Jetzt aber die Frage: Ist DSA überhaupt international erfolgreich zu vermarkten?
Theoretisch ja, aber praktisch eher nicht.
DSA ist ein Fantasy Rollenspiel mit vielen Bücher und sogar Computerspieltiteln. Wenn Ulisses das ganze nicht selber machen und finanzieren will, brauchen sie einen größeren englischsprachigen Verlag als Partner, der bereits wäre möglichst viele DSA Publikationen zu übersetzen und das finanzielle Risiko dafür zu tragen. Es wäre auch eine Frage des Geldes, wie viel Ulisses für die englischsprachige DSA Lizenz verlangen würde und was sie dafür erwarten würden.
Da Ulisses viele Paizo Produkte übersetzt, wäre theoretisch ein Deal: Wir übersetzen eure Produkte und ihr im Gegenzug dafür unsere, denkbar, nur Paizo wird nicht gerade interessiert daran sein einen möglichen Rivalen ihres Pathfinder Rollenspielsystems zu übersetzen.
Der Stil der Zeichnungen ist "DSA-typisch". Ob internatinale Leser diesen Stil genauso mögen weis ich nicht.
International hat DSA nicht die Vorteile, die DSA in Deutschland hat. Einige der Konkurrenten von DSA sind nicht in Deutsch erhältlich, haben kein so gutes Vertriebssystem wie DSA und sind als Marke nicht so lange und so gut bekannt wie DSA. Der Nostalgiefaktor von DSA wirkt vielleicht noch bei Migard, viele der anderen Systeme gab es in der Jugend der Rollenspieler nicht.
So wie
Die aktuelle Edition habe ich mir noch nicht angeschaut. In der älteren Edition brauchte es zum Spielen einige Bücher: GRW, Wege des ..., etc.
WotC hat für 3.X zwar viele Bücher produziert, doch deren Konzept sah etwas anders aus. Zwar konnte man mit den GRW spielen, doch die neuen Bücher enthielten neue Feats (Vorteile) und neue Prestigeklassen, die jeweils sehr oft mächtiger als die bisherigen waren. Hinzu kamen noch magische Gegenstände und Zauber. Wer also einen mächtigeren Charakter haben wollte, würde sich also diese Bücher kaufen. Es ist ja offizielles Material, wogegen der SL eher selten etwas sagen konnte. Der musste sich zwangsläufig auch die Bücher kaufen, damit er weis, was die Spieler alles spielen können. Spielt man nur mit dem Grundregelwerk von D&D sind einige Klassen dort gegenüber anderen benachteiligt, also kaufen sich Spieler dieser Klassen und SLs die weiteren Bücher in der Hoffnung, dass durch diese Bücher ihre Klasse weniger benachteiligt bzw. die Balance zwischen den Klassen wieder hergestellt wird (was aber ein Trugschluss ist und nie eintritt).
Zeichnet es sich durch irgendetwas aus, das auf dem internationalen Markt einschlagen könnte?
DSA hat ein Attacke Parade System, was den Konkurrenten D&D und Pathfinder fehlt.
Rollenspiele werden u.a. auch durch Illustrationen verkauft. DSA hat dort seinen eigenen Stil, wie der international ankommt müsste man sehen.
DSA beschreibt vieles bis ins kleinste Detail daher eignet es sich für Personen, die nicht so viel Kreativität haben. Diese Personen müssen aber die Zeit besitzen möglichst viele der DSA Publikationen lesen und die Fähigkeit sich die darin enthaltenen Informationen merken können. Viele der englischsprachigen Fantasyabenteuer sind Dungeons. DSA hat neben Dungeons auch noch andere Abenteuer zu bieten. Wenn DSA die Schienen aus den Abenteuern entfernen und die Plotimmunität von MeisterNSCs aufheben würde, könnten sich die Abenteuer auf dem englischsprachigen Markt (und auch in Deutschland) gut verkaufen. Drehbücher für Filme, bei denen die Spieler wenig bis keine Einflussmöglichkeiten haben, werden sich auf dem englischsprachigen Markt schlecht verkaufen.
Vielleicht beworben auf Kickstarter mit dem Gütesiegel "größtes deutsches Rollenspiel"?
"größtes deutsches Rollenspiel" ist kein Gütesiegel, es ist nur eine reine Aussage, die entweder auf der Anzahl der Bücher pro System oder den Verkaufszahlen basiert.
Wenn in den USA viele Amerikaner als Auto einen Pickup kaufen, heißt das noch lange nicht, dass der meistverkaufte Pickup der USA in Deutschland als Auto ein (Verkaufs)Erfolg wird.
German Boardgames ist ein Gütesiegel, weil es einen bestimmten Typ von Brettspielen beschreibt. Dieses Gütesiegel haben sich viele Spiele durch ihren Typ erarbeitet und damit etabliert.
Wie hoch ist das Interesse z.B. bei Amerikaner an Deutschland außerhalb von Brettspielen, Fußball?, Brot? und Bier?
(Nichts gegen die Qualität von DSA. Es ist meines Erachtens gut! Im Innern aber eher gefällig. Und das gut resultiert eher aus der Publikationsbreite- und tiefe.)
Für dich ist der Verkaufserfolg bzw. die Quantität der Publikationen ein Zeichen von Qualität? Ich sehe das anders. Nur weil etwas ein Verkaufshit ist muss es nicht unbedingt gut sein. Wenn ein Verlag viele Bücher zu einem System herausbringt zeigt das nur, dass der Verlag das Geld hat diese Publikationen in Auftrag zu geben.
Eine Kickstarter-Werbekampagne kostet erstmal nichts (nicht viel) - außer dem Risiko zu failen.
Das ist ein Trugschluss. Eine Kickstarter-Werbekampagne, die nicht halbherzig durchgezogen werden soll, kostet Zeit und im Endeffekt auch Geld. Es müssen Konzepte entwickelt werden, Texte geschrieben, Bilder gezeichnet, Interviews gegeben werden, Supporter rekrutiert werden und während der Kampagne immer wieder Updates gemacht werden. Das alles kostet mindestens Zeit. Arbeitszeit, die der Verlag bezahlt und in der der Mitarbeiter dem Verlag für andere Dinge nicht zur Verfügung steht. Die Mitarbeiter des Verlages müssen die Zeit für diese Kickstarter-Werbekampagne haben und währenddessen ihre anderen Arbeiten liegen lassen können.
Die Konkurrenz des Verlages beobachtet natürlich auch den Kickstarter, da sollte sich der Verlag keine Blöße geben und diese nur zusammenstümpern. Vor allem wenn das Netz nicht vergisst. In einer späteren wichtigen Kickstarter-Kampagne kann sich dann möglicherweise ein früher Fail, weil man da zu dilettantisch dran gewagt hat. negativ auswirken.
Wenn Ulisses DSA in Englisch herausbringen möchte, sollte sich der Verlag erst einmal klar sein, was genau will er damit in Zukunft erreichen. Reichen ein paar Hundert verkaufte Bücher oder will man ähnlich groß wie Pathfinder und DD& werden? Will man alles alleine stemmen oder sucht man sich einen englischsprachigen Partner?
Bevor man diese Fragen stellt sollte Ulisses sich klar sein, was sind die Kernkompetenzen von DSA, was der Unique Selling Point? Wenn man diese Sachen klar herausgearbeitet hat, sollte Ulisses sich mit Experten (am besten natives, die auch dort leben), die den englischsprachigen Rollenspielmarkt und den englischsprachigen Rollenspieler mit seinen Vorlieben genau kennen, zusammensetzen und das Potenzial von DSA im englischsprachigen Ausland analysieren.