich bloß an dem für sie recht ungewöhnlichen Begriff hängen. Nicht, dass er ihr unbekannt gewesen wäre. Der Kontext allerdings war ihr an dieser Stelle fremd.

//Es wäre mutmaßlich doch nicht die schlechteste Idee gewesen unseren Sohn mit hier her zu nehmen... Zwar krankt sein Deutsch noch sehr an der Intonation, aber sein frisches, junges Vokabular käme uns fraglos zu Gute...//

Wie zuvor bereits zog sie es doch vor der Schwester nicht zu antworten. Stattdessen brachte sie den zögerlich begonnenen Satz zu Ende und fuhr fort. Dabei verwendete die Psychiaterin nach wie vor lächelnd allen Bedacht darauf ihre Sprechweise einigermaßen dem Niveau der anderen anzupassen. Ein für sie durchaus anstrengendes Unterfangen.

"...ach, nein. Ich habe keinen Mann. Um ehrlich zu sein bin ich auch sonst wenig an sowas interessiert. Ich bin mit meiner Arbeit verheiratet, sozusagen. Madelaine Ligeia Raven mein Name. Eigentlich gehört da wohl noch ein Doktor-Titel hinzu, aber ich denke es ist in Ordnung wenn du mich einfach Madelaine nennst."


Quid pro quo. Ein gegebenes "Du" wurde in selber Art aufgewogen.

Der Name des Fleisches war nicht der Name des Geistes. Und doch präferierte sie ersteren wann immer sie nicht im Kreise ihrer Sippe, ihrer Familie verweilte. Es war zu diffizil anderen begreiflich zu machen was sie war, wer sie war und wer die andere. Schwestern eben.
Und auch wieder nicht so recht. Die wichtigen Dinge waren simpel, die unwichtigen allerdings erodierten an der destruktiven Gewalt der Simplifikation.
Das Bedeutsame...
Raven war geübt darin wenig explizite Formulierungen zu wählen um allein für Eingeweihte Eindeutiges zu verbalisieren. Eine überflüssige Vorsichtsmaßnahme wenn sie doch wusste was ihren Körper, der als einzige Waffe den Verstand verbarg, musterte. Eine essentielle Notwendigkeit um vor Lauschern zu schützen, deren Präsenz nicht gegeben war. Sie verzichtete auf weitere artikulative Untermalung.
Es gab bei allem Interesse, allem Willen und Wissen Dinge, die keinen Aufschub duldeten. Besagte würden selbigen ganz gewiss abwenden.

"Was ich hier mache...nunja, Jenny. Um ehrlich zu sein habe ich eine etwas längere Reise hinter mir, beruflich bedingt sozusagen. Aber man hört so Manches über diese Stadt. Wenig Gutes, viel Obskures... Allerdings werde ich mir da sicherlich bald ein eigenes Bild machen können. Eigentlich will ich heute Nacht nicht sehr viel: Eine Unterkunft finden - und im Idealfall ausloten an wen und was ich mich hier in Sachen bürokratischer Pflichtvisiten wenden muss.
Du kannst mir an dieser Stelle nicht zufällig weiterhelfen?"

Auf die Vorstellung mit Status oder gar Clan verzichtete Raven an dieser Stelle zunächst einmal bewusst.
Leise raunte es von den Klüften zwischen der einfachen und der allumfassenden Realität her, dass Beharren auf diese stoischen Monumente an dieser Stelle dem gefälligen Ton wohl abträglich sein musste.
Sollte Jenny auf eine vollendete Vorstellung -sofern sie denn tatsächlich registriert hatte eine Artgenossin gefunden zu haben- bestehen, so würde sie selbige sicherlich eigenständig initiieren.
Aber irgendwie wagte sich die Malkavianerin zu mutmaßen, dass es die Frau damit vielleicht nicht all zu genau nehmen würde.
Umso besser.
Ein verhaltenes Lachen, dann ein Chor aus Gelächter. Ja, es blieb zu schätzen, dass diese Stadt sehr viel Spaß mit sich brachte.
Verstummen der Heiterkeit. Ernste Mahnung. Es galt nicht zu trödeln. Der Mond hatte geschienen und sein Pfad strahlte hell. Seine Kinder sollten ihm folgen.
Aber wohin? Er würde ja doch verharren. Ein Trabant eben. Natürlich, er zog die Gezeiten. Heute drohte Flut. Und nicht bloß eine Höhle würde sich bis zur Decke mit widerlichem Salzwasser füllen.
Doch all dies musste Dr. Raven nicht weiter kümmern. Die Küste lag noch in weiter Ferne von ihr. Keine Reise durch den Malstrom.
Für sie ohnehin nicht. Vielleicht einen Blick auf die Gewässer werfen, wer konnte schon sagen, ob sie etwas nahrhaftes zurücklassen würden?
Eine erhebende Vorstellung.
Pathetisch.

//Könntest du bloß deinen eigenen Überlegungen lauschen, Schwester...ich glaube, du müsstest vor dir selbst die Stirn kraus ziehen! Ich zumindest würde es tun...tue es. Und ich glaube die anderen würden es auch. //
 
Eiskaltes Händchen....!?

Interessant!

Wie kommt es eigentlich, dass sich unsereins ständig unbewusst über den Weg läuft? Ziehen wir uns gegenseitig an? Oder liegt es einfach daran, dass wir uns ähnlicher sind, als wir uns eingestehen möchten? Gleiche Interessen führen einen an dieselben Orte und zu ähnlichen Vorlieben. Wer einen guten Film mag, trifft sich bei Popcorn im Kino, wer eine Vorliebe für gute Musik und Freiheit hat, irgendwann in schwarzen Klamotten auf dem Wacken Festival. Und genauso ist das wohl auch bei uns Leichen...

Jenny hatte sich vorgestellt und registrierte erstaunt, dass die Fremde ihrerseits erst einmal auf die Nennung eines Namens verzichtete. Wenigstens zu Anfang, schien sie hauptsächlich darauf bedacht auf ihre friedlichen Interessen hinzuweisen. Sie nannte das Zusammentreffen sogar angenehm. Ob sie es wohl immer noch angenehm finden würde, wenn sie erfuhr mit wem sie es tatsächlich zu tun hatte? Wohl eher nicht! Den meisten Camarilla-Vampiren wurde vom ersten Todestag an eingetrichtert, dass clanlose Kainiten verabscheuungswürdiger Abschaum waren und der zertreten werden musste. Es war kaum anzunehmen, dass es sich hier anders verhielt.

Dann endlich fiel der Name. Er war lang, wohlklingend und mit einem Titel garniert.

Wieso soll ich dich nicht Madleine nennen? Ist doch dein Name? Oder spielst darauf an, dass ich dich Frau Doktor nennen soll? Echt? Am Arsch!

„Klar kann ich dir weiterhelfen! Aber reden wir doch erstmal darüber, was du bist? Es gibt durchaus den ein oder anderen hier in der Stadt, der großen Wert auf Geheimniskrämereien gegenüber Außenstehenden legt und mir wurde mehrfach eingeschärft, dass ich keine Süßigkeiten von Fremden annehmen darf. Also schlage ich vor, dass du mir eben bestätigst, dass wir aus der gleichen… Ecke kommen, du also keine Außenstehende bist, und dann kannst du von mir jede Info haben, nach der es dir verlangt.“

Den Worten folgten ein süffisantes Grinsen und eine Zigarette. Jenny zog den Rauch mit großem Genuss in die toten Lungen. Einmal noch, sah sie stumm seufzend zu dem Van hinüber und entdeckte nun endlich auch die Assistentin.

Huch?

Da ist ja noch eine? Shit, ich werde nachlässig. Es gab Zeiten, da hätte ich den gesamten Platz im Auge gehabt. Samt Nummernschild, Fluchtweg und möglichen Hinterhalten…
 
Es war nun an der Malkavianerin längst vergessene Bilder wieder aufleben zu lassen. Eigentlich gab es vermutlich bloß noch einen einzigen Gegenstand, welcher bei ihr ähnliches auszulösen vermochte wie sie es gerade bei der Caitiff bezeugt hatte.
Das hieß, nunja, vielleicht noch das ein oder andere Gebäude. Aber gewisse Stadtviertel mied man dann doch lieber. Die eigentümliche Tatsache, dass wer etwas des Schweigens würdiges getan hatte doch dazu neigte, sich in die Nähe des Ortes seines Schaffens zu begeben, war ihr durchaus geläufig - und wurde allein darum bereits restlos aus ihren Verhaltensmustern getilgt.
Es kam ihr darum recht gelegen, dass sie reichlich wenig dabei versäumte, wenn sie alte Armutsviertel mied. Das ein oder andere sollte man der Verklärung und der Sehnsucht anheim fallen lassen. Räumliche Realzüge der Vergangenheit konnten zuweilen die Sinne vernebeln und nichts war der Psychiaterin widerlicher als die bewusst in Kauf genommene Gefahr der mentalen Entmündigung.
Wie beiläufig glitt eine ihrer Hände am eigenen Körper hinauf, hin zum Dekolleté wo sich zwei Finger sanft auf die orangene Gemme mit dem Profil einer jungen Frau darauf legten, ehe die schneeweißen Finger das Schmuckstück gänzlich umschlossen. Für einen Augenblick ging der Blick Dr. Ravens in weite Ferne, ihre Mine wurde ein wenig steif und die Mundwinkel ließen in der Spannung nach, was auch das Lächeln allmählich ausdünnte.

Worte der einen Feder, deren Kiel je an ihr rührte gingen durch ihren Geist, begleitet von einem leisen, tonlosen Flüstern der roten Lippen:
"And I hold within my hand
Grains of the golden sand-
How few! yet how they creep
Through my fingers to the deep,
While I weep - while I weep!
O God! can I not save
One from the pitiless wave?
Is all that we see or seem
But a dream within a dream?"

Schrecklich eilig und damit trotz prägnantem Rhythmus, der bewusst oder unbewusst enorm gedrosselten Lautstärke der sanften Stimme wegen, bloß schwerlich verständlich rezitierte die Untote ein Gedicht des einen Meisters, dessen Schaffen ihr ganzes Sein zu terminieren schien.

Dann wich der beinahe glasig leere, abwesende Blick ihres Angesichts dem Ausdruck des Erstaunens. Sie blinzelte.
Betreten, entschuldigend lächelnd sah die Kainitin wieder unmittelbar zu ihrer Artgenossin und nicht mehr bloß an ihr vorbei ins Nichts.
Die Worte der anderen hatte sie vernommen. Der Psychiaterin konnte auch nicht entgangen sein, dass sich etwas an der Gesprächspartnerin verändert hatte. Sie hatte reflektiert, man war sich darüber einig.
Aber der Ärztin Schwester schien daran nicht sonderlich viel zu finden. Sie würde nicht darauf eingehen.
Warum sollte sie auch? Sie fand es allzeit befremdlich, wie die Jüngere dazu neigte Existenzen ergründen und erschließen zu wollen, als handle es sich dabei um ein Spiel, an dessen Ende einzig und allein das Gefühl bestätigter Überlegenheit stand.
Nein, nein. Sie wusste ja wie es war Ligeia in seinem Kopf zu haben. Ein Vergnügen, welches sie lieber keinem anderen zumuten mochte.

Die Worte der Caitiff hatte Madelaine trotz scheinbarer, kurzzeitiger Abwesenheit durchaus zur Kenntnis genommen. Erleichtert dürfte sie feststellen, dass ihr Name nicht hinterfragt wurde. Das ersparte ihr einiges an Erklärungsnot und peinlichen Wortspielen.
Bevor sie nun jedoch auf die konkreten Belange zurück kam, neigte sie das Haupt ganz leicht zur gestischen Bestätigung ihrer darauf folgenden Worte.

"Verzeih... irgendetwas...naja, kennst du das, wenn du ein...Lied einfach nicht aus dem Kopf bekommst und dann unwillkürlich dem Zwang erliegst den Text einfach zu wiederholen wenn er dir sowieso schon die ganze Zeit durch's Bewusstsein zu geistern scheint?"
Ihre Stimme war irgendwie ein wenig heller und auch die Art wie sie sprach schien irgendwie anders, wenn es auch nicht ganz eindeutig war in wie fern.
Auf jedenfall stockte die Brünette das ein oder andere Mal leicht, so als kostete es sie Überwindung zu reden.

"Naja, was soll's, nich?
Was das andere angeht... Ich versteh ja deinen Einwand, aber sowas wirklich richtig zu bestätigen...Naja, ich kann dir gern die Zähne zeigen oder eben wiedergeben, was wir alle irgendwann mal auswendig lernen musste - aber ich glaub, es gibt da Leute, die an der Stelle bereits anfangen würden mit erhobenen Fingern zum Eingedenk der Maskerade zu ermahnen."
Ein etwas schiefes Lächeln. Die augenscheinliche volle Kontrolle der eigenen Körpersprache, welche noch vor wenigen Momenten deutlich zu beobachten gewesen war, schien verschwunden.

"Soll ich mich dann auch noch vollends vorstellen? Oder reicht dir mein Name erstmal?"

Eine vorsichtige, aber nichts desto trotz ernst gemeinte Frage.

Die Vampirin hatte gelernt, dass es mitunter nicht zu ihrem Vorteil war, sich als Mitglied des Clans des Mondes zu erkennen zu geben. Es gab da diese wenig schmeichelhaften Faustregeln der anderen, die Dinge besagten wie "wenn ein Malkavianer spricht, hör zu. Wenn zwei Malkavianer sprechen, hör weg. Wenn drei Malkavianer beieinander stehen, lauf!" und eigentlich war die Brünette der Meinung, dass ihr Treffen mit Jenny bisher doch sehr begrüßenswert ausgefallen war. Kein Grund das zu ändern, zumal ein Mondkind eben nie wirklich allein war - und sie schon gar nicht.

Es gab eben genau zwei Clans, deren Angehörigenzahl die meisten Domänen in ihren Reihen am liebsten so gering wie möglich hielten. Die einen wurden allgemein hin nicht einmal als eigene Fraktion anerkannt, denn sie waren ganz offiziell die "Clanlosen" und die anderen...waren jene, die man zumeist abschätzig die "Verrückten" nannte...
Beide Schwestern waren sich einig, dass sie noch kein Clansgeschwister getroffen hatten, dessen angeblicher Wahnsinn das debile Gesabber der Toreador in Anbetracht dessen, was sie als "Kunst" deklarierten, aufwiegen konnte.

Freilich hätte Ligeia auf die auffallende Häufung dessen, was die menschliche Gesellschaft als "Geisteskrankheiten" definierte, innerhalb des eigenen Blutes eingehen können. Allerdings war sie von dem Usus, die sterblichen Denkmuster auf unsterbliche Geschöpfe zu transferieren eher wenig angetan. Ihre eigenen Studien legten eher eine Kohärenz nahe betreffs gewisser, überdurchschnittlicher Ausprägungen geistiger Ressourcen sowie damit verbundener Generierung entsprechender Kompensatoren, welche auf das beschränkte Potential fleischlicher -dazu noch toter- Hüllen zurück zu führen war.
Als bedeutsame Evidenz für ihre Theorien erschien der Malkavianerin, dass sie niemals klarere, von größerer Erhabenheit und umfassenderem Verständnis geprägte Worte vernommen hatte als jene des Einen. Des Körperlosen wandelnd in unzähligen Leibern.

Als Jenny erneut den Van ins Visier nahm entging Madelaine nicht die Überraschung, vielleicht sogar soetwas wie Verärgerung oder Enttäuschung im Angesicht der Caitiff. Offenkundig war ihr Lenore bis dato tatsächlich entgangen.

"Mach dir keine Gedanken. Sie ist...eingeweiht, aber harmlos, wenn du es so möchtest. Wie es halt mit denen ist, die im Leben hier und da unsere etwas spezielle...Diät teilen. Das heißt natürlich, nicht ganz. Sie trinken ja von uns, nicht von ihresgleichen."

Warum noch gleich warf sie nicht einfach Begriffe wie "Camarilla", "Kainskinder", "Ghul", "Vampire", "Elysium" und all den Krempel in den Raum?
Jenny schien in Ordnung und man hatte sich erkannt. Warum also die Geheimniskrämerei?

//Weil es Not tut in einer neuen Stadt zunächst alle noch so kleinlichen Details an Sitte und Betragen auszuloten. Dies soll dir ausreichend Grund sein um nicht dem Pfad deines Brandmals folgen zu müssen!
Der Rowenna gleich Fleisch zu büßen ohne entfliehen zu dürfen. Thanatos wäre dir nicht gnädig, noch wäre es Hypnos. Und von keiner Pallas-Büste sollst du den Ruf vernehmen! Der Tartaros sei dir fern, das Elysion hingegen vorbestimmt.
Du weißt nichts und das macht dich der Unschuld sündig! Armes Kind... Du bist schon viel zu lange tot und vergisst dabei doch die Ketten, die dich halten, abzustreifen... Du weißt um den Moder, welcher in den Katakomben lauert, kennst den Salpeter und weißt um die Kelle, welcher der Betroffene niemals ansichtig werden wird.
Freilich! Ich kenne die Wahrheit, deren Gewissheit dich schaudern macht. Wie könnte ich, die ich ihrer Manifestation gleiche, auch nicht?
Schwester...//
Schweigen statt Erwiderung.

Rot. Für beide war dies der Maske Farbe.
Das Drängen gewann derweil an Nachdruck. Die Rufe...die Schreie. Schallend drangen sie zu Dr. Raven hinüber, tief in ihr Innerstes vor, erfüllten sie mit dem Sehnen, welches allein Luna selbst ihren Kindern auferlegen zu vermochte.
Unerträglich flammendes Begehren.

Leicht und doch wahrnehmbar strahlte die Nervosität des Geistes nach Außen. Die bleiche Brünette schien beunruhigt. Wovon war allerdings nicht ersichtlich.
Es begann. Man schrie ihr zu, man drängte sie, suchte sie zu nötigen. Nein, sie wollte fragen. Nach ihm. Nach etwas.
Der Fürst gebot Gemach. Man murrte, man grollte, man raunte, unterwarf sich jedoch.
Er würde nicht zulassen, dass sein liebstes Glied so einfach der Reihung entrissen wurde. Sie waren wichtig, sie waren unentbehrlich.
Verdammt, erhoben. Illumination.

Dr. Tarr und Professor Fether.
Es musste ein Treffen arrangiert werden. Baldigst, schleunigst.
Früh genug.

Es war die Mäßigung, die Geduld, Bedachtsamkeit, die essentiell sein musste um nicht zu sein, was der Schein ergab.
 
Ah! Eine Camarillatante!

Die Anspielungen an die Regeln der Maskerade genügten der Caitiff als Legitimation. Nur ein durch die Camarilla erzogener Vampir würde seine Existenz spontan durch die Traditionen begründen. Regeln und Vorschriften, die die Tinte nicht wert waren mit der sie einst geschrieben wurden.

„Wird wenig bringen, wenn du dein Sprüchlein aufsagst. Ich kenne die Regeln nicht auswendig, weil ich nicht Teil eures feinen Clubs bin. Mir genügt schon, dass du auf diesen Blödsinn verwiesen hast. Bist also ein Vampir aus geordneten Verhältnissen! Gut...! Fein...! Was mich angeht, sind wir in dieser Sache klar miteinander.“

Nun kam wahrscheinlich die Phase der Verwirrung.
Den Traditionen treu ergebe (Zucht-)Kainiten reagierten in der Regel sehr verblüfft, wenn nicht gar zu Tode verängstigt, wenn sie auf jemanden trafen der lauthals verkündete, dass ihm der ganze -Wir haben tausend Regeln, weil wir ohne sie nicht leben können!- Scheiß mal Schnurz egal war. Man konnte den meisten förmlich ansehen, wie ihnen das entsetzlich böse Wort SABAT ins Hirn krabbelte. Wie ein Parasit kroch es aus den hintersten Ebenen der verdrängten Urängste nach vorne und krallte sich dann im Bewusstsein fest um dort Angst und Schrecken zu verbreiten.

Wer keiner der unseren ist, muss unzweifelhaft ein Feind sein!

„Mir reicht der Name! Danke, mit dem ganzen Rest kann ich nur wenig anfangen. Da du ganz offensichtlich nicht zur Familie gehörst, ist mir dein Stammbaum, deine Herkunft und der Grund deines Besuchs vollkommen egal. Mich interessiert mehr die eigentliche Person, das Wesen eines Menschen, als irgendein Ruf, der ihr vorauseilt. Bei den meisten ist der eh konstruiert, eingefärbt und künstlich aufgeblasen.“

Es lag in der Natur allerer Caitiff, dass sie sich nicht dafür interessierten welchem Clan ein anderer Kainit entsprang. Wer selbst ohne einen derartigen Hintergrund aufwachsen musste und nie entsprechend konditioniert worden war, konnte dem fast suchthaften Verlangen der Camarillavampire nach gesellschaftlichen Kasten und strikt geordneten Gruppenstrukturen nichts abgewinnen.

Die Fremde, die Jenny insgeheim und für sich selbst auf den Namen Maddy getauft hatte, stellte ihre Ghul vor.

Noch so ein Quatsch auf den der hoffnungslos veraltete Altherrenclub nicht verzichten konnte. Blutsklaven! Kriecherische Junkies, die sich voll Wonne an den Schenkeln ihrer Herren und Meister rieben.

Ekelhaft!

„Wo wir den Vorstellungs-, Sicherheitsscheiß jetzt hinter uns gebracht haben! Wobei kann ich dir helfen?“

Jenny schnippte den verbliebenen Zigarettenstummel in die Nacht und entzündete sich eine neue…
 
Feiner Club? Was war das Mädel? Eine Anarchistin?
Zustimmendes Glucksen. Inneres Seufzen.
Dr. Raven hatte wenig Interesse daran das Proletariat unter den Absätzen der Bourgeoisie zu begraben und würde auch nicht umhin kommen gestehen zu müssen, dass zwischen ihren feinen Schühchen, dem wohl frisierten Haupt und dem ansprechend bemalten Antlitz nicht einmal eine einzige Generation Distanz zum tiefsten Abschaum der Gesellschaft lag.
Ein unbedeutendes Detail ihrer Person, welches sie seit langer Zeit recht erfolgreich ignorierte, zumindest innerhalb ihrer akademischen Laufbahn sowie der camarillianischen Hofnarrenreigen.
Aber es galt ja hier nicht dunkle Geheimnisse unter die Strahlen der Straßenlaternen zu zerren und auszubreiten. Schon gar nicht wenn der Mond sie doch längst in seinem Schein gebadet und Absolution erlassen hatte.
Entscheidung des Fürsten. Der Spiegel war zerbrochen. Eine Scherbe fehlte.

Die Dame hier hielt also reichlich wenig von Reglement, Etikette, all dem Mummenschanz. Umso besser.
Es tat gut zu wissen, dass die erste Einschätzung bereits korrekt war. Man war also auf eines der seltenen Exemplare der Spezies Vampyrus Sapiens getroffen - ein Blutsauger, der tatsächlich in der Lage war für sich selbst zu denken.
Seltsam, dass soetwas tatsächlich innerhalb einer Domäne zu überleben vermochte. Das sprach entweder sehr für die junge Dame oder gegen die Effizienz des institutionellen "Proceß".
....ob Kafka wohl selbst Kainit gewesen war? Ein Gedanke, welcher der Recherche bedürfte.
Ein neuer Forschungsansatz. Ausgezeichnet!

"Nunja, ich bin auch nicht unbedingt hierher gekommen um Reime aufzusagen, die eigentlich richtiger Weise stets durch den Zusatz "von einem bestimmten Standpunkt aus" ergänzt werden müssten."
Die zuvor durchaus nicht all zu dezente Unsicherheit der Brünetten wich einem Ausdruck schalkhaften Amüsements in den stechend grünen Augen während die Tonlage ihrer Stimme wieder ein wenig tiefer wurde. Ihr Blick musterte Jenny nun noch deutlich interessierter als zuvor, analytisch, eingehend, nicht wie ein Raubtier.

Sie bemerkte sehr wohl, dass trotz aller Unbefangenheit der Worte hier doch eine gewisse Anspannung in der Luft lag. Ihr Gegenüber schien in manch einer Äußerung, der ein oder anderen Sachlage Dinge zu wittern, die ihr Missfallen erregen mussten.
Zunächst der Verweis auf die Traditionen. Dann die Präsenz des Guhls.
Unübliche Reaktionen unter Kainskindern. Aber nicht unsympatisch.
Dieser eine, kleine, verräterische Zug, dieses kaum angedeutete Nasenrümpfen als das Gespräch auf Lenore kam war darüber hinaus das best mögliche Indiz um davon auszugehen hier auch keine besonders zivilisierte Streiterin für das Schwert Kains vor sich zu haben.
Dr. Raven hatte gehört, dass diese Kreaturen Menschen bestenfalls als bewegliche Blutreservoirs betrachteten und auch Guhle hierbei kaum eine Ausnahme bildeten.
Man hatte diese Information entschieden bestätigt.
Gut.

Jennys Aussage, sie präferiere es die Person selbst und nicht das, was Äußerlichkeiten daraus vermeintlich werden ließen zu ergründen wurde seitens der Brünetten mit einem dezenten, aber anerkennenden Nicken quittiert.
Eine vernünftige Einstellung.
Und dass sie die Clanszugehörigkeit genauso wenig zu interessieren schien wie der Status kam der Malkavianerin zu gute. Es ersparte ihr die Konfrontation mit etwaigen Vorurteilen und den damit verbunden Aufruhr. Die alten Herrschaften mochten es nicht, wenn man sie und ihre Kinder des Wahnsinns bezichtigte. Mochte sich der eine oder die andere darüber auch noch erheitern, so war der Sturm der Entrüstung doch die üblichste Reaktion. Ein innerer Lärm, auf welchen die Untote bloß all zu gern bereit war zu verzichten.

"Oki doki."
Irgendwie klangen dieser Ausdruck der Bestätigung aus ihrem Munde falsch. Es passte nicht so recht zu ihrer restlichen Sprechweise und wirkte dennoch bloß begrenzt aufgesetzt.
"Dann verbleiben wir also auf der persönlichen Ebene und klammern die widerliche Politik aus. Eine übrigens ausgesprochen lobenswerte Haltung. Es erspart Mühe und Ärger.
Um nun aber auf meine Anliegen zurückzukommen...
Nun, man mag von der ganzen Hofkeherei halten was man möchte, aber ich fürchte ich werde nicht darum herum kommen mich bei irgend jemandem vorzustellen. Andernfalls wird man mich wohl früher oder später finden und dann doch vor die entsprechenden Instanzen führen. Ich weiß bloß wirklich weder bei wem ich vorsprechen noch wo ich mich hinbegeben muss.
Selbiges gilt für eine adäquate Unterkunft. Schließlich muss man auch irgendwo übertragen. Gibt es für die Unterbringung von Neuankömmling in dieser Stadt gewisse Normen oder einschlägige Anlaufstellen?
Und schließlich...nun, ich hätte noch die eine oder andere Frage privaten Interesses. Allerdings halte ich es für ratsam erst die unangenehmen Pragmatismen abschließend zu klären."

Kein kritisches Stirnrunzeln über Jenny's Desinteresse an den Traditionen, kein tadelnder Blick als sie vom "Blödsinn" des Reglements sprach. Dr. Raven ging einfach darüber hinweg und trug in Mimik und Haltung offen zur Schau, dass sie den Standpunkt der anderen mindestens respektierte.
Anarchismus war eine faszinierende Ideologie. So viel aktiver als die Etablierung und Erhaltung des Lehnswesens, soviel reflektierter als die von Fanatismus geprägte Existenz der unheiligen Kreuzfahrer.
So erfrischend chaotisch.
Vielleicht ein wenig naiv.
Eine noble Eigenschaft für ein blutgieriges Raubtier.

Derweil enttäuschtes Raunen und vehementes Zureden. Das Wichtigste hinter dem Beiläufigen anstellen.
Aber so wollten sie es doch, die Höflinge!
Sie brauchten ihren Hoppfrosch, ihr Amüsement, den Ball abseits des Pathos, welcher einzig dazu berufen sein konnte die rechte Zeit des Aufbruchs in der Allgegenwart zu bestimmen.
Warum eine Außenstehende fragen? Die Geschwister wussten es, ein Mondkind hätte antworten mögen denn seine Kenntnis erhellte alle anderen, sowie sein Geist voller fremder Horizonte in wohligem Zutrauen schwelgen musste.

Dr. Raven zog es dennoch vor an dieser Stelle die Konversation mit der anderen aufrecht zu erhalten. Es wäre bedauerlich gewesen ein Gespräch mit einem derart interessanten Individuum vorzeitig zu beenden um der Vernunft Privileg einzuräumen.
Reichlich selbstgerecht, mochte man meinen.

Die Schwester stimmte zu.
Natürlich tat sie es. Ein Kind bedurfte schließlich seiner Spielkameraden. Armes, kleines, infantiles Geschöpf. So unrein und schwach - endlos.
Allerdings wusste die Ältere, dass sie keine Zeit zu verlieren hatten. Die Jüngere hingegen blieb gelassen. Es kam wie es musste.
Zeit. Relativ.

Er stimmte zu. Die Sirenenstimme würde nicht versiegen.
Der Rabe würde schon zur rechten Stunde seinem Herrn folgen.
...qouth the raven...
Schweigen. Contenance!

Zivile Interaktion mit Artgenossen war schrecklich ermüdend. Nichts destotrotz unumgänglich.
Luxus.
Unentbehrlich.

Perfides Gelächter.
Ein Psychiater war niemals außer Dienst.
 
Ach du je!
Das arme Mädchen. Da hat ihr doch wer einen Stock in den Arsch gerammt und anschließend einfach nicht wieder herausgezogen....

Sie würde gerne etwas anderes behaupten, aber Jenny verstand nur die Häfte von dem was die Frau ihr da erzählte.

Ich habe zwei Jahre in der Stadt verbracht ohne mich angemeldet zu haben, funktioniert alles, wenn man nur will.
Wenn man sich nicht zu schade ist im Dreck zu pennen, unter der Erde zu leben und mit den Schlammkindern zu spielen.

"Anmelden kannste dich an der Akademie! Der Weg dorthin ist leicht zu finden, sie ist überall ausgeschildert. Das Büro des Prinzen zu finden, ist da um einiges schwerer."

Jenny beschrieb den Weg so gut sie konnte, er war tatsächlich nicht leicht zu finden. Besonders, wenn man ortsfremd war.

"Ich denke aber, dass du heute wenig Glück haben wirst. Die Bonzen treffen sich zu einer wichtigen Revolutionsbesprechung und werde daher nicht leicht zu erwischen sein. Vielleicht versuchst du es ja morgen? Heute interessiert es mit Sicherheit keinen, soviel kann ich dir versprechen. Neuankömmlinge könne irgendwo in einem Hotel unterkommen, aber ich habe den Namen von dem Teil vergessen. Ist in Burgh und man braucht glaube ich, ohnehin eine Einladung der Akademie. Die erste Nacht wirste dir also wohl selbst was suchen müssen?"

Eine Frage durchzuckte den Kopf der Caitiff und hatte seinen Weg nach draußen gefunden bevor sich Jenny überhaupt bewusst war etwas gesagt zu haben.

"Kann es sein, dass du ne Malkavianerin bist? Mir scheint, bei dir sind ein paar wichtige Sicherungen..."

Durchgeknallter Toreador wäre wahrscheinlicher, aber ein Pinselschwinger würde niemals mit so nem Van durch die Gegend tingeln.
Das hatte nur Ingo getan und Ingo war ...Malkavîaner. Außerdem waren Torris viel zu sehr an die heiligen Traditionen verankert und hätten wegen Jenny bestimmt schon zwei Infarkte durchgemacht. Oder gar nen Herzkranzgefäßkartarrh?

"...durch?"
 
Für einen Augenblick weiteten sich die Augen der Brünetten ein Stück weit. Ein Ausdruck der Überraschung.
Sie ließ die letzten Minuten noch einmal im Schnelldurchlauf Revue passieren. An welcher Stelle hatte sie sich verraten?
Was hatte sie noch gleich gesagt?
In ihrem Kopf überschlugen sich Szenen, Worte, Impressionen und Konnotationen und irgendwo dazwischen erklang ein resignierender Seufzer.
Wem machte sie etwas vor? Das mit dem so tun als sei man normal funktionierte bei ihr einfach nicht. Es gab die Frau Doktor, die sich auch durchaus vernünftig selbstdarstellen konnte und es gab...die andere. Diese war zwar weit weniger versiert in Artikulation und Selbstdarstellung oder kümmerte sich zumindest nicht sonderlich um solche Details, aber was sie war, musste eindeutig sein.
Und ein Zwitterwesen aus beiden Geschöpfen konnte nicht bestehen.
Eine Erkenntnis, zu der sie auch durchaus hätte selbst gelangen können - entsprechend verhalten dankte sie jener einen, monologisierten Stimme auch in ihrem Kopf.
Von all dem würde Jenny allerdings nichts mitbekommen. Nach außen hin entspannte sich die Augenpartie Ravens wieder und schließlich nickte sie leicht.

"Ja, ich bin Malkavianer. "

Nein, auf die Geschichte mit den Sicherungen würde sie nicht eingehen, das musste sie nicht, das wollte sie nicht, das würde sie nicht und die kleine Rockerbraut war auch garantiert nicht ausreichend qualifiziert dergleichen Vermutungen aufzustellen.
Also ging die Brünette gleich über zu der Anmeldung und all dem sich darum arrangierenden Tand.
"Akademie also... nunja, wenn diese Nacht scheinbar Wichtigeres ansteht, werde ich wohl im Zweifelsfalle noch ein weiteres Mal im Wagen übertagen."

Sie tätschelte das Blech in beiläufiger Gebärde einmal sacht.
Andererseits hätte sie auch noch die Option bei einem alten Bekannten sterblicher Art anzufragen, sollte sie nicht selbst in der Lage sein etwas gefälliges zu organisieren und sich dazu entscheiden, dass schlafen in einem Laderaum allmählich nicht mehr ihren Ansprüchen genügte.
Nüchtern betrachtet war es aber eigentlich doch egal wo der eigene Sarg stand, solang man darin ruhen konnte.
"Darf ich mir die Frage erlauben, was genau besagte... "Revolutionsbesprechung" nötig werden ließ?"

Mit Bonzen meinte die Anarchistin vermutlich das Konglomerat an Amtsträgern, Ahnen und wer auch immer in dieser Stadt sonst noch von entscheidender politischer Bedeutung war.
Wogegen sollten diese schon revolutionieren?
Gegen den Thron?
Wogegen sonst...
So winkte sie also letztlich doch ab.
"Ach, nein, ich glaube ich kann es mir denken und will vermutlich vorerst gar nicht mehr darüber wissen."

Das wollte die Malkavianerin wirklich nicht. Der Mond schien ohnehin bereits weit zu hell auf manch einen Schatten.
Nebensächlich.

"Nunja, so bedanke ich mich also gern für dein Entgegenkommen. Du schienst allerdings unterwegs zu sein und ich möchte dich nicht unnötig aufhalten. Darum bloß noch eine Frage: Was weißt du über die ehemalige Nervenheilanstalt? Es heißt, dort sei etwas vorgefallen und das Gebäude -vorsichtig ausgedrückt- nicht mehr weiter nutzbar."
Ein entschuldigendes Lächeln.
"Verzeih die vielleicht etwas seltsame Frage, aber es interessiert mich in sofern, dass dieser Ort mit dem Verschwinden einer Person in Kontext stehen könnte, nach welcher ich suche."

Die gewählte Formulierung war deutlich allgemeiner gefasst als das, was Raven dabei genau im Sinn hatte.
Ein Bruder. Ein Kollege.

Verloren.
Und nicht einmal der Mond wusste um seine Spuren. Oder verbarg sie wohl wissend im Interlunium.
 
Ins Blaue geschossen und getroffen! Da sag noch einer, dass eine große Klappe nicht auch von Vorteil sein kann. Sie hätte es auch schlechter treffen können. Manipulierende Venture, quengelige Toreador, eingebildete Tremere, kratzbürstige Gangrel...

Unerheblich!

Madleine fragte tatsächlich nach den Vorgängen in der Akademie, Jennys Lieblingsthema.
Bevor sie aber etwas entgegen konnte, war das Interesse der Malkavianerin auf den nächsten Zweig geflogen und hatte sich anderen Dingen zugewandt. Nun ging es um die Nervenheilanstalt. Böses Thema! Jenny kannte es nur aus Gerüchten, aber die sprachen allesamt eine deutliche Sprache. Wenigstens hätte sich spätestens jetzt herausgestellt, dass es sich bei Madleine um eine Verrückte handelt. Nur ein Malkavianer ordnet eine niedergebrannte Nervenheilanstalt über Informationen zu einer offen ausgetragenen Revolte. Oder erkundigt sich überhaupt danach...

"Offiziell? Die Ruine ist für die Öffentlichkeit gesperrt und die Öffentlichkeit ist froh, dass es so ist. Ich habe nen ziemlich guten Draht zu den Obdachlosen, zur Sprayerszene und eben all jenen, die sich von einer Ruine wie dieser noch den ein oder anderen Euro erhoffen. Kupferkabel bringen eine Menge Kohle! Außerdem wurde die Brandruine nie ausgeräumt. Ich wette, das dort noch allerei Kram rumsteht, der sich verkaufen lassen würde, wenn nur jemand den Schneid hätte die Ruine zu betreten. Das gilt für Menschen, wie für Vampire! Einer der alten Geißeln hat mich mal gezwungen die Ruine zu betreten. Aus erziehungstechnischen Gründen wie es hieß...."

Die Informationen wurden zu persönlich, daher brach Jenny an der Stelle ab. Madleine ging es nichts an, warum Jenny ständig mit dem Gesetz aneinander geriet. Oder aneinander geraten war, die letzten Wochen hatte sie sich auffallend artig gezeigt.

"Weiß nicht was dran ist an den Gerüchten! Aber ich weiß, das hier in Finstertal alles möglich ist und das hinter solchen Warnungen meist wesentlich mehr steckt als angedeutet wird. Wenn also jemand zu dir sagt, bleib von der Anstalt weg, dann halte dich daran! Und wenn du nicht hören kannst und unbedingt rein gehen musst...."

Die Caitiff grinste von einem Ohr zum anderen.

".... dann nimm mich mit! Ich steh auf so einen Scheiß!"
 
Ein zufriedenes, fast schon spitzbübisches Grinsen verzog die Mundwinkel der Malkavianerin in ähnlicher Weise, wie es auch bei der Caitiff der Fall war. Die Aussicht auf einen gemeinsamen Ausflug war augenscheinlich genau das gewesen, was sie sich wohl von ihrer Frage nach der Anstalt erhofft hatte. Dieser Eindruck wurde durch das verschmitzte Funkeln in den beiden großen Smaragden ihres Angesichts noch verstärkt. Ein Blick der quasi verriet: "Ich bin zu jeder Schandtat bereit."

Wie eigentümlich die Pfade des Fürsten zuweilen anmuten mussten. Diese Jenny war offenkundig genau die Person, der Raven an diesem Ort hatte begegnen müssen.
Fürwahr, es gab keine Zufälle! Bloß Vorsehung, die Fügungen des Einen.
Der Weg zu ihren Füßen musste der Rechte sein.

"Wie du sagtest sind die bürokratischen Institutionen heute nicht besetzt. Das heißt, ich habe heute Nacht noch nichts vor."
Augenzwinkernd fügte sie hinzu: "Sofern du also Lust auf ein kleines Abenteuer hättest, würde ich mich freuen wenn wir uns den verlassenen Komplex zusammen ansehen könnten. Ab davon ergäbe sich damit auch fraglos ausreichend Zeit und Gelegenheit, um mir noch die eine oder andere Geschichte über diese Stadt erzählen zu können. Auch über jene...Bonzen. Das heißt natürlich bloß sofern du denn möchtest. "

Bonzen. Einer jener zwar nicht unbekannten, aber alles andere als aktiv genutzten Begriffe im Vokabular der Brünetten. Entsprechend pausierte sie vor Gebrauch desselbigen etwas länger als es im Zuge eines normalen Redeflusses üblich gewesen wäre.
Raven hatte soetwas wie Enttäuschung bei ihrem Gegenüber registriert als sie das besagte Thema so schnell aufgegeben hatte. Es war ja letztlich im Groben wohl identisch mit dem, was man anderenorts auch miterleben dürfte oder eher musste. So mutmaßte sie zumindest. Allerdings war die Situation vielleicht ja dennoch pikant genug um einer Schilderung derselbigen mit einem gewissen Pläsir zu lauschen.
Im Allgemeinen lief es unter den Ahnen und ihren Bütteln jedoch zumeist darauf hinaus, dass sich die Alten gegenseitig die Augen auskrazten und wenn es möglich war, so kam auch eine Sedisvakanz alles andere als ungelegen. Vermutlich hatte irgendjemand irgendeinen grob fahrlässigen Fehler begannen oder aber die Kabale seiner Widersacher trugen schlicht und ergreifend Früchte.
Und hinter den Kulissen wurde bestimmt schon fieberhaft versucht den wenig bequemen Sitzplatz, welcher über alle anderen hinweg ragen musste, einem armen Tropf zuzuschustern - sofern kein megalomanischer Narr ihn bereits selbst für sich beanspruchte. Geschichten der Hybris, der Idiotie. Ermüdend, dennoch unterhaltsam. Von zweifelhafter Moral.

//There is no such thing as a moral or an immoral book. Books are well written, or badly written. That is all.//

Raven wäre überrascht gewesen, hätte sie gewusst auf wie vielen Ebenen dieses unwillkürlich ihre Gedankenwelt beherrschende Zitat gerade zutreffend war, sowohl bezogen auf ihre eigene Situation als auch auf jene der Domäne und würde man es darauf anlegen die Worte aufs akribischste analytisch zu zerlegen, so sogar in Bezug auf die gesamte Gesellschaft ihrer Art. Und dann gab es da natürlich noch das Bild.
...welches Bild eigentlich?
Solange es sich dabei nicht um einen echten Hallward handelte...
Schlimmer! Das ovale Portrait. Armes Kind...

Doch fort von der bildenden Kunst hin zu der Literatur der Moiren. Wie qualitativ hochwertig diese Kette von Anekdoten letztlich geschrieben sein würde, müsste sich im Kontext des Gesamtbildes allerdings erst noch beweisen.

Die Philosophie der Komposition lag offen da nieder. Was sollte dem Raben schon widerfahren?
Sein Flug war vorherbestimmt. Und es gab keine Möglichkeit in dieses System noch einmal hineinzugreifen, es aus den Angeln zu heben oder anderweitig zu modifizieren.
Terminismus.
Am Ende blieb der Schatten des Mondlichts.
 
Die Frau würde sich gut machen...

Wer hierbleiben und überleben wollte, musste ein Macher sein. Aggressivität, Tatendrang und die unbedingte Bereitschaft, sich die Hände bis hoch zu den Schultern schmutzig zu machen waren unumgänglich, wenn man in einer Stadt wie dieser überleben wollte. Feiglinge, Drückeberger, Zauderer und Weichlinge waren Leckereien die sich das gierige Finsteral gleich im Dutzend einverleibte...

"Heute Nacht ist es schlecht, sorry! Ich hab da ne Sache am Laufen, die ich nicht verschieben kann. Hat mich einiges an Vorbereitung gekostet das alles einzustielen. Außerdem würde ich ungern auf den Spaß verzichten..."

Es fiel der Caitiff schwer nicht herauszuposaunen, dass sie im Begriff war sich mit der Akademie selbst anzulegen. Sie war sehr stolz auf ihren Plan, hatte aber gelernt, dass man mit manchen Sachen besser hinter dem Berg hielt. Verräter fanden sich selbst im engsten Freundeskreis und Madeleine war nicht mehr als eine flüchtige Bekanntschaft mit Dachschaden.

"Wenn du deine Neugier bis morgen zügeln kannst, wäre ich allerdings dabei. Ich habe Ortskenntnisse, ich fürchte mich nicht sonderlich schnell und ich kann sehr gut auf mich aufpassen."

Und auf andere soll das heißen, wenn du verstehst!
 
Ein klein wenig enttäuscht war Raven von der ihr gegebenen Antwort nun doch. Das waren diese Dinge, die sie so gar nicht an der Spielweise des großen Alten mochte. Erst schickt er einen in die Provinz, lässt einen Luftschlössern und weißen Kaninchen nachjagen, führt einen dann jedoch wie zufällig und absolut absichtlich an den Punkt, an dem sich vermeintlich alle Knoten lösen und der rote Faden ersichtlich wird - allerdings bloß um den herbeigesehnten Ausgang der konkreten Anliegen noch einmal heraus zu zögern. Peripetie. Er liebte die Tragik zweifellos.
Nicht dass diese Erkenntnis etwas Neues wäre.
Die Untote seufzte innerlich.

Schreie, Rufe, Toben, Mahnen und Befehle. Alles zog sie mit schier widernatürlichem Verlangen zu diesem einen Ort und die anderen drängten sie, trieben sie. Sie wusste, sie musste dorthin, sie konnte gar nicht anders...
Der Blick der Malkavianerin glitt allmählich von Jenny fort, in die Ferne. Instinktiv wandte sich das bleiche Angesicht, dessen Haut das Mondlicht fast ein wenig zu reflektieren schien, in die Richtung in welcher die Ruinen der Anstalt lagen.
Weiße Schneidezähne zupften an der roten Unterlippe während die auf nicht näher spezifizierbare Weise angespannt wirkende Brünette offenkundig nachdachte.
Und es fiel ihr nicht leicht, denn tief in ihr drin, in jedem noch so kleinen, versteckten Winkel ihres Geistes, alle Windungen ihres Gehirns durchdringend, bohrend bis hinein in das tote, kalte Herz einer lebenden Leiche hallten die Stimmen. Sie mahnten sowohl keine Zeit zu verlieren, als aber auch dazu nichts zu überstürzen. Sie trieben alle in eine Richtung: hin zu der Brandruine - oder davon weg, ganz fort.
Zumindest bis morgen Nacht.
Ein Schritt gen Moiren zu falscher Stund und man mochte auf Ushers Pfaden angelangt sein. Ein kaum adäquater Lauf für den Boten aus Plutos Sphären.

//Wenn wir jetzt gehen, sind wir auf uns gestellt. Mag der Geist noch so stark und von allem Beistand erfüllt sein, unser Fleisch ist schwach. Wir wissen nicht was uns erwartet und physische Hindernisse könnten uns dazu zwingen umzukehren wenn es bereits viel zu spät ist...
Ein Risiko, welches ich bloß äußerst unlieb eingehen wollen würde.
-Aber nichts als diese eine Tatsache ist der Grund für unsere Ankunft hier. Es ist unsere Verpflichtung, unser ganz persönliche Queste dorthin zu gehen, Antworten zu finden. Warum sollte es falsch sein dem Weg, dem wir ohnehin nicht auszuweichen vermögen, zu folgen?//

Die Stimmen waren sich hier uneins. Einerseits waren Bedenken, deren Ursprung in der physischen Welt lag, durchaus berechtigt. Andererseits war pur rationale Entschlussfindung so schrecklich... unmalkavianisch. Man hatte schließlich eine Aufgabe zu erfüllen. Und wer glaubte schon, dass es sein könne, dass man den dafür nötigen Ansprüchen nicht genügte? Das wäre doch nun wirklich eine geradezu ridiküle Annahme.

Irgendjemand, der wohl tatsächlich eine gewisse, unanfechtbare Autorität in der Allgegenwart Aller genoss, schritt ein.
Stille. So still, wie es denn eben sein konnte. Bloß noch leisestes Flüstern, Wispern und ein energisches Machtwort.
Die Brünette nickte daraufhin sinnend, beipflichtend.

Dann erhob sich der Chor von Neuem zu lustigem Geschwätz über possierliche Nichtigkeiten und beiläufige Bedeutsamkeiten. Illustrer Nonsense.

Diesmal seufzte Raven für Jenny vernehmlich, ließ durch diese Geste augenscheinlich alle Bekümmerung von sich abfallen ehe sie der Caitiff mit seichtem Lächeln wieder ihre ungeteilte Aufmerksamkeit schenkte.

"Nunja, allein würde ich mich auf einer solchen Expedition wohl bloß halb so sehr amüsieren wie mit angemessener Begleitung."
Die Kainitin wandte sich um und sprach zu ihrer Guhlin.

"Lenore, Liebes. Wärst du so gut mir meine Handtasche zu geben?"
Die Assistentin Ravens tat wie ihr aufgetragen, griff in den Fußraum des Beifahrersitzes und stieg schließlich mit einer einfachen, schwarzen Tasche, die eher an einen etwas antiquierten Aktenkoffer erinnerte, aus um sie ihrer Herrin zu überreichen, wobei sie es allerdings vermied Jenny direkt anzusehen.
Eine pure Vorsichtsmaßnahme. Eleanore verzichtete generell darauf Kainiten, welche nicht Frau Dr. oder Mitglieder ihrer direkten Familie waren, anzuschauen.

"Danke, meine Liebe."
Am Verschluss der Tasche, welche Ligeia nun öffnete um ihr ein silbernes Etuit mit eingraviertem Raben zu entnehmen, baumelte ein silbernes Ankh. Nicht eins zu eins dem Wappen der Camarilla entsprechend, aber selbigem auch nicht ganz unähnlich. Darauf angesprochen, hätte die Untote wohl versichert, dass es sich dabei um puren Zufall handelte.
Die Wahrheit war etwas komplizierter.
"Hier, bitte", sprach Raven schließlich und entnahm dem geöffneten Kästchen eine kleine Visitenkarte, welche sie der Anarche überreichte. Auf weißem Papier in klaren, schwarzen Lettern stand dort neben dem Name, Titel, medizinischer Spezialisierung und einer Londoner Anschrift auch eine Mobiltelefonnummer.


"Ich bin noch nicht dazu gekommen, neue Karten drucken zu lassen. Immerhin habe ich ja auch noch gar keine konkrete neue Adresse anzugeben. Wie dem auch sei, die Mobilnummer ist noch immer aktuell. So sollte es auch problemlos möglich sein, dass wir uns morgen abstimmen und treffen können."
 
Jenny hätte in dem Ankh nie mehr erkannt, als ein Kreuz mit ovalem Haupte.
Ein Schmuckstück, wie der Ring am Finger oder die Kette um den Hals. Da sie dem Accessoir aber nicht die gernigste Aufmerksamkeit schenkte, fiel es ihr nicht einmal auf. Die Konzentration der Caitiff galt einzig Lenore und ihrem unterwürfigen Verhalten. Genau deshalb hasste sie den Umgang mit Ghulen. Diese bedauernswerten Wesen wurden mittels Sucht und der eigentümlichen Kraft vampirischen Blutesin willfährige Sklaven verwandelt. Manche simulierten so etwas wie einen freien Willen, doch am Ende taten sie ausschließlich das, was ihr Herr von ihnen verlangte.

Einen Menschen auf diese Weise zu behandeln war verabscheuungswürdig. Aber unter Kainiten eben auch gültige Praxis. Jeder hielt sich den ein oder anderen Ghul. Manche behandelten sie gut, andere schlecht. Madleine deswegen einen Vorwurf zu machen war also unfair. Sie tat, was alle taten. Einfach weil es durchaus praktisch war, jemanden zu haben, der tagsüber auf den im Todessschlaf liegenden Herrn achtete. Ihn Männchen machen zu lassen, war auch witzig. Oder ihn auf einem Bein hopsen zu lassen... Ein echter Schenkelklopfer!

Mach dich nur lustig! Du selbst! DU! Du hast erst gestern ein Mädchen überfallen und mit deinem Blut getränkt. Einfach nur, damit du zur Ablenkung verheizen kannst. Sie hält ihren Kopf hin, damit du die Großen und Mächtigen ausspitzeln kannst. Etwas, dass dich im Grunde einen Scheiß angeht! Insgeheim hoffst du, dass irgendwer so freundlich ist und sie ermordet, denn wenn dein Plan aufgeht, wird sie irgendwann wieder auf deiner Matte stehen, mit Gier in den Augen und voll auf Turkey. Dann musst du ihr den Hals umdrehen, weil du ihre Nähe nicht ertragen kannst. Weil sie dich daran erinnert, dass du am Ende nichts besser bist als all jene, die du doch so sehr verachtest! Verlogene Schlampe!

"Es freut mich, dass du mit deinem Besuch in der ollen Ruine warten willst. Ich werde mich bei dir melden!"

Jenny nahm die Karte und steckte sie in die Innentasche ihrer Lederjacke.

"Wenn du keinen Platz zum Pennen hast, kann ich dir den Weg zu einer alten Fabrik zeigen. Ist tagsüber sehr ruhig dort, es gibt eine Menge dunkler Ecken und außerdem achten einige Freunde von mir darauf, dass dir niemand zu nahe auf die Pelle rückt. Der Ort ist nicht das Ritz, eher eine runtergekommene Ruine, aber wenn man ein wenig für die Natur übrig hat, kann man sich dort echt wohl fühlen. Oh! Und Hans ist auch dort, er wird mit seinem Leben für deine Sicherheit einstehen!"
 
Würde es jemals zu einem eingehenderen Gespräch der beiden Frauen über das Thema Guhle kommen, so würde das Ganze wohl regelrechte Sprengkraft entwickeln.
Raven sah den Tausch kainitischer Vitae gegen potentiell in Raten gekaufte Unsterblich durchaus als legitim an. Über mögliche, vollkommene, geistige Gehirnwäsche machte sie sich dabei reichlich wenig Gedanken. Würde man ihr die Chance geben, sich selbst von einem vollkommen unbefangenen, losgelösten Standpunkt aus zu analysieren, so wäre die Psychiaterin wohl zu dem Schluss gekommen, dass die Probandin potentiell destruktive Einflüsse ihrer Person auf die Blutsklavin vollkommen wegrationalisiert. Selektive Wahrnehmung folgend aus emotional bedingter Selbsttäuschung in einem Abhängigkeitsverhältnis.
Irgendwann, vor sehr langer Zeit, hatte eine unfassbar junge Malkavianerin beschlossen, sie müsse sich bei einer sehr fürsorglichen, wohlwollenden Dame für allen Beistand bedanken...

Wer gestand sich schon freiwillig Jugendsünden als eben solche ein?
Was war das überhaupt, Sünde? Ein Konstrukt schwacher, fragil steifer Geister? Eine bloße Worthülse?
Ab wann war ein Handeln als böse, verwerflich zu kennzeichnen?
War es die Tat an sich? Oder waren es die Motive, welche den Charakter einer wie auch immer gearteten Handlung ausmachten?
War die Jüngere verderbt, weil sie der Älteren genommen hatte, was unabänderlich ihr höchst eigenes Recht war? Galt nicht zu beachten, dass anderenfalls viel mehr abhanden gekommen wäre?
War "Es" böse, weil es den Instinkten, primitiven Trieben folgte und nach deren Befriedigung trachtete? Waren Über-Ich und Es identisch?

//...ach ja, Freud. Hätte man mir die Chance gegeben, ich hätte ihn nach seinen eigenen, psychoanalytischen Verfahren zwangseinweisen lassen... Tumber Narr! Was warst du doch für ein überbewerteter Kretin, Sigmund...//

Irgendwo zwischen Schwarz und Weiß verliefen zahllose Grautöne von einem Ufer zum nächsten. Ganz tief in der Mitte des Graus, genau da war es wo die vampirische Gesellschaft angesiedelt war - mit unzähligen Ausreißern gen hellerer und dunkler Spähren, aber stets frei von ultimativen Inkarnationen der Extremen. Alles andere hätte für eine solche Wesenheit auch widersinnig anmuten müssen.
Wo hätte man in absoluter Boshaftigkeit oder geradezu himmlischer Güte auch schon einen Fluch argwöhnen können? Vermutlich wäre ein Schachbrett den Farben nach schlicht und ergreifend zu trivial gewesen.

Die Art, wie Jenny Eleanore inspizierte entging der Malkavianerin nicht. Unnötig zu erwähnen, dass sie ihr auch nicht sonderlich behagte. Jedoch ließ sie die Situation unkommentiert. Noch war nichts geschehen und wer mochte schon raten, was im Kopf eines Freigeistes so seine Früchte trieb. Vermutlich sollte es ein Malkavianer wissen. Oder wusste es gar.
Manchmal erschien es einem selbst jedoch gefälliger auf solche Eingeständnisse zu verzichten. Es war zuweilen doch ein wenig bedrückend statt Aussichten bloß noch Einsichten sein Eigen nennen zu dürfen. Zumal sich diese bloß seltenst nach dem persönlichen Kalendarium richteten.

Doch wie dem auch sei. Raven gehörte zumindest zu der Sorte Blutsauger, die gewillt war ihr Personal so menschenwürdig wie unter den gegebenen Umständen eben möglich zu behandeln. Sie selbst hätte wohl von sich behauptet ein ausgesprochen natürliches, vertrautes und vor allem respektvolles Verhältnis zu der Blutsklavin zu unterhalten.

Die Guhlin vermied es derweil weiterhin Jenny auch bloß eines Blickes zu würdigen.
Immerhin konnte sie nicht wissen, ob die Motoradbraut über irgendwelche geistigen Disziplinen verfügte und falls doch, wäre allein die Chance auf Blickkontakt ein potentielles Risiko gewesen. Wenn die Brünette, welche bei näherer Betrachtung trotz optischem Altersunterschied von gut 10 Jahren eine durchaus beachtliche Ähnlichkeit zu ihrer Herrin aufwies, in all der Zeit als Bedienstete einer Vampirin etwas gelernt hatte, so war es jeder ihr unbekannten lebenden Leiche mit so viel Vorsicht wie nur eben möglich entgegen zu treten. Es war nicht so, als könne sich ein Guhl in ihrem Alter nicht durchaus auch verteidigen, wenn es ein müsste. Bloß hatte die Medizinerin im Laufe ihrer Existenz bereits zu viel erlebt, dass sie sich zuvor niemals hätte in ihren schlimmsten Alpträumen ausmalen können und so zog sie es vor sich aus den Geschäften ihres einstigen Lieblingsschützlings soweit wie möglich herauszuhalten. Pseudopassives, etwas überspitzt devotes Gehabe war für jemanden in ihrer Position schlicht und ergreifend die beste Sicherheitsgarantie. Nicht, dass sie die Selbstverständlichkeit und bisweilen geradezu aufopferungsvolle Hingabe, mit der sie Raven zur Hand ging, hätte mimen müssen.


Ligeia hingegen blieb der Caitiff gegenüber bei ihrer bis dato recht offenen Art.
Die Beweggründe, welche die neue Bekanntschaft zu ihrem seltsamen Gebaren veranlassten, waren nebensächlich. Jenny erschien so vertrauenswürdig, wie ein gerade getroffenes Kainskind eben erscheinen mochte. Eigentlich eher mehr. Die Tatsache, dass sie der Camarilla recht offen fluchte und auch ansonsten zu eher unkonventionellem Betragen neigte, ließ vermuten, dass man von ihr nicht unbedingt das standardisierte Begrüßungspaket an Märchen, Napoleonkomplex und Pseudologie zu erwarten hatte.
Nicht, dass ein Mondkind, das sich in den Kopf gesetzt hatte mit einer eigentlich wildfremden, aber offensichtlich vor Tatendrang strotzenden Untoten auf Geisterjagd zu gehen, dafür noch weitere Vertrauensbeweise gebraucht hätte.
Immerhin war es nicht so, als gäbe es eine andere Wahl für sie. Der Schiedsspruch war längst verklungen, bindend.

Der Rabe wollte, nein, musste den immer da nieder liegenden Schatten erkunden, stets auf der Suche nach dem im Schweigen Rufenden. Konnte er den Eroberer Wurm dabei für sich gewinnen, mochte es ihm fraglos nicht von Nachteil sein. Für Madelaine und Ligeia fürwahr nimmermehr.
Und die Spuren des Prometheus waren so nahe...so frisch...so klar...

Es war mitunter verblüffend was der Brünette innerhalb von Sekundenbruchteilen so alles durch den Kopf ging. Ein Glück, dass es niemals aus dem Netzwerk hinausdringen würde.
Zumindest nicht ungewollt.

Der Gedanken seien jedoch vorerst Genüge getan. Es galt Worte folgen zu lassen und einen ganz anderen Themenkomplex anzuschneiden. Vertrauen. Kooperation. Das aufbauen erster, zarter, persönlicher Bindungen.
Eine überraschende, aber nicht unwillkommene Aufmerksamkeit würdigen.

"Das Angebot bezüglich der Unterkunft würde ich sehr gerne annehmen. Ich bedarf keiner extravaganten Unterbringung. Jede Übertagungsmöglichkeit ist so gut wie eine andere, zumindest solange ich mich noch nicht offiziell hier niedergelassen habe."
Was allerdings nicht hieß, dass Raven nicht doch reichlich empfänglich für das Interieur und Ambiente vor allem viktorianischer Villen und Anwesen war. Nichts desto trotz erinnerte sich die Ärztin auch durchaus noch an Zeiten, in denen kein glänzender Lüster ihre Schlafstätte erhellt hatte.
Nach Tagen verbracht im Laderaum eines Vans mutete aber vermutlich selbst die heruntergekommenste Absteige geradezu luxuriös an.

"Bloß...wer ist Hans, wenn ich mir die Frage erlauben dürfte?", fragte die hübsche Bleichhäutige schließlich mit leichtem Stirnrunzeln.
 
"Hans ist sozusagen mein allerbester Freund! Hans Albers heißt er mit ganzem Namen! Benannt nach dem wohl größten Mann, den dieses Land je hervorgebracht hat!"

Aus der Stimme klang ehrliche Verehrung.
Nicht nur für den verstorbenen Schauspieler, sondern ganz besonders für all das wofür er einst gestanden hatte. Freiheit, Stolz, einen starken, wenn auch schroffen Charakter und eine klare, ehrenhafte Linie nach der gelebt wurde. Vielleicht noch ein kleiner Sturkopf dafür aber in ganz besonderem Maße, die große Kunst gut zu Leben!

Jenny hatte es noch nie jemandem erzähl...

-doch Tom hatte es gewusst - er hatte alles gewusst, früher einmal... als Glück noch Glück und das Leben noch Leben war!-

...aber sie hatte Zeit ihres Lebens und auch seit ihrem Tod versucht genauso zu leben, wie es Hans Albers in seinen Filmrollen getan hatte. Natürlich, war vieles davon Auslegungs- und Ansichtssache, aber es hatte die Caitiff zu der gemacht, die sie heute war und das war -Verflucht, Verdammt und Sacramento!- mehr als die meisten anderen je zu Stande bringen würden.

"Hans ist ein Hund. Wir ziehen schon seit Jahren gemeinsam durchs Land. Durch dick und dünn, sozusagen! Ihr werdet ihn kennenlernen und er wird euch den Tag über beschützen!"

Die Anarche trat einen Schritt auf den Wagen zu. Aus einem Selbstverständnis heraus, als wären ihr Madleine und ihre 'Freundin' Lenore schon seit Jahren bekannt. Jenny bevorzugte es unkompliziert und unterteilte die Welt in drei Sparten: Freunde, Feinde und das unbedeutende Kroppzeug dazwischen. Wenn sie jemanden zum Freund erklärt hatte, war es egal ob man sich drei Jahrzehnte kannte oder erst drei Minuten. Dann gehörte man einfach dazu und wurde auch so behandelt. Für Feinde galt das selbe, ebenso direkt... nur eben seitenverkehrt!

"Es wird das Beste sein, wenn ich mit euch fahre. Meine Karre kann ruhig hierbleiben und ich finde von der Fabrik aus auch so nach Hause. Wollen wir?"

Ohne sich großartig um eine Antwort zu kümmern, trat Jenny zur Fahrzeugtür, öffnete sie und stieg ein.
 
Der Name Hans Albers war der Psychiaterin in keinster Weise ein Begriff, folglich musste diese geradezu an Heroisierung grenzenden Bezeichnung als größter Mann der Welt wohl einer sehr subjektiven Sichtweise Jennys geschuldet sein. Aber das machte wohl auch nichts. Sollte die Brünette entscheiden, dass es von Belangen sein würde wer dieser Mann tatsächlich gewesen ist, so wäre es wohl kaum all zu schwer sich entsprechende Informationen anzueignen. Im Zweifelsfalle würde sie Eleanore darum bitten einen Blick in das World Wide Web zu werfen.

Ein Hund also. Erfahrungsgemäß reagierte Tiere wenig zutraulich auf Kainiten.
Andererseits...
Niemand schlug Alarm, alle waren zufrieden oder schlicht desinteressiert und selbst Ligeia hatte sich dazu entschieden, dass es endlich an der Zeit war sich wieder zurück zuziehen. Es gab nichts mehr für sie zutun. Die Caitiff genoss bis auf weiteres soetwas wie zaghaftes Vertrauen der jüngeren Schwester, war zumindest als vorerst als unbedenklicher Umgang klassifiziert worden. Madelaine würde sich mutmaßlich blendend mit diesem halbinfantilen, energisch-enthusiastischen Weibe und ihrer unkomplizierten Art vertragen. Für die Medizinerin galt nun anderes zu ersehen.
Sie zog sich zurück und lauschte tief in sich hinein, darüber hinaus. Der Chor befand sich im Canon, uneins, aber doch verbunden. Alle Stimmen waren besetzt und bekannt, doch bloß eine war es, die sie nun heraushören mochte.
Die liebliche Gewalt einer zart säuselnden Dame.
Vielleicht würde sich Lady Caesington zu Wort melden betreffs der Suche nach jenem Einen, der abseits aller doch einbezogen werden musste, der rief ohne Laut zu geben. Grube und Pendel.

//By a route obscure and lonely,
Haunted by ill angels only,
Where an Eidolon, named NIGHT,
On a black throne reigns upright,
I have reached these lands but newly
From an ultimate dim Thule-
From a wild clime that lieth, sublime,
Out of SPACE- out of TIME.//

Madelaine derweil quittierte die volle Selbstverständlichkeit, mit welcher die Caitiff in den Wagen stieg und die offenkundige Verblüffung der Guhlin mit einem geradezu kindlich amüsierten Schmunzeln.
"Ein tierischer Gefährte muss etwas Herrliches sein", sprach die Malkavianerin mit einem gewissen schwärmerischen Unterton der plötzlich helleren Stimme und stieg ihrerseits wieder in den Wagen ein, erneut auf den Beifahrersitz.

Lenore folgte etwas zögerlich. Die Guhlin hätte gehofft, dass Ligeia sich zu einem wie auch immer gearteten, diskreten Machtwort durchringen würde. Stattdessen ließ sie diese Wildfremde gewähren und gestattete ihrer Schwester sogar soetwas wie quasi unbeaufsichtigten Freigang. Natürlich war der Blutsklavin bewusst, dass sich die Psychiaterin auf sie verließ. Gleichzeitig musste ihr aber auch klar sein, dass sie kaum im Stande war der so reizend infantilen Madelaine etwas abzuschlagen, sollte sich die ältere ihrer beiden Herrinnen -wie es häufiger der Fall war- ihren recht sprunghaften Launen hingeben wollen.
Da blieb bloß zu hoffen, dass die Jüngere wusste was sie tat und rechtzeitig einschreiten würde.
Eleanore entfuhr ein leises Seufzen. Es war wirklich nicht immer leicht den beiden jungen Damen zugleich zu dienen. Zumal auch sie in ihrer zugegeben etwas eingeschränkten Position voller Zuneigung durchaus in der Lage war die Qualitäten und Mängel beider Seiten anzuerkennen.
Doch alles Hadern brachte nichts. Wie sollte es auch? Es stand ihr nicht zu.
Schließlich stieg auch die Guhlin wieder in den Van ein und nahm -wie bereits zuvor- auf dem Fahrersitz Platz.

"Wenn die Dame mir bitte mitteilen würde in welche Richtung ich fahren soll können wir gerne aufbrechen." Die Worte der Brünetten klangen förmlich, wenn auch leicht distanziert. Allerdings auch in keinster Weise unangebracht. Wenn Jenny ihr Anweisung gab ob sie geradeaus fahren oder doch wieder wenden sollte, würde sie dieser Aufforderung kommentarlos nachkommen und solange dem Straßenverlauf folgen, bis ihr anderes aufgetragen wurde.

Madelaine war derweil eher gewillt sich anderweitigen Konversationsthemen hinzugeben wofür sie sich auch wenig elegant, dafür umso umständlicher nach hinten zu ihrer neuen Begleiterin umwandte.
"Sag, Jenny, denkst du Hans wird mich auch mögen?", fragte sie nachdenklich. "Für gewöhnlich sind Tiere doch eher... wenig angetan von unsereins, was ich persönlich durchaus bedaure...."

Etwas betreten lächelnd mit einem Funkeln nostalgischer Erinnerung in den grünen Augen fügte sie hinzu: "Ich habe schon lange keinen Hund mehr gestreichelt...das würde ich wirklich gerne mal wieder tun. Ich weiß, dass ich das früher sehr gerne mochte."
Damals, auf den Straßen Whitechapels. Als in mancher Nacht der Körper eines geschundenen, zotteligen Straßenhundes alles gewesen war, das ein kleines, von aller Welt verlassenes Mädchen hatte um sich zu wärmen. Als es noch keine Raben gegeben hatte. Als noch kein Wurm im Geiste Einzug gehalten hatte. Als Fürsten ihr noch unbekannt gewesen waren.
Damals, als der Malstrom alles zu verzehren drohte, was eine kleine, unbedeutend wertlose Existenz von vielen ausmachte und noch nichts Besonderes an den dreckigen Lumpen prangte und kein Geierauge sie je erblickt hatte. Vor dem Untergang des Hauses Usher.
 
"Hans ist da anders, mach dir keine Gedanken. Er hat ein gutes Gespür für Menschen und ist unsereins gewöhnt. Solange keine Gefahr von dir ausgeht, ist alles in Ordnung!"

Ohne sich um eine Antwort zu kümmern, lehnte sich Jenny nach vorne und gab der Ghul die Anweisung wie sie zu fahren hatte. Sie grinste Lenore breit an und legte ihr vertrauensvoll die Hand auf die Schulter. Obwohl die Berührung nur sanft war, ließ sich die unbändige Kraft dieser Frau erahnen.

"Einfach auf die Straße und am Stieed vorbei. Dann folgst du der Beschilderung zum Stadion. Sind wir daran vorbei folgst du der Straße bis zur Hauptkreuzung. Dort rechts, den Rest zeige ich dir vor Ort!"

Vergnügt warf sich die Caitiff in den Sitz zurück und wandte sich wieder an Raven.
Während sie sprach, entzündete sie sich eine Zigarette. Dann hielt sie der Psychiaterin die Schachtel hin.

"Wegen der Nervenanstalt hast du mich etwas angefixt, Maddy! Fahren wir morgen hin? Wie spät würde es dir passen? Ich habe nix vor bisher... oder sagen wir, ich habe nix vo das nicht warten könnte. Echt, ich freue mich drauf. Wenn ich dir aber einen dringenden Rat geben darf? Lass deinen Menschen zu Hause, ich fürchte der Ort ist nichts für solche die leicht zu töten oder zu beeinflussen sind. Wie gesag, ich habe es selbst nie wirklich erlebt, aber es gibt wahnsinnig viele Geschichten. Eine aber, gibt mir am stärksten zu denken: Ich kenne so ziemlich jeden Obdachlosen dieser Stadt. Egal ob, Penner, Streicher, Punk oder Strichjunge... Die meisten zählen mich zu ihren Freunden. Und soll ich dir was sagen? Wenn sie von der Anstalt hören, wird ihr Blick beinahe panisch. Und das von Menschen, das musst du verstehen um es beurteilen zu können, für die eine solch abgelegene Ruine nahezu überlebenswichtig ist. Wer kein Heim hat, ist nicht anspruchsvoll oder ängstlich. Nicht Spukgestalten entscheiden über dein Nachtlager, sondern Regen, Kälte und Wind!"
 
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