[03.05.08] This is how love... (Reprise)

Grinsekind

Antonin Philippe Tesnos
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22. Juni 2005
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Out of Character
Fortsetzung einer alten Story.
Wird irgendwann am Ende des 3ten stattfinden, muss aber nicht wirklich zeitlich irgendwo verordnet werden.


Fabian näherte sich dem Krankenhaus. Er war schon einmal hier gewesen um Dani zu besuchen. Dies war noch in der selben Nacht gewesen, als er das erste Mal wieder Kokain zu sich genommen hatte. Nicht dass dies für ihn irgendein spezielles Datum war, er konnte als langjähriger Konsument mit Drogen umgehen. Er wusste was für Auswirkungen welche Art von Drogen auf ihn hatte.
Seine Hände wollten nach den Türen greifen, doch die glitten automatisch auf, also trat er auf den Flur. Während er am Empfang vorbeiging -es achtete sowieso niemand auf ihn und wer aussah als wusste er wohin er ging, konnte in einem Krankenhaus beinahe überall hingelangen- fielen ihm einige Dinge wieder ein dieser Woche ein. Es schien fast als hätte er sich mit all diesen politischen Spielchen ablenken wollen, von dem, was eigentlich wichtig war. Und doch, jetzt passte alles zusammen.
Er begriff, warum viele Dinge so passiert waren, wie sie passiert waren. Und ja, er wusste verdammt gut, wie man mit Drogen umging, schließlich war er sogar in Rehabilitation gewesen. Vielleicht lag es an dem Krankenhausflair, das ihm die Erinnerungen daran zurück brachte. Schmerzhafte Erinnerungen. Meist nur noch geistige Schemen. Und über allem war das Bild der blonden Psychologin gelegt. Hatte sie mit ihm nicht irgendwelche obskuren Experimente gemacht? Seine Erinnerung war da nicht ganz klar und irgendwie klang es nicht sehr realistisch für eine gewöhnliche Krankenhauspsychologin, aber seltsamerweise hatte er dieses ungute Gefühl, jedes Mal wenn er an diese blonde Frau dachte.

Seine Faust ballte sich kurz und lockerte sich dann wieder. Er steckte beide Hände in die Hosentaschen.
Im Endeffekt ist es auch egal. Ist die nicht sogar während meiner Behandlung von ihrem Mann umgebracht worden?
Er konnte sich nicht erinnern, aber er wusste, dass er dann von einem Mann behandelt wurde, der ihn auf die Schulbuchart behandelte.
Fabian schüttelte den Kopf, als er den Kellerbereich betrat. Das letzte Mal hatte hier unten eine gespenstische Atmosphäre geherrscht, daher war er nicht lange hier geblieben. Heute hatte er auch nicht vor lange zu bleiben.
Zwar schien es hier immer noch eine gewisse horrorartige Atmosphäre zu geben, doch war es allgemeine angenehmer als das letzte Mal. Fabian konnte ja nicht ahnen, das der letzte zuständige Arzt dieses Bereichs Malkavianer gewesen war, der inzwischen von einem Werwolf zerrissen worden war. Tja, momentan schien hier niemand anwesend zu sein. Es war als würden die Anweisungen des verschiedenen Arztes immer noch durchgeführt. Vielleicht weil er so was wie eine Koryphäe in seinem Bereich gewesen war.
Aber wie gesagt, davon wusste der Brujah ja nichts.

Er trat in den Gang, der mehrere Zimmer hatte. Eines davon gehörte Dani. Immer noch wusste niemand, das Fabian für das private Zimmer bezahlt hatte. Die Mutter, die einzige, die Dani hin und wieder besucht hatte, war von dem Arzt und der Atmosphäre langsam mehr oder minder verscheucht worden. Inzwischen kam wohl kaum noch jemand hier herunter.
Jetzt stand Fabian hier.
Er hatte die Türe geöffnet, lediglich das Licht einer Digitaluhr und der verschiedenen Überwachungsgeräte erhellte den Raum. Das Zimmer war ziemlich grau gehalten, das Bett in weiß, mit grünem Überzug. Grässliche Farben.
Verrottete Blumen standen auf dem kleinen Nachtkästchen, das zu einem Tisch umgebaut werden konnte. Auch dieses war grau/weiß. Scheinbar schien hier nicht einmal Pflegepersonal her zu kommen, um sich umso etwas wie die Blumen zu kümmern. Fabian betrachtete die Schläuche, die ins Bett ragten. Dieses war komplett horizontal eingestellt, so dass er Dani noch nicht sehen konnte.

Also ging er Schritt für Schritt nach vorne. Schließlich sah er die Gestalt im Bett liegen. Sie war bleich und sah mehr wie eine Tote als eine Lebende aus. Fabian schaltete ein Stehlicht in der Ecke an und schloss die Tür. Dann setzte er sich aufs Bett und erschrak von neuem. Jetzt sah Dani nicht nur wie eine Leiche aus, es sah sogar so aus als würde sie Lächeln. War das vorhin schon da gewesen? Er schüttelte den Kopf und sah dann zu den Geräten. Es schien als wäre alles in Ordnung. Trotzdem war all die Schönheit aus ihrem Körper gewichen. Es war als würden die Schläuche jegliche Lebensenergie aussaugen. Dabei sollte es doch anders herum sein.
Seine Hand näherte sich ihrem Gesicht und hielt dann inne. Hatten sich da gerade ihre Augen bewegt? Natürlich waren sie geschlossen, aber er meinte, eine Bewegung ausgemacht zu haben. Verdammt, was ging hier nur vor?
"Dani? Ich bin's Fabian."
Als er anfing zu sprechen, begriff er endlich, warum er hier hergekommen war. Er war nicht hier hergekommen, weil er sie sehen wollte. Nein, das hatte er gedacht. Er hatte gedacht er hätte irgend eine Pflicht. Als müsse er ihr einen Dienst erweißen. Dabei war sie nie wirklich Teil seines Lebens gewesen. Das Begriff er jetzt. Das was er Liebe genannt hatte, war reine Einbildung bewesen. Basierend auf dem Bedürfnis ein menschliches Leben führen zu wollen. Doch er war kein Mensch mehr. Er war noch mehr eine Leiche wie sie. Er war wirklich tot.
Und das was sie Liebe genannt hatte, war sein Blut gewesen.

Fabian zog die Hand zurück. Es war nicht hier her gekommen um sie zu sehen. Er war hier her gekommen um Abschied zu sagen. Er war hier her gekommen um dies alles zu beenden. Dies alles war sein menschliches Leben.
Wahrscheinlich hatte Fabian gerade die schmerzlichste aber auch größte Lektion gelernt.
Er wollte aufstehen und wieder gehen. Es hatte keinen Sinn hier zu sein.
Doch dann durchzuckte ihn plötzlich ein Bild einer Frau. Sie stand nur unbekleidet in Unterwäsche vor dem Badezimmerspiegel. Die langen blonden Haare -noch tönte sie sie nicht braun- wurden durch den warmen Wind des Föhns in alle Richtungen geweht. Am Hintern konnte man die weißen Konturen des Badeanzugs sehen, den sie in der Sonne getragen hatte. Und alles war so groß.
Dann schloss sich die Türe.

Fabian kam wieder zu sich und starrte auf seine Hände. Nur einen Sekundenbruchteil war das Bild vor seinen Augen geschwirrt und doch hatte es so viele Emotionen hervorgeholt. Ekel, Hass, Liebe, Wut. Er sah zu Dani. Diese schien immer noch zu lächeln. Oder grinste sie inzwischen etwa? Lachte sie ihn etwa aus? Wagte diese Hure es ihn auszulachen?
Er erhob sich und ging näher an ihr Gesicht. Sein eigenes war Wutverzerrt.
Als ob sie ihn jemals wirklich geliebt hatte. Sie hatte ihn benutzt, hatte sich von ihm das genommen was sie gewollt hatte. Tja, selber schuld, letztendlich war sie daran hier gelandet.
Fast wollte er lachen.
Tja, er würde es jetzt beenden. Seine Hände griffen zum Kissen und zogen es unter ihrem Kopf hervor. Bevor er es in entgegen gesetztem Sinne anwandte sah er noch einmal in ihr Gesicht.
Wieder durchzuckte ihn ein Gedanke.
Und dann begriff er. Nein, Dani hatte nichts damit zu tun.
Es fiel ihm wie von Schuppen von den Augen. Zwar hatte er die letzten Tage immer wieder in seinen Gedanken behauptet, das Puzzle vor Augen zu sehen, was er jedoch nicht gesehen hatte war, dass er selbst ein Puzzleteil war. Und jetzt wusste er wohin er passte. Er hatte sich sozusagen selbst gesehen.

Er warf das Kissen in die Ecke und lösche das Licht. Ohne auch nur einen Blick zurück zu werfen durchquerte er den Raum und trat hinaus.
Eiligen Schrittes ging er seiner Zukunft entgegen. Jetzt da er die Vergangenheit überwunden hatte. Oder war es die Vergangenheit in die er ging und die Zukunft lag schon hinter ihm?
 
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