Zornhau
Freßt NAPALM!
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- 18. März 2004
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Jetzt hat man schon eine eigene TV-Serie gebastelt und hat seine Serienhelden bestens besetzt, hat seinen Teaser und alles, doch was nun?
Nun müssen Drehbücher für die einzelnen Episoden der Serie her!
Doch da die meisten Spielrunden keine im Akkord arbeitenden unterbezahlten Drehbuchschreiber haben werden, braucht es manchmal einer anderen Methode um ein für einen Drehbeginn (Spielbeginn) ausreichendes Drehbuch zu bekommen.
Die nachfolgend vorgestellte Methode entstammt eigentlich aus dem Fan-Umfeld zum Rollenspiel "Die Chroniken der Engel", welches statt mit Würfeln mit einer Art spielweltspezifisch modifizierter Tarot-Karten gespielt wird. Die ursprüngliche Idee zur "kartenbasierten Plot-Legung" findet man im Engel-Wiki (hier) und auch ein Beispiel, wie das mit den Engel-Arkana-Karten zu einem Szenario führen kann (hier).
Kurzer Abriß der kartenbasierten Episoden-Erzeugung:
Man nimmt einen Stoß Karten mit den wichtigsten Begriffen für die jeweilige Serie.
Für folgende Eckpunkte einer Episode zieht man Karten:
Thema (das zentrale Thema, kann auch eine Person, ein Ort oder etwas anderes sein, um das es in dieser Episode geht)
Dunkele Seite (das sind negative Einflüsse oder Eigenschaften des Themas selbst oder auch von außen kommende Bedrohungen)
Scherge (das ist jemand oder etwas, der die Dunkele Seite fördert)
Helle Seite (das sind die positiven Einflüsse oder Eigenschaften des Themas selbst oder auch von außen kommende Hilfestellungen)
Helfer (das ist jemand oder etwas, der die Helle Seite fördert)
Seite 20 (Drehbuchseite 20 ist der Punkt der ersten Plotwendung, die für mehr Unsicherheit und Bewegung im Plot sorgt)
Seite 90 (Drehbuchseite 90 ist der Punkt der Plotwendung vor dem Showdown, die das Tempo anziehen läßt und den Plot auf die Spitze treibt)
Showdown (Ende mit viel Action, Kampf, Dramatik, Special Effects)
Nun hat man aber keine Karten bei Funky Colts! - Was würde McGuyver tun?
Genau! Er bastelt sich welche. - Machen wir auch!
Ich nehme als Beispiel mal meine "Monstertruck-Ninjas", weil ich die gut genug kenne, daß ich gleich losschreiben kann.
Ich suche mir mal die wichtigsten Begriffe für diese Serie zusammen (aus den Beschreibungen, dem Teaser, den Charakteren, den Gegnern, den Neutralen):
Die Teaser-Begriffe:
Monster-Truck Show
Weiße Ninja
Auf Achse
General Lee
Schwarze Ninja
Polizei
Geheimdienste
Live free! Keep on trucking!
Washington Jackson, der schwarzer Ghetto-Kung-Fu-Kämpfer
"Slimy" Clive Clinton, der neue Show-Auftritte organisiert
Reverend Deacon Bishop, der Wanderprediger im Kirchenbus
"Black Mask", der unbekannte Chef der "Black Dragon Lotos"-Sekte der Ninjas.
Die Serienhelden: (nur die tatsächlich als SCs erschaffenen Charaktere aufführen)
Chi Lee, die undurchschaubare asiatische Schönheit und Tochter des Meisters
Bronc Carson, der junge, heißblütige, aufmüpfige Stunt-Fahrer
Mary-Jane Tuttle, die geniale, stets ölverschmierte Bastlerin
Virgil Jones, der schwarze Kung-Fu Kämpfer
Leroy Mulligan, der charmante Loser, der die Truppe zusammenhält
April O'Neil, die motorradfahrende Scharfe Braut (tm)
Timmy Larsson, das nervige, aber gewitzte Kind
John Smalls, der alte Ex-Vietnam-Kämpfer ohne Bindungen
Die obigen 12 Teaser-Begriffe und die 8 (in diesem Falle ziemlich viele SCs) Serienhelden-Namen notiert man sich z.B. auf überschüssigen Visitenkarten oder anderen geeigneten Materialien.
Diese Serien-Begriffe reichen aber nicht für die Episoden-Erzeugung, da hier die GENERELLEN Versatzstücke der entsprechenden TV-Serien noch fehlen. Diese kann man je nach Ausrichtung der Serie (eher komisch, eher hart, eher ernst, eher locker) unterschiedlich gestalten. Hier folgen nur einige Beispiele, die man jederzeit frei nach Lust und Laune ergänzen oder ändern kann (mehr Ideen sind sehr willkommen):
Der Schlüssel
Der geheimnisvolle Gegenstand
Der geheime Ort
Der Schatz
Ein Verwandter
Ein alter Freund
Ein alter Feind
Ein geheimnisvoller Fremder
Verrat
Rache
Irrtum
Ein Versteck
Unwillkommene Hilfe
Das Gesetz
Kein Glück und dann noch Pech
Ein Gewinn
Eine Herausforderung
Die große Liebe
Ein schwacher Moment
Zerstörung
(usw.)
Auch diese Begriffe schreibt man auf Karten.
Und so wendet man diese Karten zur Episoden-Erzeugung an:
Dann mischt man alle und zieht Das Thema. Begriff notieren.
Karte wieder einmischen und Die Dunkele Seite ziehen. Begriff notieren.
Karte wieder einmischen und Die Helle Seite ziehen. Begriff notieren.
Karte wieder einmischen und Den Schergen ziehen. Begriff notieren.
Karte wieder einmischen und Den Helfer ziehen. Begriff notieren.
Karte wieder einmischen und Seite 20 ziehen. Begriff notieren.
Karte wieder einmischen und Seite 90 ziehen. Begriff notieren.
Karte wieder einmischen und Showdown ziehen. Begriff notieren.
Beispiel für die "Monstertruck-Ninjas":
Die folgenden Karten habe ich (auf bei mir in großer Stückzahl verfügbaren alten Visitenkarten notiert) gezogen:
Das Thema - Kein Glück und dann auch noch Pech
Die Dunkele Seite - General Lee
Die Helle Seite - Ein Gewinn
Den Schergen - Reverend Deacon Bishop
Den Helfer - Der geheimnisvolle Gegenstand
Seite 20 - Polizei
Seite 90 - Chi Lee
Showdown - "Slimy" Clive Clinton
Was macht man daraus?
"Kein Glück und dann auch noch Pech" könnte für die "Monstertruck Ninjas" bedeuten, daß sie - wiedereinmal - durch einen Überfall von Schwarzen Ninjas (im Pretitle) zuviel Zeit verbraten mußten, so daß sie ihren Auftritt in Jonstown verpaßt haben. Das dortige Festival ist schon am Abbauen, als die übermüdeten und zerklopften "Monstertruck Ninjas" dort eintreffen.
"General Lee" ist hier die Dunkele Seite. Er behindert seine eigene Truppe. Der letzte Angriff hat bitter notwendiges Geld für den Unterhalt der Showtruppe verlieren lassen. Und das lag nur an ihm, an General Lee selbst. Ihm ist das schmerzlich klar. Er verfällt in depressive Anwandlungen, hadert mit sich und seinem Schicksal, weil er immer der Grund für diese Angriffe auf seine "Familie" ist. Heimlich verläßt er die Truppe mit nur einem kurzen, mysteriösen Abschiedsbrief an seine Tochter. Wer leitet nun die Truppe? Wer hält sie nun zusammen?
"Reverend Deacon Bishop" war auch auf dem Festival um den dortigen Sündern zu predigen. Er nimmt sich General Lees an und läßt ihn, auf dessen Wunsch hin, insgeheim in seinem Kirchenbus mit in den fernen Westen mitfahren.
"Ein Gewinn" ist die Helle Seite. Ein Telegramm von "Slimy" Clive Clinton trifft ein, das mitteilt, daß er die "Monstertruck Ninjas" für eine Show in St. Louis mit großem Besucherandrang und Fernsehübertragung gebucht hat. Sie müssen nur rechtzeitig eintreffen, und die Truppe hätte wieder genug Geld für die nächsten Monate.
"Der geheimnisvolle Gegenstand" ist der Helfer. Da die Truppe garantiert nicht mehr genug Geld hat, um auch nur den Sprit für die Reise nach St. Louis zu bezahlen, sitzen sie in Jonstown fest. Da tut Leroy Mulligan einen seriös wirkenden, vermutlich mexikanischen Geschäftsmann auf, der für einen sicheren und unauffälligen Transport einer Steinfigur, einer Steinschildkröte, so groß wie ein Autoreifen, einen guten Batzen Geld als Vorschuß springen läßt, wenn diese Steinfigur unversehrt nach St. Louis an einen Antiquitäten-Sammler zugestellt wird. Mit diesem Vorschuß käme die Truppe garantiert bis nach St. Louis und noch weiter.
Die Truppe bricht ohne General Lee auf und kommt gut voran. Es ist aber immer noch nicht klar, wer denn nun die Führung der verbleibenden Truppe übernehmen soll. Vor allem streben einige der Mitglieder aus unterschiedlichen Gründen auseinander, ohne den Zusammenhalt, den General Lee ihnen als "Familienoberhaupt" gab.
"Polizei" ist der erste Plot-Twist nach ein paar Tagen Reise. - Hinter den Troß der Monstertruck-Crew setzt sich ein paar Polizeiwagen des lokalen County Sheriffs von Eagle's Peak County. Einer überholt und winkt den gesamten Troß zum seitlich Ranfahren. Der Sheriff und seine Deputies kontrollieren alles pingeligst und finden "Sicherheitsmängel" (nicht reparierte Schäden durch die Ninja-Attacke im Pretitle). Sie ziehen die Fahrzeuge aus dem Verkehr. Die Monstertruck-Truppe muß nach Eagle's Peak fahren und ihre Fahrzeuge abstellen bis alle Schäden repariert sind (Zeit für eine Reparatur-Montage). Die Truppe legt sich mächtig ins Zeug, doch dann schnüffelt ein Deputy etwas genauer und kommt auf die Holzkiste mit der Steinschildkröte. - Die ist als gestohlen gemeldet! - Nun sind die Ninjas in Erklärungsnöten, vor allem, weil sie im County Jail eingebuchtet werden (zumindest die, die sich erwischen lassen!). - Nach (vermutlich) Befreiung und Flucht können sie mit den reparierten Wagen durchstarten, doch brauchen sie für die langsamen Trucks ein Ablenkungsmanöver: eine Möglichkeit wäre es, die paar Bullenwagen des County Sheriffy mit ein paar geländegängigeren Wagen/Motorrädern der Ninjas wegzulocken, während sich die schweren Trucks aus dem Staube machen. Andere Lösungsmöglichkeiten sollten echten Ninjas nicht schwerfallen.
Die Ninjas rasen nun Richtung St. Louis, wissend, daß sie von dem "netten mexikanischen Geschäftsmann" gelinkt wurden. - Währenddessen: (Cut Scene) Die "rollende Kirche" von Reverend Deacon Bishop fährt in Eagle's Peak ein. (Eigentlich wollte der gute Reverend doch mehr nach Westen...)
"Chi Lee" ist Plot-Twist vor dem Showdown. Nur noch wenig Strecke vor St. Louis sieht es so aus, als könnten sie es pünktlich schaffen. Die Truppe muß an einer Trucker-Raststätte tanken, da wird Chi Lee von einem Haufen mit Schußwaffen bewaffneter Schergen und einem mexikanisch wirkenden Anführer gekidnapt. - Während ein paar der Ninjas in der Raststätte noch etwas essen schiebt ihnen die Bedienung einen Zettel zu: "Bringt die Steinfigur um 19:00 Uhr an folgende Adresse <Adresse folgt>, oder ihr seht Eure gelbe Freundin nicht wieder". - Die Show beginnt um 18:30 Uhr. - Zwei oder drei Gruppen: ein Teil muß die Show durchziehen, und zwar verdammt gut, weil hier die Zukunft der Truppe auf dem Spiel steht. Ein Teil muß Chi Lee befreien oder die Steinfigur, die ja eh gestohlen ist, übergeben, oder was auch immer. Und Chi Lee kann sich mit den Schurken auseinandersetzen: der "nette Auftraggeber" hat nämlich einen Flieger genommen und kommt auch in das Lagerhaus im Hafenviertel, wohin die Adresse verwiesen hat. Vielleicht befreit sie sich selbst? Vielleicht hörcht sie aber auch den Auftraggeber aus und findet so heraus, was es mit der Steinfigur auf sich hat?
"Slimy Clive Clinton" bestimmt den Showdown. Man sieht, wie er telefoniert, er sagt "Ja, in St. Louis, General. - Aber wie wollen sie denn da noch rechtzeitig hinkommen?" - Man sieht dann die rollende Kirche neben einer Rockerkneipe stehen. Ein Mann, von Gestalt wie General Lee, geht auf die geparkten Chopper zu. Dann hört man Motorengeräusch. - "Slimy" Clive Clinton ruft hektisch am Telefon jemanden in St. Louis an - er läßt einen der Monstertruck-Truppe ans Telefon holen. Er erzählt, daß er mit dem General gesprochen hat, daß der General meint, daß die Truppe in Problemen stecken würde, und daß man etwas tun würde. - Wie der Showdown weitergeht: das ist völlig von den Aktionen der Spieler abhängig. Wichtig ist hier nur, daß "Slimy" Clive Clinton den Showdown entscheidend mitgeprägt hat. (Eine Möglichkeit: General Lee kommt mit einem ganzen Haufen Biker bei der Show an, übernimmt die weitere Aufführung, so daß der Rest der Ninjas sich mit den Verbrechern abgeben können.)
Dieses Beispiel war nur ein Losspinnen von Ideen, die auf den von mir rein zufällig gezogenen Karten aufsetzten und die Story weiterspannen. - Aus denselben Karten kann man natürlich auch völlig andere Plots herausinterpretieren. Und mit anderen Karten ergeben sich andere Geschichten.
Bei Engel, wo ja die Engel-Arkana-Karten sowieso schon recht breit interpretierbar sind, habe ich mit dieser "Plot-Legung" schon gute Erfahrungen gemacht. In der Praxis bei Funky Colts werde ich sle in den nächsten Spielrunden mal ausprobieren (nur für bereits etablierte Serien, da das Vorbereiten der Karten etwas dauert). - Statt Karten könnte man natürlich auch eine Würfeltabelle basteln, nur finde ich die Kartenidee einfacher, weil man schneller neue Begriffe hinzufügen kann ohne gleich die Würfeltabelle umzuschmeißen.
Was meint Ihr zu diesem Hausregelvorschlag zur Episoden-Erzeugung?
Nun müssen Drehbücher für die einzelnen Episoden der Serie her!
Doch da die meisten Spielrunden keine im Akkord arbeitenden unterbezahlten Drehbuchschreiber haben werden, braucht es manchmal einer anderen Methode um ein für einen Drehbeginn (Spielbeginn) ausreichendes Drehbuch zu bekommen.
Die nachfolgend vorgestellte Methode entstammt eigentlich aus dem Fan-Umfeld zum Rollenspiel "Die Chroniken der Engel", welches statt mit Würfeln mit einer Art spielweltspezifisch modifizierter Tarot-Karten gespielt wird. Die ursprüngliche Idee zur "kartenbasierten Plot-Legung" findet man im Engel-Wiki (hier) und auch ein Beispiel, wie das mit den Engel-Arkana-Karten zu einem Szenario führen kann (hier).
Kurzer Abriß der kartenbasierten Episoden-Erzeugung:
Man nimmt einen Stoß Karten mit den wichtigsten Begriffen für die jeweilige Serie.
Für folgende Eckpunkte einer Episode zieht man Karten:
Thema (das zentrale Thema, kann auch eine Person, ein Ort oder etwas anderes sein, um das es in dieser Episode geht)
Dunkele Seite (das sind negative Einflüsse oder Eigenschaften des Themas selbst oder auch von außen kommende Bedrohungen)
Scherge (das ist jemand oder etwas, der die Dunkele Seite fördert)
Helle Seite (das sind die positiven Einflüsse oder Eigenschaften des Themas selbst oder auch von außen kommende Hilfestellungen)
Helfer (das ist jemand oder etwas, der die Helle Seite fördert)
Seite 20 (Drehbuchseite 20 ist der Punkt der ersten Plotwendung, die für mehr Unsicherheit und Bewegung im Plot sorgt)
Seite 90 (Drehbuchseite 90 ist der Punkt der Plotwendung vor dem Showdown, die das Tempo anziehen läßt und den Plot auf die Spitze treibt)
Showdown (Ende mit viel Action, Kampf, Dramatik, Special Effects)
Nun hat man aber keine Karten bei Funky Colts! - Was würde McGuyver tun?
Genau! Er bastelt sich welche. - Machen wir auch!
Ich nehme als Beispiel mal meine "Monstertruck-Ninjas", weil ich die gut genug kenne, daß ich gleich losschreiben kann.
Ich suche mir mal die wichtigsten Begriffe für diese Serie zusammen (aus den Beschreibungen, dem Teaser, den Charakteren, den Gegnern, den Neutralen):
Die Teaser-Begriffe:
Monster-Truck Show
Weiße Ninja
Auf Achse
General Lee
Schwarze Ninja
Polizei
Geheimdienste
Live free! Keep on trucking!
Washington Jackson, der schwarzer Ghetto-Kung-Fu-Kämpfer
"Slimy" Clive Clinton, der neue Show-Auftritte organisiert
Reverend Deacon Bishop, der Wanderprediger im Kirchenbus
"Black Mask", der unbekannte Chef der "Black Dragon Lotos"-Sekte der Ninjas.
Die Serienhelden: (nur die tatsächlich als SCs erschaffenen Charaktere aufführen)
Chi Lee, die undurchschaubare asiatische Schönheit und Tochter des Meisters
Bronc Carson, der junge, heißblütige, aufmüpfige Stunt-Fahrer
Mary-Jane Tuttle, die geniale, stets ölverschmierte Bastlerin
Virgil Jones, der schwarze Kung-Fu Kämpfer
Leroy Mulligan, der charmante Loser, der die Truppe zusammenhält
April O'Neil, die motorradfahrende Scharfe Braut (tm)
Timmy Larsson, das nervige, aber gewitzte Kind
John Smalls, der alte Ex-Vietnam-Kämpfer ohne Bindungen
Die obigen 12 Teaser-Begriffe und die 8 (in diesem Falle ziemlich viele SCs) Serienhelden-Namen notiert man sich z.B. auf überschüssigen Visitenkarten oder anderen geeigneten Materialien.
Diese Serien-Begriffe reichen aber nicht für die Episoden-Erzeugung, da hier die GENERELLEN Versatzstücke der entsprechenden TV-Serien noch fehlen. Diese kann man je nach Ausrichtung der Serie (eher komisch, eher hart, eher ernst, eher locker) unterschiedlich gestalten. Hier folgen nur einige Beispiele, die man jederzeit frei nach Lust und Laune ergänzen oder ändern kann (mehr Ideen sind sehr willkommen):
Der Schlüssel
Der geheimnisvolle Gegenstand
Der geheime Ort
Der Schatz
Ein Verwandter
Ein alter Freund
Ein alter Feind
Ein geheimnisvoller Fremder
Verrat
Rache
Irrtum
Ein Versteck
Unwillkommene Hilfe
Das Gesetz
Kein Glück und dann noch Pech
Ein Gewinn
Eine Herausforderung
Die große Liebe
Ein schwacher Moment
Zerstörung
(usw.)
Auch diese Begriffe schreibt man auf Karten.
Und so wendet man diese Karten zur Episoden-Erzeugung an:
Dann mischt man alle und zieht Das Thema. Begriff notieren.
Karte wieder einmischen und Die Dunkele Seite ziehen. Begriff notieren.
Karte wieder einmischen und Die Helle Seite ziehen. Begriff notieren.
Karte wieder einmischen und Den Schergen ziehen. Begriff notieren.
Karte wieder einmischen und Den Helfer ziehen. Begriff notieren.
Karte wieder einmischen und Seite 20 ziehen. Begriff notieren.
Karte wieder einmischen und Seite 90 ziehen. Begriff notieren.
Karte wieder einmischen und Showdown ziehen. Begriff notieren.
Beispiel für die "Monstertruck-Ninjas":
Die folgenden Karten habe ich (auf bei mir in großer Stückzahl verfügbaren alten Visitenkarten notiert) gezogen:
Das Thema - Kein Glück und dann auch noch Pech
Die Dunkele Seite - General Lee
Die Helle Seite - Ein Gewinn
Den Schergen - Reverend Deacon Bishop
Den Helfer - Der geheimnisvolle Gegenstand
Seite 20 - Polizei
Seite 90 - Chi Lee
Showdown - "Slimy" Clive Clinton
Was macht man daraus?
"Kein Glück und dann auch noch Pech" könnte für die "Monstertruck Ninjas" bedeuten, daß sie - wiedereinmal - durch einen Überfall von Schwarzen Ninjas (im Pretitle) zuviel Zeit verbraten mußten, so daß sie ihren Auftritt in Jonstown verpaßt haben. Das dortige Festival ist schon am Abbauen, als die übermüdeten und zerklopften "Monstertruck Ninjas" dort eintreffen.
"General Lee" ist hier die Dunkele Seite. Er behindert seine eigene Truppe. Der letzte Angriff hat bitter notwendiges Geld für den Unterhalt der Showtruppe verlieren lassen. Und das lag nur an ihm, an General Lee selbst. Ihm ist das schmerzlich klar. Er verfällt in depressive Anwandlungen, hadert mit sich und seinem Schicksal, weil er immer der Grund für diese Angriffe auf seine "Familie" ist. Heimlich verläßt er die Truppe mit nur einem kurzen, mysteriösen Abschiedsbrief an seine Tochter. Wer leitet nun die Truppe? Wer hält sie nun zusammen?
"Reverend Deacon Bishop" war auch auf dem Festival um den dortigen Sündern zu predigen. Er nimmt sich General Lees an und läßt ihn, auf dessen Wunsch hin, insgeheim in seinem Kirchenbus mit in den fernen Westen mitfahren.
"Ein Gewinn" ist die Helle Seite. Ein Telegramm von "Slimy" Clive Clinton trifft ein, das mitteilt, daß er die "Monstertruck Ninjas" für eine Show in St. Louis mit großem Besucherandrang und Fernsehübertragung gebucht hat. Sie müssen nur rechtzeitig eintreffen, und die Truppe hätte wieder genug Geld für die nächsten Monate.
"Der geheimnisvolle Gegenstand" ist der Helfer. Da die Truppe garantiert nicht mehr genug Geld hat, um auch nur den Sprit für die Reise nach St. Louis zu bezahlen, sitzen sie in Jonstown fest. Da tut Leroy Mulligan einen seriös wirkenden, vermutlich mexikanischen Geschäftsmann auf, der für einen sicheren und unauffälligen Transport einer Steinfigur, einer Steinschildkröte, so groß wie ein Autoreifen, einen guten Batzen Geld als Vorschuß springen läßt, wenn diese Steinfigur unversehrt nach St. Louis an einen Antiquitäten-Sammler zugestellt wird. Mit diesem Vorschuß käme die Truppe garantiert bis nach St. Louis und noch weiter.
Die Truppe bricht ohne General Lee auf und kommt gut voran. Es ist aber immer noch nicht klar, wer denn nun die Führung der verbleibenden Truppe übernehmen soll. Vor allem streben einige der Mitglieder aus unterschiedlichen Gründen auseinander, ohne den Zusammenhalt, den General Lee ihnen als "Familienoberhaupt" gab.
"Polizei" ist der erste Plot-Twist nach ein paar Tagen Reise. - Hinter den Troß der Monstertruck-Crew setzt sich ein paar Polizeiwagen des lokalen County Sheriffs von Eagle's Peak County. Einer überholt und winkt den gesamten Troß zum seitlich Ranfahren. Der Sheriff und seine Deputies kontrollieren alles pingeligst und finden "Sicherheitsmängel" (nicht reparierte Schäden durch die Ninja-Attacke im Pretitle). Sie ziehen die Fahrzeuge aus dem Verkehr. Die Monstertruck-Truppe muß nach Eagle's Peak fahren und ihre Fahrzeuge abstellen bis alle Schäden repariert sind (Zeit für eine Reparatur-Montage). Die Truppe legt sich mächtig ins Zeug, doch dann schnüffelt ein Deputy etwas genauer und kommt auf die Holzkiste mit der Steinschildkröte. - Die ist als gestohlen gemeldet! - Nun sind die Ninjas in Erklärungsnöten, vor allem, weil sie im County Jail eingebuchtet werden (zumindest die, die sich erwischen lassen!). - Nach (vermutlich) Befreiung und Flucht können sie mit den reparierten Wagen durchstarten, doch brauchen sie für die langsamen Trucks ein Ablenkungsmanöver: eine Möglichkeit wäre es, die paar Bullenwagen des County Sheriffy mit ein paar geländegängigeren Wagen/Motorrädern der Ninjas wegzulocken, während sich die schweren Trucks aus dem Staube machen. Andere Lösungsmöglichkeiten sollten echten Ninjas nicht schwerfallen.
Die Ninjas rasen nun Richtung St. Louis, wissend, daß sie von dem "netten mexikanischen Geschäftsmann" gelinkt wurden. - Währenddessen: (Cut Scene) Die "rollende Kirche" von Reverend Deacon Bishop fährt in Eagle's Peak ein. (Eigentlich wollte der gute Reverend doch mehr nach Westen...)
"Chi Lee" ist Plot-Twist vor dem Showdown. Nur noch wenig Strecke vor St. Louis sieht es so aus, als könnten sie es pünktlich schaffen. Die Truppe muß an einer Trucker-Raststätte tanken, da wird Chi Lee von einem Haufen mit Schußwaffen bewaffneter Schergen und einem mexikanisch wirkenden Anführer gekidnapt. - Während ein paar der Ninjas in der Raststätte noch etwas essen schiebt ihnen die Bedienung einen Zettel zu: "Bringt die Steinfigur um 19:00 Uhr an folgende Adresse <Adresse folgt>, oder ihr seht Eure gelbe Freundin nicht wieder". - Die Show beginnt um 18:30 Uhr. - Zwei oder drei Gruppen: ein Teil muß die Show durchziehen, und zwar verdammt gut, weil hier die Zukunft der Truppe auf dem Spiel steht. Ein Teil muß Chi Lee befreien oder die Steinfigur, die ja eh gestohlen ist, übergeben, oder was auch immer. Und Chi Lee kann sich mit den Schurken auseinandersetzen: der "nette Auftraggeber" hat nämlich einen Flieger genommen und kommt auch in das Lagerhaus im Hafenviertel, wohin die Adresse verwiesen hat. Vielleicht befreit sie sich selbst? Vielleicht hörcht sie aber auch den Auftraggeber aus und findet so heraus, was es mit der Steinfigur auf sich hat?
"Slimy Clive Clinton" bestimmt den Showdown. Man sieht, wie er telefoniert, er sagt "Ja, in St. Louis, General. - Aber wie wollen sie denn da noch rechtzeitig hinkommen?" - Man sieht dann die rollende Kirche neben einer Rockerkneipe stehen. Ein Mann, von Gestalt wie General Lee, geht auf die geparkten Chopper zu. Dann hört man Motorengeräusch. - "Slimy" Clive Clinton ruft hektisch am Telefon jemanden in St. Louis an - er läßt einen der Monstertruck-Truppe ans Telefon holen. Er erzählt, daß er mit dem General gesprochen hat, daß der General meint, daß die Truppe in Problemen stecken würde, und daß man etwas tun würde. - Wie der Showdown weitergeht: das ist völlig von den Aktionen der Spieler abhängig. Wichtig ist hier nur, daß "Slimy" Clive Clinton den Showdown entscheidend mitgeprägt hat. (Eine Möglichkeit: General Lee kommt mit einem ganzen Haufen Biker bei der Show an, übernimmt die weitere Aufführung, so daß der Rest der Ninjas sich mit den Verbrechern abgeben können.)
Dieses Beispiel war nur ein Losspinnen von Ideen, die auf den von mir rein zufällig gezogenen Karten aufsetzten und die Story weiterspannen. - Aus denselben Karten kann man natürlich auch völlig andere Plots herausinterpretieren. Und mit anderen Karten ergeben sich andere Geschichten.
Bei Engel, wo ja die Engel-Arkana-Karten sowieso schon recht breit interpretierbar sind, habe ich mit dieser "Plot-Legung" schon gute Erfahrungen gemacht. In der Praxis bei Funky Colts werde ich sle in den nächsten Spielrunden mal ausprobieren (nur für bereits etablierte Serien, da das Vorbereiten der Karten etwas dauert). - Statt Karten könnte man natürlich auch eine Würfeltabelle basteln, nur finde ich die Kartenidee einfacher, weil man schneller neue Begriffe hinzufügen kann ohne gleich die Würfeltabelle umzuschmeißen.
Was meint Ihr zu diesem Hausregelvorschlag zur Episoden-Erzeugung?