Schon die Lache sagt ihr, was sie von diesem Bonzen zu erwarten hat... nämlich genausoviel wie von allen anderen auch, gar nichts außer Scherereien, weil sie eines dieser blöden Gesetze gebrochen hat. Als er anfängt zu sprechen, richtet sie sich auf und hört mit unbewegter Miene zu, nur ihre Augen verengen sich zu schmalen Schlitzen, was wohl bedeutet, dass sie mit seinen Anklagepunkten und den daraus gezogenen Schlußfolgerungen gar nicht einverstanden ist. Allerdings weiß sie es besser, als jetzt loszuprotestieren, und so hört sie schweigend zu. Sie verkneift sich sogar ein eigentlich angebrachtes verächtliches Schnauben, als er das Ganze noch als große Gnade verkauft. Sie hat nur das ungute Gefühl, dass ihr die Strafe auch so nicht gefallen wird.
Und sie wird nicht enttäuscht. Sie reißt die Augen auf und öffnet schon den Mund, um dem Seneschall beinahe doch noch ins Wort zu fallen, blickt mehr als wütend zu Cat und bleibt doch sprachlos. Was jetzt? Sie könnte flüchten und sich dem Sabbat anschließen. Sie könnte die Köpfe der beiden nehmen und sie solange zusammenschlagen, bis dieser Mist daraus verschwunden ist. Sie könnte... protestieren und sich in Detailreiterei verzetteln? Nicht, dass es da nicht ein, zwei Punkte gäbe, aber das wäre nicht ihr Stil. Ihr Stil wäre mehr, jetzt doch noch in Raserei zu fallen.
Aber eigentlich will sie kein weiteres Tiermerkmal mehr haben. Und so widerwärtig ihr der Gedanke an diese drei Nächte auch ist, sie wird es wohl überstehen. Bleibt als größtes Problem das Blutsband... sie kennt inzwischen seine Auswirkungen recht gut, ist sich nur nicht sicher, ob das immer und überall gleich bleibt - und ob sie sich auch erfolgreich dagegen wehren könnte, wenn sie wollte. Soll sie sich das zutrauen? Aber trotz allem sollte sie sich vielleicht auch fragen, wie ihre Chancen stehen hier wieder herauszukommen und Julian wiederzusehen, wenn sie sich jetzt weigert (wenn Cat so richtig gehässig wäre, könnte sie gleich jetzt die erste Nacht einfordern und sie davon abhalten, zu ihm zu gehen... schonmal eine Vampirin gesehen, die die Sehnsucht quält?).
"Also schön." knurrt sie schließlich und fixiert wieder den Seneschall. "Das Urteil ist ungerecht, aber das stört euch ja sowieso nicht." Dass ich zu dir Ja und Amen sage weil du der Seneschall bist, erlebst du nicht! Sie geht zu Cat hinüber, ausgerechnet Cat, und nimmt ihren Arm. Sie ist viel zu aufgewühlt, um an der Sheriff irgendetwas anderes zu bemerken, als sie sehen will... sie kann sich vorstellen, wie schadenfroh die jetzt sein muß. Kurz zögert sie noch, dann trinkt sie von dem Blut. Und sie wird davon überrascht, wie gut es ist... fast so gut wie das von Garou! Eigentlich wollte sie nur einen Schluck, so klein wie möglich, nehmen, aber jetzt will sie gar nicht mehr aufhören...