[10.05.2008] Das große Ritual

Azraella

Regentin der Tremere Seneshall zu Finstertal
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12. Juli 2005
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Caitlin war heute zusammen mit Gabriel in der Kunstakademie angekommen und betrat die heiligen Räume mit einer gewissen Spannung. Heute war es soweit. Entweder würden sie Zacharias zum Teufel jagen oder jendem selbst die hand schütteln. Es würde kaum andere mögliche Entwicklungen geben. Sie hatte ihrem Assistenten eigentlich einen tag Urlaub verordnet, aber Gabriel lies sich nicht von seinen Pflichten abhalten. Es würden vielleicht noch mehr Sensationslustige in Finstertal eintreffen. Und die beiden Archonten mussten auch abgefrühstuckt werden, sodass er sich lieber zur Arbeit schleppte und dort mit genug Kaffee wachhalten würde. Er sah schrecklich aus.

Die Regentin schüttelte ein wenig mitfühlend den Kopf und ging dann direkt in Enios Büro um dort auf die anderen zu warten. Sie spürrte sofort die Erleichterung, als die tiefe Leere in ihrem Geist wich, als sei sie aus der gewaltigen Glocke, die über Finstertal hing, entkommen. Sie stellte sich ans Fenster und sah nachdenklich hinaus.
 
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Es wäre eigentlich heute Abend eine wahre Freude gewesen mit dem Motorrad durch die Stadt zu fahren. Kein Verkehr! Niemand… wirklich niemand war unterwegs. Man mußte nicht an Ampeln halten und keine Vorfahrt achten. Soviel zum eigentlich! Jetzt wäre es nur noch schön gewesen, wenn man dazu auch noch den nötigen Kopf gehabt hätte aber das war weit gefehlt. Enio fühlte sich als würde er durch Pudding fahren. Natürlich spürte seine Norton das nicht aber für den Fahrer war es fast unerträglich und alles andere als Entspannung. Obwohl die Straßen leer waren benötigte Enio für die Fahrt in die Akademie mehr Konzetration und Aufmerksamkeit als gewöhnlich. Schon das Schalten erforderte Konzentration und die einfachsten Dinge erschienen kompliziert und ermüdend. Was genau wollten sie heute Nacht machen? Ein kompliziertes Ritual? Scheiße verflucht!

Ein Blick nach oben gab die Sicht auf einen kränklichen Nachthimmel frei, der einen zu erdrücken schien und sogar den härtesten Hund dazu veranlasste den Impuls zu verspüren in Deckung zu gehen. Es würden noch zwei übergroße, blutunterlaufene Augen dort oben fehlen, dann hätte Enio vielleicht wirklich den Anker geworfen und wäre schreiend aus der Stadt gefahren. Aber nein… man hatte sich ja Verpflichtungen auferlegt. Pah! Was hatte ihn da nur geritten jemals so etwas wie Verantwortung für so eine zermürbende Stadt wie Finstertal auf sich zu nehmen? Er war wahnsinnig… eine andere Erklärung konnte es eigentlich nicht geben.

Aber der Wahnsinn war stark und trieb ihn weiter zu Akademie. Ja genau… da gab es ein stilles Zimmer. Frei von dieser Trägheit und dem ständigen Gefühl man müßte sich schnell schlafen legen. Als los! Noch einmal am Gas drehen und die zwei Abzweigungen nehmen… dann war er da. Das wäre schön und einfach gewesen… aber nicht heute. Enio nahm die letzte Kurve und die Akademie war schon in Sichtweite. Die falsche Bewegung zur falschen Zeit… ein paar Grad zu viel oder zu wenig am Gasgriff… zu spät eingekuppelt… oder einfach nur den Lenker verrissen? Enio konnte es nicht mehr sagen hinterher aber das Resultat war niederschmetternd und ernüchternd zugleich. Der Brujah verlor die Kontrolle über das englische Bike und stürzte. Er hatte kaum Geschwindigkeit drauf gehabt und es bestand keine große Gefahr aber der Italiener fühlte sich während des Falls fast in eine Slow-Motion-Szene versetzt. Alles kam ihm auf einmal wahnsinnig langsam und träge vor. Vielleicht hatte er auch unterbewußt auf die brujahübliche Geschwindigkeit geschaltet und deshalb kam ihm alles andere so langsam vor. Wer wußte das schon? Es spielte keine Rolle. Er fiel und was nach dem Fallen immer kam… kam. Der Aufschlag! Die Norton kreischte und es gab ein hässliches Reibegeräsch als Metal über Asphalt kratzte. Enio zog instinktiv die Beine an um nicht unter dem Motorrad eingeklemmt zu werden. Es war nicht lange und dann war es auch vorbei. Die Maschine war ausgegangen und Enio lag auf der Straße. Toll! Was für ein würdevoller Anblick für einen Kriegsherren der Camarilla. Mit einem Fluch auf den Lippen, den Enio erst im Nachinein als tschechischen Fluch erkannte, erhob er sich und prüfte ob an ihm noch alles dran war und was die englische Lady auf dem Boden machte. Das Vorderrad drehte sich noch und auf Höhe des Vergaser verlor sie Benzin. Spitze!

Mit einer ehrfurchtsgebietenden Leichtigkeit nahm Enio das Motorrad und hob es von der Straße auf. Kaum stand es bückte er sich und sah nach der Benzinzufuhr des Vergaser. Na klar… der Schlauch war abgerissen. Der Abend konnte nur noch besser werden. Ohne weiter auf seine Norton Commando zu achten wandte sich der Sheriff um und machte sich zu Fuß auf den Weg. Es waren nur noch 300 oder 400 Meter. Das konnte auch ein Kriegsherr auf seinen eigenen Beinen zurücklegen. Während er ging untersuchte er seine Klamotten. Der Mantel hatte ein großes Loch. Ach so… das hatte er ja zuvor schon gehabt. Gutes altes Ding. Der Wachsmantel würde warscheinlich Enio noch überleben. Kunststück in dieser Stadt. Seine Jeans war am Knie durch. Blut war keins zu sehen. Alles in einem hatte der Italiener Glück gehabt. Durch die Kurve war er langsam gewesen und es war nicht viel passiert aber das hätte auch anders ausgehen können. Scheiß Matsch im Kopf! Scheiß Müdigkeit! Scheiß Stadt! Scheiß Zacharii!

Wenige Minuten später trat Enio vor die Akademie. Geistesgegenwärtig… wie er vielleicht irgendwann einmal war, besaß der Brujah-Ahn mitlerweile selbst einen Schlüssel um das Gebäude zu betreten. Gleich war er da. In seinem Büro… der Oase der Zachariiwüste.
Als Enio eintrat sah er kurz zu Caitlins Ghul. Der hatte es also doch auch noch hierher geschafft. Er sah aber alles andere als fit aus und nicht unbedingt so als wollte er noch mit Enio ein Schwätzchen halten. Genauso wie Enio. Daher belies es das Stadtoberhaupt bei einem stummen Kopfnicken und achtete gar nicht darauf ob der Typ reagierte. Nachdem Enio aber den Eingangsbereich betreten hatte lies er die Tür offen. Absichtlich natürlich! Wer sollte schon groß rein kommen auser die auf die sie warteten? Eine Plage würde diese Tür sowieso nicht aufhalten.

Enio trat in sein Büro und war nicht erstaunt Caitlin anzutreffen. „Hey! Kacke Mann! Ich fühle mich als wäre es tagsüber. Wenn wir das nicht beenden werd ich Morgen Nacht glaub nicht mehr aufstehen. Aber das werden wir dann wohl eh nicht.“
 
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"Oder ich muß ein wenig nachhelfen", hörte Enio dann von hinten eine Stimme.

Er hatte garnicht mitbekommen, dass die Schwester der Regentin mehr oder weniger direkt hinter ihm das Gebäude betreten hatte. Diese Unaufmerksamkeit hätte ihn bei einer weniger harmlosen Person ohne weiteres den Kopf kosten können.

Allerdings hatte die Voodoohexe trotzdem einen gewissen Abstand zwischen sich und den Brujah gebracht, bevor sie etwas sagte, sicher war sicher und so aus Versehen erschlagen zu werden, gehörte nicht zu ihrem Hobbies, auch wenn sie gestern ihrer Schwester erklärt hatte, was sie zu tun hatte, wenn sie vernichtet werden würde. Na gut, Caitlin könnte es auch lassen, was dann aber eher zu denen Nachteil sein würde.

Gegen Enio wirkte sie jedenfalls sehr sehr vital und so, als wäre nichts anders als vor Zachariis Fluch.
 
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In dem Moment würde dann wohl auch Enios Handy gehen und Helenas Nummer wurde angezeigt.
 
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Enio wandte sich langsam zu Kiera um. Zu langsam um wirkich überrascht zu wirken. Oder er war tatsächlich so platt, daß er auch das schon nicht mehr hinbekam. Ein müder und halbherziger Versuch die Regentenschwester anzulächeln endete in einer schrägen Grimasse, die aber irgendwie zu Enio passen wollte und nicht deplaziert im griesgrämigsten Gesicht Finstertals wirkte. Man könnte es durchaus als Begrüßungsmine betrachten.

Der Kriegsherr wandte sich erneut an Caitlin. So nett es hier in der Akademie war... sie hatten zu tun und konnten sich nicht die ganze verdammte Nacht Zeit lassen. "Wie schauts? Wollen wir los ins Museum oder warten wir hier noch auf jemanden?" Kaum ausgeprochen begann das verfluchte Nervehandy in Enios Manteltasche Terz zu schlagen. Hatte er das Ding nicht ausgeschaltet? Offenbar nicht. Die Hüterin war am anderen Ende der Leitung. Hoffentlich gab es keine Probleme mit Miguel.

"Ja! Wie schauts? Was gibts denn?"
 
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"Laßt ihr mich mal bitte rein, ich will das nicht hier zwischen Tür und Angel besprechen", erwiderte Helena. "Außerdem muß ich dir noch den Schlüssel geben, ich weiß ja nicht, wann ihr in den Keller vom Café müßt."

Nun Helena wirkte zumindest ziemlich geduldig und bisher hatte sie Enio auch noch nie wegen irgendwelcher Wehwehchen belästigt, aber das hatte sie auch bei Buchet nie gemacht, nur das würde der Kriegsherr vermutlich nicht wissen.
 
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"Klar." Ach ja der Ghul hatte wohl nicht mehr richtig gecheckt, daß jemand drausen vor der Tür stand. Spitze! Jetzt durfte sich also Enio schon als Empfangsdame betätigen. Aber was tat man nicht alles für seine Hüterin.

Das Gespräch war über das Telefon schenll beendet und es dauerte kaum 10 weitere Sekunden da summte auch schon die Tür. Enio war über sich selbst überrasht wie schnell er herausgefunden hatte wie man diesen Mechanismus betätigte. Naja es war ein Knopf und das wars auch schon. Aber der hätte ja auch weiß der Geier wo sein können.

Enio stand im Empfangsraum als Helena eintrat. Aus irgendeinem Grund hatte Enio angenommen, daß die Toreador Miguel gleich mitbringen würde. Warum eigentlich nicht?
 
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Helena brachte sogar ein Lächeln zustande.

"Ich wußte nicht, wo ihr Miguel hin haben wollt, gestern kam ja kein Hinweis mehr von Noir", meinte sie Pseudotorrie und hielt Enio einen Schlüssel hin. "Außerdem hatten die Ventrue und Herr Bauer, der noch vor der Tür steht das Café okkupiert und ich bin der Meinung, die könnten sich nützlich machen, indem wir während ihr euch um das Ritual kümmert, den Schrottplatz beobachten, nicht, daß sich dort der echte Körper des Koldunen befindet und er sich dann dort breitmacht und uns in den Rücken fallt." Sie redete recht schnell. "Das würde mir nicht gefallen. Allerdings wollte ich schon vorher bescheid geben und wenn du sagst, du willst das nicht, werden wird das auch lassen."

Nein, schon wieder keine Schnörkel nur Fakten, typisch Helena halt.
 
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Okkupiert! Was hieß das gleich nochmal? Egal. Ventrues... irgendwas. Und Herr Bauer! „Wer ist Herr Bauer? Muß ich den kennen? Ein neuer Gast?!“ Die Frage war eigentlich obligatorisch aber Enio war sich bewußt darüber, daß er kaum Zeit hatte sich jetzt damit auseinanderzusetzen.

Der Spanier war also noch im Cafe. Auch gut. Mußte Enio ihn eben noch holen. Das war umständlich aber machbar. Ohne ein Wort darüber zu verlieren nachm er den Schlüssel entgegen und überlegte kurz. „Wo genau befindet sich unser Freiwilliger überhaupt? Ich will nicht im Cafe herumirren und den Typen suchen müssen?“

Die Ventruebande wollte sich also nützlich machen. Warum nicht?! Die Idee mit dem Schrottplatz war gar nicht so schlecht. Sollten die beiden dort umkommen hatten sie wenigstens diesmal eine plausible Erklärung. In Ausübung ihre Pflich gefallen! Das hörte sich doch sicherlich besser an als... von einer eifersüchtigen Ghulin geköpft... hoppla!

„Nein nein paßt schon. Ist gar nicht schlecht wenn da jemand ein Auge drauf wirft. Dann machen sie schon keinen anderen Unfug.“ Es hätte ein Scherz sein können.
 
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"Du gehst in den Keller, der Schlüssel paßt auch fürs Tor und den Keller", erklärte Helena. "Es ist der Raum mit der Zahl 7 dran, in dem mit der 5 ist der Körper, den Zach gebastelt hat." 'ja,ja und dann ist da auch noch dieser Brujah und die Überreste von diesem Caitiff, gut, den konnte man vielleicht inzwischen mit dem Schlauch entsorgen und die Tremere konnten bestimmt die Knochen brauchen ... so ein Totenschädel auf dem Schreibtisch von Caitlin wäre bestimmt malerisch.'

Sie grinste.

"Ja, genau das dachte ich mir auch, denn wer weiß, ob der Kerl nicht noch was in Petto hat." Hätte sie den Gedanken von Enio gekannt, hätte sie bestimmt gelacht.

"Ja, dieser Braun ist gerade erst angekommen, Caitiff, aber einer vond er zivilisierten Art, ich hätte den glatt für einen Ventrue gehalten, wenn er es nicht gesagt hätte, willst du ihn sehen, oder soll ich ihn einfach mal ersatzweise selber verarzten?"
 
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Enio wußte was er wissen mußte. Das sollte reichen. Falls noch Informationslücken auftreten würden, könnte er immer noch hinterher fluchen. Obwohl man in dieser Nacht nicht sicher sein konnte ob es überhaupt noch ein "hinterher" geben würde.

Der Kriegsherr winkte ab. "Nein danke. Muß nicht sein. Dr. O´Neill muß sich drum kümmern und verarzten. Sollte er die Nacht überleben werden wir uns sicherlich Morgen oder irgendwann kennenlernen." Enio sah kurz Helena bedeutungsschwanger und eindringlich an. Zu einem anderen Zeitpunkt hätte dieser Blick vielleicht unangenehm sein können oder falsch interpretiert werden können. So wirkte er fast sorgenvoll.

"Viel Erfolg Helena!"
 
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"Gut, dann mache ich das so und sage ihm er kann sich so lange als akzeptiert betrachten", meinte Helena und sah sich um, ob sie irgendwo eine der Anmeldemappen entdecken konnte.

Wenn nicht auch gut, eine Karte lag meistens im Wagen, dann zwar nur ein Audruck, aber das sollte fürs erste reichen und befragen konnte sie ihn auch auf dem Weg. Sie kannte die Prozedur, sie kannte fast alle Prezeduren in dieser Stadt und natürlich wäre sie ein ganz passabler Prinz geworden, aber irgendwie gehörte das zu den Sachen, die sie sich nicht antun würde, nie nicht, nicht mal, wenn sie dafür sagen dürfte, was sie war. Politik war einfach nichts für sie.

"Euch auch viel Glück, wir können es alle gebrauchen."
 
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