[05.05.08] Verabredet

Es war gerade erst dunkel als Salem unterwegs war. Er hatte den Tag über in einer ungewöhnlich unruhigen Stimmung gelegen. Sobald er aber den Himmel sah besserte sich seine Laune. Die Sterne strahlten klar herab. Ab und an bließ ihm der Wind den Geruch von Harz und feuchtem Farn ins Gesicht. Eben noch war er in einer eher schwermütigen Stimmung gewesen. Er war einige Zeit auf Streifzug gewesen, hatte aber niemanden getroffen. Die Einsamkeit hatte schwerer an ihm genagt als sonst. Er sehnte sich geradezu nach Gesellschaft. Der Stärke einer Gemeinschaft. Jetzt entschädigte ihn der Wald aber und schenkte ihm eine solche Nacht. Vergnügen blitzte in seinen Augen auf und er streckte sich und dehnte seine Muskeln. Dann legte er einen enormen Sprung hin, kam auf den Füßen auf und lief los. Im schnellem Lauf verließ er die kleine Senke in der er geruht hatte. Seine Füße flogen dahin. Ohne Mühe hüpfte er über Äste in seinem Weg und moosbedeckte Baumstümpfe. Ein Sprung mit Anlauf ließ sogar einen Felsen hinter ihm zurück. Seine Sinne rasten ihm vorraus und er drehte den Kopf abwechseln nach links und rechts. Vielleicht konnte er ja eine Witterung aufnehmen. Er sah und traf aber nichts, außer einem Fuchs und ein paar Vögeln die er aufschreckte. Dann erreichte er das merkwürdige Hotel, das auf dem Weg in die Stadt lag. Hier hatte er Hannah das erstemal gesehen. Hier hatte er auch Ben Forster getroffen. Es war früh und der richtige Tag. Vielleicht würde seine Einsamkeit heute eine Unterbrechung finden. Zufrieden aus seiner Depression entflohen zu sein ließ er sich mit dem Rücken an einen Baum gelehnt nieder. Er würde ein wenig hier warten.

Auch wenn er reglos aussah, er war aktiv. Zuerst flog sein Blick über die Ebene an deren Ende das Hotel stand. Es war ein vornehmes Haus. Voller Licht und Gerrüche. Andauernd tat sich dort etwas. Türen wurden geöffnet, Müll wurde heraus gebracht, Dinge geliefert oder abgeholt. Salems Fuß schlüfte aus den stabilen Schuhen. Sie waren abgenutzt und viele Wege gegangen. Sein Zeh bohrte sich in den Boden. Mit verschränkten Armen wartete er. Es wurde ihm nicht schnell langweilig, wenn es etwas zu beobachten gab. Es verstrich Zeit und nicht wenig davon. Es war sicher eine Stunde, vielleicht auch fast zwei. Niemand kam. Kein Ben Forster und auch nicht seine Hündin. Soweit er das erkennen konnte, waren nur Menschen bei diesem Hotel. Es würde nichts bringen weiter zu warten. Salem erhob sich und klopfte sich ab. Gedankenverloren und mit wenig Elan. Er bemerkte seinen fehlenden Schuh. Schnell angelete er mit dem Fuß danach. Gemächlich setzte er sich in Bewegung in Richtung der Stadt. Er konnte Hannah suchen. Was würde er tun, wenn er Ben traf. Hatte er ihr Treffen nur vergessen? Vielleicht füchtete er sich auch davor mit ihm gesehen zu werden. Er hatte gestern gesagt, dass es ihm egal wäre. Vielleicht war das nur ein starker Spruch und er hatte doch Angst mit einem "illegalem" in der Stadt getroffen zu werden.
Salem schon seine großen Hände in die Taschen des löchrigen Mantels. Die Lichter der Stadt kamen näher.