Spieler, Zuverlässigkeit - und wie bekommt man eine stabile Runde zustande...

Hm, der Artikel hat im Grunde eine vernünftige Message - die Tonart missfällt mir. Der Verfasser urteilt hart, schert über einen Kamm und entbindet die armen, sitzengelassenen Opfer ihrer eigenen Verantwortung.
Letzteres trifft auf alle Aktivitäten des Lebens zu, auch Rollenspiel. Wie oft lasse ich mich als Mitspieler oder Spielleiter versetzen von einem Spieler? Welche Konsequenz folgt? Wie oft lade ich jemanden auf Parties oder SitIns ein, der mir immer wieder kurzfristig absagt? Welche Haltung hab ich dazu? Wieso setze ich meine Prioritäten als Maßstab voraus für andere?

Die Art der Absage wird in Frage gestellt, per Textmessage und kurzfristig. Einzige Erklärung: Die sind immer auf der Suche nach was besserem. Nicht in dem Artikel, aber häufig wird in diesem Zusammenhang auch Ehrlichkeit oder der Mangel davon kritisiert.

Als durchaus auch kurzfristig per WhatsApp/ Threema Absager: Ich hab mit ehrlichen und (gesellschaftlich akzeptierten) zeitigen Absagen schlechte Erfahrungen gemacht. Die Leute wollen Drama und sie wollen Beschissen werden. Weil ein Nein einfach nicht akzeptiert wird. Es fängt an mit Überredungsversuchen, geht über zu Vorwürfen und endet mit eingeschnappt sein. Einer von beiden - entweder man geht doch und ist dann selbst angenervt oder man bleibt bei seiner Absage und dann ist der andere angepisst.

Der Artikel hat wohl Recht: kaum jemand hat so einen vollen Terminplan, dass er einfach gar keine Zeit mehr hat. Oder vielleicht doch? Bei all der Schnelllebigkeit heute braucht es ein gutes Zeitmanagement, um nicht selbst zu kurz zu kommen. Heute Mutter, morgen Schwiegermutter, dann Christine, Jochen und Marc, Rollenspiel und natürlich Sport.... 3 mal die Woche mindestens, sagt der Arzt. Dazwischen arbeiten, mal mehr, mal weniger, aber immerzu arbeiten, täglich. Einkauf, Wohnung instand halten, Katzen versorgen und beflauschen. UND WANN KOMM ICH? Fragt eine Stimme in meinem Kopf. Und Mutter sagt: Du meldest dich nie. Und Schwiegermutter steigt direkt ein. Und Christine, Jochen und Marc finden, dass das unfair ist und sie ja wohl unmöglich etwas für die Belastung könnten. Und die Rollenspielrunde sagt: Alda, du zockst doch hier, das ist doch DEINE ZEIT.....

Meine Zeit ist die, die ich dazu deklariere, völlig unabhängig von den Befindlichkeiten anderer. Ich bemühe mich allen gerecht zu werden, aber ich achte auch auf mich selbst. Das muss ich. Meine Mutter ist wahrscheinlich eher unterm Torf als ich. Christine, Jochen und Marc, bleiben in meinem Leben, vielleicht auch nicht. Rollenspiel kann ich machen, muss ich nicht. Ich muss aber arbeiten und putzen und Einkaufen. Und ich MUSS es bis zum Ende meiner Tage mit mir selbst aushalten.

Was ich sagen will ist:
Freizeitstress lässt sich IMO nicht allein an mangelnden Manieren und falschem Umgang mit Medien festmachen. Da steckt weit mehr dahinter, unter anderem auch Erwartungen die andere an einem selbst hegen. Und natürlich, dass alles und jeder immer bedingungslose Ehrlichkeit fordert, diese aber nicht verträgt oder nachzuvollziehen bereit ist.
 
In der von mir geleiteten Runde ist der einzige Spieler, der wirklich praktisch immer Zeit hat und die anderen eher darauf drängt, öfter zu spielen, derjenige, der a.) als einziger Familie hat und b.) derjenige mit dem "regulärsten" Job, für den er auch noch c.) am weitesten pendeln muss.

Die Leute, die ich so kenne, wollen im Übrigen auch kein "Drama" und schon gar nicht "beschissen werden". Die wollen, dass man seine Zusagen einhält. Das in dem Vice-Artikel beschriebene Verhalten hat weniger mit moderner Technik (die macht es nur bequemer) und mehr mit schlichtem Egoismus zu tun.
 
Das mit dem Beschissen werden wollen ist einfach: Alles einigt sich auf einen Termin. Alle sind glücklich. Einer kann oder will dann warum auch immer nicht. Er sagt ab. Er sagt die Wahrheit. Einige akzeptieren es, andere findens kacke. Und die diskutieren ohne Ende. "Warum wieso weshalb?! Äääh, Egoist! Arschloch!" whatever... Also überlegste dir beim nächsten Mal: was sag ich, damit ich von vornherein meine Ruhe habe? Ergo: Die wollen beschissen werden, weil sie ihre eigenen Bedürfnisse über die des anderen stellen und ein Nein nicht akzeptieren. Wer also ist der Egoist?

Mit Absagen muss man rechnen und leben. Wenn das soviel Ärger für alle bereitet, dann kann derjenige, der absagt eben nicht mehr mitspielen. Ist nur fair. Aber daraus so ne Nummer zu machen, der Marke: der hat doch nix zu tun, der soll gefälligst mal ist anmaßend.
 
Na ja, wieso sollte der kurzfristige Absager denn Welpenschutz genießen? Er sagt auf einen festgelegten Termin hin kurzfristig "nein, kann doch nicht". Dann musser halt damit leben, dass er damit ein paar Leute anpisst, wenns ne reine Prioritätsfrage ist und kein Notfall, der wohl allgemein auf Verständnis trifft. "Ich geh doch lieber heute in den Club" heißt im Klartext "ihr wart Priorität B, gerade hat sich kurzfristig Priorität A gemeldet". Das kann man ruhig machen, ich seh nur nicht ein warum man das nicht gleichfalls kritisieren oder beschimpfen darf. "Sei ehrlich zu mir" heißt ja nicht "wenn du immer brav ehrlich bist, schluck ich alles was du tust kommentarlos runter". Vielleicht sollte man aber lieber den disclaimer "aber erwarte nicht, dass du nur weil du ehrlich bist jedes Mal ein Bonbon bekommst, wenn du meine Pläne durcheinander bringst" einfügen.

Als Konsequenz daraus zu ziehen von vornerein zu lügen und keine klaren Aussagen / Zusagen zu treffen scheint aber der allgemeine Umgang mit dem schlechten Gefühl zu sein, Jemanden mit seinem Egoismus angepisst zu haben. Das passt natürlich in die allgemeine Auffassung, für Niemanden und nichts verantwortlich sein zu wollen. Bloß keine Verbindlichkeiten. Und um Gottes Willen nicht darauf festnageln, dass man eine Entscheidung getroffen hat. Die wird man ja wohl noch kurzfristig ändern können, selbst wenn sie auch andere betrifft. Ist schließlich nicht mein Problem, dass die alle keine Freunde zum Tanzen gehen haben.

Ich hab die Szenarien schon in so gut wie jedem sozialen Biotop erlebt. Von den "besten Freundinnen", der Club-Clique, über die Rollenspielgruppe bis zur Forschrungsgruppe an der Uni. Die Dynamik ist überall die Gleiche und wenn du dich nicht anpasst, biste immer der Depp der dumm aus der Wäsche guckt, weil er sich wien treudoofer Trottel an Vereinbarungen und Verabredungen hält. Am Besten noch zu früh kommen, damit man die obligatorische halbe Stunde Verspätung der anderen richtig genießen kann. Oder man machts wie alle anderen: man nimmt sich nur noch von dem, was sich bietet. Keine Verpflichtungen, keine festen Zusagen. Du willst heute tanzen gehen? Cool. Klar machen wir nächste Woche mal ne Runde Pen&Paper, meld dich ruhig. Wenn nich is auch nich schlimm. Ich meld mich dann. Natürlich nicht, hab ich bis morgen eh wieder vergessen. Ist aber nich schlimm. Man hört man sicher nochmal voneinander. Und wenn du darauf keinen Bock mehr hast ists dein Problem, gibt noch genug andere Leute auf der Welt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das mit dem Beschissen werden wollen ist einfach: Alles einigt sich auf einen Termin. Alle sind glücklich. Einer kann oder will dann warum auch immer nicht. Er sagt ab. Er sagt die Wahrheit.
Ich habe noch nie erlebt, dass jemand "warum auch immer" als Begründung für eine kurzfristige Absage angegeben hat. Und ich habe auch noch nicht (oder vielleicht einmal) erlebt, dass jemand, der eine vernünftige Begründung hatte (Gesundheit, Familienmiseren, unvorhergesehene Arbeitsbelastungen etc.), dafür kein Verständnis erhalten hat. Kommt also wohl eher darauf an, was die Wahrheit denn nun genau ist.

Mit Absagen muss man rechnen und leben.
So wie Du Dir das vorstellst, ist "Absage" ohnehin das falsche Wort, weil Deine "Zusage" ja keine ist, sondern nur das Zur-Kenntnis-nehmen eines unverbindlichen Angebotes für Dich...

@Inshi
Das klingt ein wenig verbittert. Aber nachvollziehbar.
 
Aber genau da ist doch der Punkt: Wer absagt, hat Rechenschaft abzulegen. Das Tribunal urteilt über die Güte der Begründung und verkündet die Entscheidung, die diesbezüglich getroffen wurde lautstark und mit Daumen runter oder mit gönnerhaftem Wohlwollen und Anteilnahme... Sofern es nicht zu oft passiert.
Und ja, das ist kein Rollenspiel-only Problem und hat was mit Selbst- und Fremdwahrnehmung sowie mit Nähe und Distanz zu tun.

Beim Rollenspiel geblieben: Wie wichtig kann ein Charakter sein, dass der Spieler nicht fehlen kann/darf? Worum geht es genau? Um den Aspekt der Höflichkeit? Eine sonstwie zerstörte Abendplanung? Um Erwartungshaltungen?

Wenn ein Spieler absagt, dann wird er seine Gründe dafür haben. Wenn er die Disse dem Rollenspiel vorzieht, dann wirds auch dafür nen Grund geben. Einen den die Gruppe nicht gutheißen mag vielleicht, aber für den Typen oder die Frau ist das jetzt gerade wichtig. Ja, wichtiger sogar als das gelobte Rollenspiel.
Der Höflichkeit ist im Grunde genüge getan, wenn die Absage so frühzeitig kommt, dass andere zumindest vor Anreise davon erfahren. Wenn der Mensch sich schon verspätet und DANN noch absagt, weil voll vergessen: DAS ist ätzend - weil man die Zeit auch schon hätte über zocken können.
Bleiben noch Erwartungshaltungen: das ist ein höchst individuelles Problem. Ich kann von vielen Menschen viel erwarten. Die sind aber nicht verpflichtet sich danach zu richten. Werde ich häufig von Menschen enttäuscht ist es an der Zeit meine Haltung denen gegenüber zu überdenken. Entweder ich akzeptiere oder ich lasse es eben. Natürlich kann, darf und soll jemand seinen Unmut ausdrücken dürfen. Trotzdem hat er Entscheidungen von anderen zu akzeptieren. Muss er nicht gut finden, aber akzeptieren muss er sie. Weil an jemandem der irgendein Event absagt nicht die Welt zerbricht und gerade beim Rollenspiel der Abend nicht kaputt geht. Bzw. nur dann, wenn die Gruppe unflexibel ist und sich und ihre Befindlichkeiten zu ernst nimmt.

Und ja: Das kann und wird mit den eigenen Prioritäten einher gehen. Aber warum sind die Prioritäten von demjenigen der absagt weniger wert, als die vom Rest der Gruppe? Warum muss er Rechenschaft ablegen?

Probiert doch mal ein Gedankenspiel: Wenn ihr etwas absagt und die berühmte Notlüge einwerft. Warum tut ihr das? Obs jetzt Omas Geburtstag ist, auf den man keinen Bock hat. Oder der Kinobesuch, weil man sich gerade mit dem Partner gezofft hat... Wie auch immer. Weswegen sagt man nicht die genauen Umstände ohne große Erklärungen? Wieso könnt ihr nicht einfach sagen, ich komm nicht? Wieso muss das Gegenüber wissen, was euch bewegt nicht zu erscheinen?
Richtig: Um zu verhindern, ne Diskussion am Arsch zu haben oder jemandes Gefühle zu verletzen oder so.

Ihr sagt immer alles zum richtigen Zeitpunkt, mit stets für alle nachvollziehbaren Gründen und natürlich der ganzen Wahrheit ab? Im Leben nicht!
 
@Inshi
Das klingt ein wenig verbittert. Aber nachvollziehbar.

Das war zu einem nicht unerheblichen Teil mal Verbitterung, ja. Mittlerweile ist es Pragmatismus.

"Das klingt aber verbittert" kommt übrigens meiner Erfahrung nach oft einem Vorwurf gleich, was ich ehrlich gesagt nicht verstehe. Verbitterung ist eine Reaktion, der Vorwurf müsste eigentlich an die gerichtet sein, die sie auslösen. Da sprenkelt dann natürlich immer ne gehörige Prise Sozialdarwinismus durch.

"Du bist ja selbst schuld, wenn du dir keine anderen Freunde suchst. Du musst lernen damit umzugehen. Du bist der einzige der das Problem beheben kann."

Is schon alles richtig. Ändert aber wenig an der Unzuverlässigkeit und mangelnden, sozialen Kompetenz anderer, die das Ärgernis auslösen.

Und ja: Das kann und wird mit den eigenen Prioritäten einher gehen. Aber warum sind die Prioritäten von demjenigen der absagt weniger wert, als die vom Rest der Gruppe? Warum muss er Rechenschaft ablegen?

Ich versteh nicht ganz, was das mit dem Wert von Prioritäten zu tun hat. "Rechenschaft ablegen" muss Niemand. Man tut es, um zu vermitteln, dass man aus einem bestimmten Grund nicht zu seinem Wort / nicht zu der Verabredung steht. Wenn man Freunde oder Bekannte als "Tribunal" wahrnimmt, das abkanzelt, weil man keine Lust hat, seine sozialen Verpflichtungen wahrzunehmen, hat man meiner Meinung nach ein völlig anderes Problem.

Und ja, soziale Verpflichtungen sind Tatsache. Wir leben in einem sozialen Umfeld. Wie ich mit anderen umgehe, ob man sich auf mein Wort oder meine Taten verlassen kann zählen ungemein, bis ins Arbeitsleben und die Politik.

Richtig: Um zu verhindern, ne Diskussion am Arsch zu haben oder jemandes Gefühle zu verletzen oder so.

Rechenschaftspflicht gibt es wie oben angedeutet nicht. Es bietet sich nur an, wenn man seine Umwelt nicht unnötig verwirren will. Nem guten Bekannten / Freund gestehe ich zu, sich nicht immer erklären zu müssen. Häuft sich das Ganze hab ich nicht nur das Gefühl aus einem bestimmten Teil seines Lebens ausgeschlossen zu sein. Wenn er das Recht wahrnehmen möchte, ist das in Ordnung. Das ändert aber womöglich die Beziehung bis zu dem Punkt, wo man aufgrnud mangelnder Offenheit nicht mehr von Freundschaft sprechen kann. Oder von wirklicher Bekanntschaft. Und dann wenden sich Menschen eben ab. Um das zu vermeiden bezieht man sie ja überhaupt erst mit ein. Man kann nicht erwarten, nach Lust und Laune völlig ohne jede Erklärung Verabredungen nicht einzuhalten, Leute sitzen zu lassen und plötzlich und ohne Rücksicht auf andere Umentscheidungen zu treffen und dann nur mit Verständnis begrüßt zu werden. Ist ganz einfache Physik / Mathematik. Irgendwann hat man das Nummernspiel verloren und die Teilchen suchen sich andere Berührungspunkte, die zuverlässiger sind.

Deine Begründung ist utilitaristischer Egoismus in Reinform. Du lügst und flunkerst, weil du den Konflikt vermeiden willst. Und du willst den Konflikt vermeiden, weil er dir auf den Piss geht und du keinen Bock hast, dich damit auseinander zu setzen. Das ist aber dein Problem, oder nicht? Was haben andere damit zu tun, dass du keine Lust hast dich zu erklären oder Konflikten lieber aus dem Weg gehst? Deren Problem sind im Zweifelsfall ins Wasser gefallene Pläne.

Das andere wäre eine Notlüge zum vermeintlichen Schutz des anderen. Kommt aber meiner Meinung nach nur sehr selten wirklich so vor. Meistens beschützt man sich selbst bzw. die eigene Faulheit, sich nicht mit unangenehmen Dingen auseinandersetzen zu müssen.

Ihr sagt immer alles zum richtigen Zeitpunkt, mit stets für alle nachvollziehbaren Gründen und natürlich der ganzen Wahrheit ab? Im Leben nicht!

Nö, wie gesagt. Ich hab mich längst angepasst. Ich treff gar keine klaren Vereinbarungen mehr und nehm mir nur noch, was mir zufliegt. Damit lebt es sich ganz gut und vor allem ziemlich sorgenfrei. Es ist moralisch unter aller Kanone und das weiß ich. Aber es ist sehr viel gesünder für die eigenen Nerven und den Alltag. Und wie gesagt: die Meisten anderen machen das auch so. Damit kommt man sich nicht in die Quere.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das war zu einem nicht unerheblichen Teil mal Verbitterung, ja. Mittlerweile ist es Pragmatismus.

"Das klingt aber verbittert" kommt übrigens meiner Erfahrung nach oft einem Vorwurf gleich, was ich ehrlich gesagt nicht verstehe. Verbitterung ist eine Reaktion, der Vorwurf müsste eigentlich an die gerichtet sein, die sie auslösen. Da sprenkelt dann natürlich immer ne gehörige Prise Sozialdarwinismus durch.
War auf keinen Fall als Vorwurf gemeint.
 
Vom Tribunal spreche ich vor allem in solchen Gedankenkonstrukten. Da hole ich gern die Extreme ran, weil es einfacher ist darüber Dinge zu verdeutlichen. Und grundsätzlich bleibt auch meine letzte Frage bestehen: noch nie irgendwas mit ner Flunkerei abgesagt, weils einfacher ist?

Glücklicherweise hab ich die Sorgen im Rollenspiel oder IRL tatsächlich nicht (mehr). Weil ich mich selbst einerseits nicht zu wichtig nehme und andererseits nur mit Spielern spiele, die auch wirklich Bock drauf haben. Die sagen dann von allein, warum wieso weshalb sie nicht, WENN sie nicht können, aber sie bräuchten es auch nicht. Ist okay.
Aber in vielen Gruppen ist es eben nicht okay. Weil die Aktion Rollenspiel einen sehr starken Stellenwert einnimmt, der von allen Teilnehmern geteilt zu werden hat. Und in solchen Gruppen kommts zu derartigen Reibereien.

Aber ja, bleiben wir mal bei deiner Wortwahl "utilitaristischer Egoismus in Reinform". Ein vom größten Glück für alle geprägter Egoismus. Das klingt als sei es etwas falsches. Ist aber tatsächlich das was nahezu jeder jeden Tag exerziert. Keiner sagt immer das was er für die Wahrheit hält. Keiner äußert sich glücklicherweise immer zu allem. Und ich möchte behaupten keinen interessiert immer das was jemand für die Wahrheit hält.

Im Internet ja, da sinds alles Übermenschen, die immer auf gegenseitigen Respekt bedacht sind und irgendwelche unrealistischen Ideale in den Äther blasen. So wie sie es gern hätten. Sie erleben es anders und es liegt IMMER am anderen, an seiner Unhöflichkeit, an seiner Respektlosigkeit, an seinem Versagen. Niemals an der eigenen Grenzüberschreitung oder den eigenen Ereartungshaltungen.

Ja, Wulfhelm: Verabredungen können niemals ne 100ige Sache sein. Es kann immer was dazwischen kommen und sei es nur brachiale Unlust an diesem Tag. Der Termin steht seit Wochen, aber ich habe heute einfach keine Lust. Trotzdem hingehen, weil man zugesagt hat? ZUgesagt.... Is ja auch quasi ne Ehrensache. Ich find das sollte jeder selbst entscheiden dürfen, weil jeder mit sich selbst klar kommen muss. Und bevor ich mir mit jemandem wie dir diesbezüglich vor dem Rollenspiel ne endlos Diskussion antun würde, würde ich dich eher anlügen, um mir dieses Geseier nicht geben zu müssen. Aber: Ich würd auch gar nicht mit dir spielen, ist also auch nur wieder n Extrembeispiel. ;-)
 
Und natürlich wenden sich Leute irgendwann ab - obwohl ich beim Rollenspiel speziell die Erfahrung gemacht habe, dass die Spieler lieber jahrelang aufeinander hocken und sich hassen, anstatt was an der Situation zu ändern (Mit wem soll ich sonst spielen?)

Mein Punkt ist, dass es eben immer mehr Seiten gibt als nur die eigene enttäuschte und warum Leute eher lügen, als Hardfacts auf den Tisch zu hauen. So läuft es tagtäglich überall. Und deswegen sag ich eben auch, dass jeder selbst die Verantwortung dafür übernehmen muss, wer ihm gut tut und ob er Dinge bei anderen akzeptieren kann oder nicht. Einfach nur zu sagen: "Dauernd sagt der ab, Penner" aber sich trotzdem immer wieder aufs neue zu verabreden, um dann wieder enttäuscht zu werden ist schon unüberlegt.
 
So läuft es tagtäglich überall.
Das ist Dir ziemlich wichtig, oder? Wiederholt klarzustellen, dass das "jeder" so macht und dass Spinner, die auf Zuverlässigkeit oder ähnlichen Schmonzes Wert legen, total weltfremd sind?

Anyway: In diesem Thread ging es ja um die Frage, warum regelmäßige, zuverlässige Runden nicht zustande kommen. Antwort: Weil Leute so ticken wie AAG. Wenn in einer typischen Gruppe mit 4 Spielern und einer SL jeder beliebige Teilnehmer nur jedes dritte Mal absagt, und es nicht stattfindet, wenn entweder SL oder 2+ Spieler ausfallen, platzen grob überschlagen fast zwei Drittel aller Termine. Und das hätte, so vermute ich, dann einen verstärkenden Effekt zur Folge, weil selbst gutwillige Teilnehmer ihre Prioritäten nicht nach etwas ausrichten werden, das öfter ins Wasser fällt als planmäßig stattzufinden.
 
Wenn man Freunde oder Bekannte als "Tribunal" wahrnimmt, das abkanzelt, weil man keine Lust hat, seine sozialen Verpflichtungen wahrzunehmen, hat man meiner Meinung nach ein völlig anderes Problem.

Das hat man aber auch, wenn man den anderen deswegen "beschimpft".
Das ist aber dein Problem, oder nicht?

Das ist die Reaktion auf etwas, das im Vorfeld schon falsch gelaufen ist. Es geht ja, wenn ich Gabe richtig verstehe, nicht prinzipiell darum, Leuten irgend welche Lügen zu erzählen. Es geht um Fälle, in denen man die Erfahrung mit diesen Leuten gemacht hat, dass sie sich tatsächlich aufführen, als wären sie das von dir angeprochene "Tribunal", wenn man mal absagt. Und wenn man das ganze Drama dadurch abfedern kann, dass man eine erfundene Krankheit vorschiebt, weil man bei Ehrlichkeit ohnehin bloß "beschimpft" wird, dann lässt sich das auch irgendwo nachvollziehen.

Ist alles situationsabhängig, deshalb habt ihr beide 'nen Punkt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Aber genau da ist doch der Punkt: Wer absagt, hat Rechenschaft abzulegen.
Ich finde das ein wenig hart formuliert, aber im Grund hat es einfach damit zu tun, dass andere auf einem beauen. Und dann sollte man schon entsprechend Respekt vor den anderen haben, um nicht wegen irgendwelchem Kram kurzfristig abzusagen. Sollte das jemand doch immer wieder machen, ist es vollkommen legitim, wenn man den halt nicht mehr einplant. Dar die Person sich dann halt auch nicht beschweren - war ihr ja nicht wichtig.

Probiert doch mal ein Gedankenspiel: Wenn ihr etwas absagt und die berühmte Notlüge einwerft. Warum tut ihr das?
Ich mache so etwas nicht. Ich vermeide lügen aber generell. Nur weil ich jemandem etwas nicht sagen will, muss ich nicht zwangsweise lügen, um es nicht zu tun.

noch nie irgendwas mit ner Flunkerei abgesagt, weils einfacher ist?
Wie gehabt kann ich mich nicht daran erinnern, das gemacht zu haben.
 
Und grundsätzlich bleibt auch meine letzte Frage bestehen: noch nie irgendwas mit ner Flunkerei abgesagt, weils einfacher ist?

Du hast doch schon klargemacht, dass du davon ausgehst, dass hier Jemand, der das nicht "zugibt" sich selbst in die Tasche lügt. Wir sind immer hin im Internet ;)

Weil ich mich selbst einerseits nicht zu wichtig nehme

Kannst du das näher erläutern? Siehst du das so, dass Jemand, der angepisst auf nicht eingehaltene Vereinbarungen oder eine Rollenspielgruppe die davon ausgeht, das zusagende Spieler auch kommen sich zu wichtig nimmt? Oder gehts um was anderes?

Aber in vielen Gruppen ist es eben nicht okay. Weil die Aktion Rollenspiel einen sehr starken Stellenwert einnimmt, der von allen Teilnehmern geteilt zu werden hat. Und in solchen Gruppen kommts zu derartigen Reibereien.

Na ja, das ist halt das klassische Prioritätensystem, klar. Ich würd auch nicht mit Jemandem spielen, für den das Rollenspiel eine andere Priorität einnimmt, als für mich selbst. Und damit meine ich beileibe nicht, dass es dabei um die höchste Priorität gehen muss.

Aber ja, bleiben wir mal bei deiner Wortwahl "utilitaristischer Egoismus in Reinform". Ein vom größten Glück für alle geprägter Egoismus. Das klingt als sei es etwas falsches. Ist aber tatsächlich das was nahezu jeder jeden Tag exerziert. Keiner sagt immer das was er für die Wahrheit hält. Keiner äußert sich glücklicherweise immer zu allem. Und ich möchte behaupten keinen interessiert immer das was jemand für die Wahrheit hält.

Es wird nicht umsonst gerne gesagt, dass das die vorherrschende, intrinsische Ideologie in unserer Gesellschaft ist. Ich halte das nur deswegen für problematisch, weil man keinen Widerstand hat. Man entscheidet selbst und in der Regel allein was vermeintlich für alle das Beste ist. Wie ich bereits sagte meiner Meinung nach aber nicht, weil man das Wohl der anderen an erste Stelle stellt, sondern vermutlich größtenteils aus Faulheit und Konfliktscheue. Dein Ansatz ist deswegen problematisch, weil der nötige Konflikt permanent vermieden wird. Wir reden hier ja nicht von einmal kurz absagen weil geht halt grade nicht. Sondern davon, dass viele Menschen schon größtenteils aus Prinzip dazu übergegangen sind, jeden potentiellen Konflikt zu vermeiden und so sowohl prinzipiell nicht einsehen, sich mit der Wahrheit unbeliebt zu machen, noch überhaupt klare Ansagen zu treffen. Am Ende liegt das aber womöglich nicht an der unmöglichen Selbstüberschätzung anderer, sondern vielleicht doch nur an der eigenen Unzuverlässigkeit.

Das hat man aber auch, wenn man den anderen deswegen "beschimpft".

Schlechte Wortwahl meinerseits. Ich meinte das als passiv. Man schimpft über die Tatsache, dass Jemand wiederholt kurzfristig absagt. Damit waren keine Beleidigungen etc. gemeint.

Und wenn man das ganze Drama dadurch abfedern kann, dass man eine erfundene Krankheit vorschiebt, weil man bei Ehrlichkeit ohnehin bloß "beschimpft" wird, dann lässt sich das auch irgendwo nachvollziehen.

Na ja, um mal bei ArchangelGabriels Argumentation zu bleiben würde das bedeuten, dass man aus unerfindlichen Gründen mit Leuten zusammenspielt, die einem nicht gut tun. Was ja nur Frust vermehrt. Also warum dann nicht gleich die Leinen lösen, bevor man gezwungen ist sich immer neue, unglaubwürdige Entschuldigungen auszudenken? Ist doch am Ende auch mehr Stress als nötig.
 
Na ja, das ist halt das klassische Prioritätensystem, klar. Ich würd auch nicht mit Jemandem spielen, für den das Rollenspiel eine andere Priorität einnimmt, als für mich selbst. Und damit meine ich beileibe nicht, dass es dabei um die höchste Priorität gehen muss.
Neben allen anderen Faktoren, auch noch die gleiche Prioritätensetzung als Voraussetzung zum gemeinsamen Spiel(en) zu machen, dürfte meiner Erfahrung nach die Auswahl an potentiellen Mitspielern extrem einschränken.

Oder wieder schlechte Wortwahl?
 
Na ja, um mal bei ArchangelGabriels Argumentation zu bleiben würde das bedeuten, dass man aus unerfindlichen Gründen mit Leuten zusammenspielt, die einem nicht gut tun. Was ja nur Frust vermehrt. Also warum dann nicht gleich die Leinen lösen, bevor man gezwungen ist sich immer neue, unglaubwürdige Entschuldigungen auszudenken? Ist doch am Ende auch mehr Stress als nötig.

Vielleicht mag man diese Menschen ansonsten. Und das Spiel miteinander. Vielleicht will man nicht mit denen im Clinch liegen und erzählt denen lieber, man wäre krank, bevor eine Situation eskaliert, weil irgendwer anders, der schlecht gefrühstückt hat, doch mal aus Frust beleidigend wird. Kann alles passieren.

Natürlich ist es besser, mit allen 100 % auf einer Welle zu reiten. Aber das ist nicht immer und in jedem Sozialgefüge möglich. Manche Menschen sind empfindlicher als andere. Wenn das feine Menschen sind, sprenge ich die Verbindung nicht nur deshalb, weil sie ihr Herz auf der Zunge tragen und das einen Streit provozieren könnte. Und wenn man das Problem lieber insgesamt umgeht und sagt, man wäre krank, kann ich das nachvollziehen. Nicht ideal, nein. Aber dann immer noch besser, als zu streiten oder gleich die Verbindung zu lösen. Wir reden hier immer noch nur von einem Hobby.
 
Zuletzt bearbeitet:
Mal eine generelle Frage: Welchen sozialen Status haben Eure Spielerundenteilnehmer? Also meine damit sowas wie Familie, Enge(gute) Freunde, Freunde (nich FB oder WA! ;)), Bekannte, weitläufige Bekannte, Fremde und trefft ihr Euch bzw. seht ihr euch nur zum Rollenspiel?
Sofern es nicht zur Regeln wird kann man unter Freunden auch einmal absagen. Mir können meine Freunde immer sagen "Hey, Du *piep*, ich hab heute absolut keinen Bock auf Dich und komm daher nicht!", kann immer mal sein, das ist wenigstens ehrlich, und das *piep* ist hier im Ruhrpott auch freundschaftlich und nicht beleidigend gemeint. Die Absage bedeutet nicht das Ende der Freundschaft und auch nicht der Spielerunde. Man kann immer mal einen schlechten Tag haben und möchte seine Ruhe haben, und das respektiere ich, oder auch mal andere Prioriäten, warum auch immer; stehen dann des anderen Prioritäten gegen meine Prioritäten, aber das kann man nicht auflösen.
Die Absage sollte dann aber schon telefonisch erfolgen, und man kann hinterher immer noch eine Erklärung nachliefern. Ehrlichkeit und Respekt sind die Schlüsselwerte. Dann verschiebt man das Ganze eben auf den nächsten Termin und gut ist. Was soll man sich da aufregen oder in den anderen was reininterpretieren. Denn wenn ich mit den anderen Leuten nicht kann, warum spiele ich dann überhaupt mit ihnen? Wenn man sich Mißtraut und alle böse sind, macht das doch irgendwie keinen Sinn.
 
Zuletzt bearbeitet:
Neben allen anderen Faktoren, auch noch die gleiche Prioritätensetzung als Voraussetzung zum gemeinsamen Spiel(en) zu machen, dürfte meiner Erfahrung nach die Auswahl an potentiellen Mitspielern extrem einschränken.

Oder wieder schlechte Wortwahl?

Sehe ich kein Problem drin, eher sowas wie ne natürliche Entwicklung. Wenn die Prioritäten zu unterschiedlich sind ist es nicht verwunderlich oder unwahrscheinlich, dass die Gruppe irgendwann auseinandergeht. Ich hatte aber auch noch nie ein Problem damit, eine Gruppe oder Leute mit ähnlichen Prioritäten zu finden.

Schlechte Erfahrungen diesbezüglich gemacht? Vielleicht liegts ja bei dir an was anderem.


Vielleicht mag man diese Menschen ansonsten. Und das Spiel miteinander. Vielleicht will man nicht mit denen im Clinch liegen und erzählt denen lieber, man wäre krank, bevor eine Situation eskaliert, weil irgendwer anders, der schlecht gefrühstückt hat, doch mal aus Frust beleidigend wird. Kann alles passieren.

Natürlich ist es besser, mit allen 100 % auf einer Welle zu reiten. Aber das ist nicht immer und in jedem Sozialgefüge möglich. Manche Menschen sind empfindlicher als andere. Wenn das feine Menschen sind, sprenge ich die Verbindung nicht nur deshalb, weil sie ihr Herz auf der Zunge tragen und das einen Streit provozieren könnte. Und wenn man das Problem lieber insgesamt umgeht und sagt, man wäre krank, kann ich das nachvollziehen. Nicht ideal, nein. Aber dann immer noch besser, als zu streiten oder gleich die Verbindung zu lösen. Wir reden hier immer noch nur von einem Hobby.

Bleibt immer noch die Frage, ob wir hier von ein paar Handvoll bequemer Ausreden reden, die meiner Meinung nach auch nicht schlimm sind oder von einer prinzipiellen Grundeinstellung der Konfliktvermeidung, die meiner Meinung nach in unserer Gesellschaft vorherrschend ist und die zu einer ganzen Reihe anderer Probleme führen kann.

Natürlich wird das nicht gerne diskutiert, weil sich Niemand gerne sagen lässt, faul oder unzuverslässig zu sein. Vor allem wenn er selbst davon ausgeht, dass er durch seine Konfliktscheue doch nur das Beste für alle im Sinn hat. Im Gegensatz zu deinen Erfahrungen kann ich beitragen, dass der ein oder andere ehrliche Krach sehr viel heilsamer und stärkender auf eine Beziehung / Freundschaft / Bekanntschaft / Rollenspielgruppe gewirkt hat, als der hier polarisiert propagierte Gegenansatz, diese Auseinandersetzungen möglichst weitflächig zu vermeiden.

Ich kann auch die Erfahrung nicht teilen, dass die Leute angeblich immer Ehrlichkeit fordern und dann mit ihr nicht umgehen können. Ich hab sehr viel mehr Menschen erlebt, die mit Flunkerei nicht umgehen konnten.

Mal eine generelle Frage: Welchen sozialen Status haben Eure Spielerundenteilnehmer? Also meine damit sowas wie Familie, Enge(gute) Freunde, Freunde (nich FB oder WA! ;)), Bekannte, weitläufige Bekannte, Fremde und trefft ihr Euch bzw. seht ihr euch nur zum Rollenspiel?

Ich bin durchwechselnd und immer mal wieder langfristiger in Gruppen die auf so gut wie jeder der genannten Kategorien zutreffen, würde ich sagen.

Wenn man sich Mißtraut aund alle böse sind, macht das doch irgendwie keinen Sinn.

Absolut meine Rede.
 
Zuletzt bearbeitet:
Zurück
Oben Unten